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Mike + The Mechanics – HITS – Rezension

Nun gibt es auch von Mike + The Mechanics eine Zusammenstellung von Hits, und das gleich im Doppel- pack als CD und Video.

„Greatest Hits“ , „Best of… .“ oder auch nur schlicht „Hits“ – verschiedene Namen für ein Ziel, nämlich die besten Titel eines Künstlers oder einer Gruppe noch einmal dem geneigten Publikum unterzujubeln. So gibt es nun auch von Mike & The Mechanics eine Zusammenstellung von Hits, und das gleich im Doppel- pack als CD und Video, mit einem Albumtitel, wie er einfallsloser wohl nicht hätte sein können: Hits.

Die CD enthält, wie der Titel verspricht und wie bei solchen Platten üblich, exakt dieses Songmaterial der Mechanics. Auf unveröffentlichte Versionen oder Liveaufnahmen wurde verzichtet. Lediglich All | Need Is A Miracle vom ersten Mechanics-Album wurde im Stil der 90er Jahre neu ein- gespielt und auf dieser CD anstelle der Originalversion verwendet. Das gesamte Werk zielt deutlich nur darauf ab, Käufer zu befriedigen, die erst durch den phänomenalen Erfolg von Over My Shoulder und der Folgesingles auf Mike + The Mechanics aufmerksam geworden sind.

Für diese Vermutung spricht auch, dass alles, was auf die Vergangenheit der Band hindeutet, in den Hintergrund gestellt wurde. So taucht z. B. der markante alte Mechanics-Schriftzug nirgends auf, und die Photos der Band im Booklet stammen allesamt von 1995. Beim Auflisten des Band-Line-up wurden die lediglich beim letzten Album nicht oder wenig vertretenen Bandmitglieder Peter Van Hooke und Adrian Lee zusammen mit den „Live-Mechanikern“ Tim Renwick und Gary Wallis in einen Topf geworfen und optisch der fettgedruckten Formation Mike-Paul-Paul untergeordnet. Gerade Peter und Adrian muss das wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen. So wenig bedeutet deren Beteiligung an den ersten drei Band-Alben also heute noch.

Das sehr mittelmäßige Cover-Design ist ein Zugeständnis an den 90er-Jahre-Look, woran auch der gute alt Tankwart des Original All I Need Is A Miracle Singlecovers von 1985 nicht viel ändern kann – offensichtlich konnte auch ihn das Hits-Album nicht aus seinem „Nickerchen“ erwecken. Eigentlich kann man die CD nur denjenigen Fans empfehlen die eben nur Ohrwürmer hören wollen oder ansonsten noch kein Album der Mechanics besitzen. Beim gleichnamigen Video verhält es sich zum Glück etwas anders, obwohl die Titel weitgehend mit der CD identisch sind. Lediglich Get Up, wovon kein Clip existiert, fehlt beim Hits-Video. Dafür wurde es mit Stop Baby, Seeing Is Believing und All I Need Is A Miracle (in der Originalversion) ergänzt. Da man naturgemäß Hits eher akustisch via Radio präsentiert bekommt als audiovisuell per Fernsehen, ist der spontane Wiedererkennungseffekt hier nicht so aus geprägt wie bei der CD, und da das erste Kaufvideo der Band, A Closer Look, inzwischen nicht mehr erhältlich ist, macht es Sinn, dass man die sieben Stücke, die schon darauf enthalten waren, auch hier wiederfindet.

Ein Teil der Kritik an der CD trifft freilich auch auf das Video zu, zumindest was die Optik und das Forcieren des „Trio-Images“ betrifft. Dass über die Hälfte des enthal tenen Videomaterials bisher käuflich nicht zu erwerben war, lässt zwar im Grunde keine Kritik an der Zusammenstellung zu, aber über einen Bonus in Form eines Songs als Livemitschnitt oder einer Kurzdokumentation über die Mechanics hätte sich sicher jeder Fan gefreut. Man kann Mike den Erfolg mit den Mechanics wirklich gönnen. Eine Veröffentlichung wie diese wäre vor Jahren undenkbar gewesen und spiegelt den derzeitigen Status der Band wider. Dass bei einem solchen Aufstieg Teile der früheren Fangemeinde auf der Strecke bleiben, ist leider normal. So sollte auch Mike nicht vergessen, daß sein jetziger Erfolg größtenteils auf Fans basiert, die ihn vielleicht schon morgen wieder vergessen haben.

Genau wie bei Genesis gibt es eben nicht nur das Gros der Plattenkäufer und Konzertbesucher, sondern auch Menschen, denen die Musik dann doch mehr bedeutet, als nur Gegenstand zur Unterhaltung zu sein, und für die der Künstler bzw. die Band mehr ist als der Name auf einem Plattencover.

Autoren: Peter Schütz und Helmut Janisch
zuerst veröffentlicht im it-Magazin #19