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Mike + The Mechanics – Favourites – Rezension
Am 27. Dezember 2000 erschien in Schweden eine weitere Kompilation mit Songs von Mike Rutherford und seinen Mechanics, diesmal unter dem Titel Favourites…
Am 27. Dezember 2000 erschien in Schweden eine weitere Kompilation mit Songs von Mike Rutherford und seinen Mechanics, diesmal unter dem Titel
Favourites. Na, und? mag man fragen. So ganz uninteressant aber scheint die Veröffentlichung nicht zu sein. Immerhin handelt es sich um eine der letzten CDs, die im alten Jahrtausend auf den Markt gebracht wurden, und das mag Symbolcharakter haben, endete doch mit Paul „Youngy“ Youngs Tod im Sommer 2000 auch ein musikalischer Lebensabschnitt des Rutherfordschen Langzeitprojektes noch im vergangenen Millennium. Und immerhin macht der exklusive Remix des einstigen B-Side-Songs
You Never Change – welch eine Rarität! – die Scheibe wiederum für die ganze … oder, na ja, den harten Kern der globalen Mechanics-Fangemeinde attraktiv. Vor allem aber wird man erfreut bemerken, dass es sich laut Untertitel nicht um eine Hits-, sondern um eine „The very best of“-Zusammenstellung handelt – ob das wohl mehr Hörvergnügen als bei dem 1996er
Hits-Sampler mit seinen zum großen Teil radioverschlissenen Songs bedeutet?
Die Idee für diese Veröffentlichung kam offenbar aus Schweden, man überging Mike Rutherford und Paul Carrack jedoch nicht. Ersterer wirkte bei der Songauswahl mit und steuerte die überarbeitete Version des letzten Songs bei, und beide unterzeichneten die Widmung an die schwedischen Fans und an den verstorbenen „Freund und Kollegen“.
Die CD ist randvoll gefüllt mit 17 Titeln. Vom ersten Album, von Living Years und von M6 stammen je drei, von Word Of Mouth und aus der Beggar…-Phase je vier Stücke. Ebenso ausgeglichen ist die Mischung, wenn man betrachtet, welcher Co-Autor zusammen mit Mike die Songs geschrieben hat: Sechsmal ist es Chris Neil, als Erfolgsproduzent einer der wichtigsten Mechaniker, über den leider nur wenig bekannt ist, außer dass er über eine riesige Liste beachtlicher Referenzen verfügt; sechsmal B(rian) A(lexander) Robertson, ebenfalls von Anfang an dabei, ein Schotte, der in den 80er Jahren einige Hitsingles veröffentlichte und Musik für BBC-Fernsehsendungen schrieb; und fünfmal Paul Carrack, der als Co-Writer mit den Jahren stetig an Bedeutung gewann. Sänger der Lieder ist in elf Fällen Paul Carrack, nur fünfmal Paul Young, und Par Avion wird von John Kirby gesungen, über den keine Informationen vorliegen, außer dass es sich bei ihm gewiss nicht um die gleichnamige Swing-Legende handelt.
Ernüchternd fällt der Vergleich mit Hits aus: 12 Songs der 1996er Kompilation, nämlich alle außer dem exquisiten Taken In, sind auch auf Favourites vertreten.
Die einzelnen Songs sind hinreichend bekannt. Bei All I Need … handelt es sich um den Remix von 1996.
You Never Change erscheint hier in einer Version, bei der an den Enden ein paar Takte abgehackt wurden und – was viel wichtiger ist – dem Refrain mehr Drive verliehen wurde, indem das Schlagzeug nun doppelt so schnell spielt und Mike den Gitarrenpart neu aufnahm (beides gilt nur für den Refrain). Die Version wird auf Schwedisch als „tidigare outgiven“ (= „frühere Ausgabe“??) bezeichnet.
Das Booklet enthält die oben erwähnte Widmung, die Credits für diese Kompilation, eine Zusammenfassung der Geschichte der Mechanics von 1985 bis 2000 auf Schwedisch und eine Liste der Songs mit den üblichen knappen Angaben, die genauso wenig Details über die Songs verraten wie die Booklets früherer Veröffentlichungen. Fotos aus unterschiedlichen Sessions vorangegangener Jahre zeigen das Mechanics-Trio oder Mike alleine. Das Motiv des sternenreichen Weltalls findet nicht nur auf dem Cover-Bild Verwendung, möglicherweise eine Hommage an Paul Young. Witzig sind die fünf kleinen Piktogramme, die die fünf Studioalben darstellen.
Was ist nun von der Veröffentlichung zu halten? Die teure CD ist auf jeden Fall zu empfehlen, wenn man den Song You Never Change gern in einer (noch) besseren Version hören möchte. Ansonsten muss man als Rutherford-Fan weiterhin auf eine Zusammenstellung warten, die auch die Soloalben
Smallcreep’s Day und Acting Very Strange oder auch andere Arbeiten Mikes außerhalb von Genesis berücksichtigt, wie z. B.
In The Arms Of Someone Else, das Mike für John Verity schrieb und miteinspielte (um nur ein Beispiel zu nennen). Auch eine Live-Version hätte erfrischend gewirkt, wie sie doch schon seit den 80er Jahren immer wieder auf B-Seiten erschienen sind – sei es nun die kraftvolle Live-Version von Mikes
I Don’t Wanna Know (B-Seite von Hanging By A Thread) oder das fantastische
Silent Running von der Beggar…-Tour. So let’s dream on … across in dreamland …
Autor: Andreas Lauer