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Mike Rutherford – Interview über R-Kive, Sum Of The Parts, Mechanics, Touring – per Telefon, 7.11.2014
Nach den Veröffentlichungen R-Kive und Sum Of The Parts und vor der Nordameriuka-Tour hatten wir Gelegenheit, mit Mike Rutherford ein Telefoninterview zu führen.
Unruhige Zeiten im Genesis-Lager und für Mike Rutherford: Gerade erst sahen sich Genesis großer Kritik seitens der Fans ausgesetzt, nun muss sich Mike wieder auf die Mechanics konzentrieren. Es stehen neue Songs an und eine ausgedehnte Tour im Jahr 2015. Dazu kommt die Frage, welchen Stellenwert die Fans bei der Band haben. Genug Gesprächsbedarf, dass Christian Gerhardts dem Genesis-Gitarristen am 7.11.2014 per Telefon auf den Zahn fühlte.
it: Wessen Idee war es, Eure neue Zusammenstellung R-Kivezu nennen?
Mike: Oh, das war Peters Idee. Wir haben per Email ein wenig Gedanken getauscht und wir brauchten ja auch einen Titel für die Dokumentation und das wurde dann Sum Of The Parts. Beides scheinen schöne Titel zu sein.
„Wir hatten keine Kontrolle über die Dokumentation“
it:Während das Konzept hinter R-Kive R-Kive sicher jedem einleuchtet, gab es bezüglich Eurer Dokumentation Sum Of The Parts doch sehr heftige Kritik, sie wurde oft und zu Recht als unausgewogen bezeichnet. Wie ist denn deine Meinung dazu? Hätte man sie besser machen können?
Mike: Natürlich kann sowas immer besser gemacht werden. Ihr wisst ja, dass Steve sich beschwert hat und ich stimme ihm voll zu. Die Doku wurde von Eagle Rock in Auftrag gegeben, wir sahen uns den ersten Schnitt an und der war fürchterlich und vor allem total langweilig. Da war kaum Solo-Material von irgendeinem von uns, gar nichts von Peter Gabriel und Steve kam in dieser Version überhaupt nicht mal vor. Also hatten wir eine Diskussion und dann wurden das Team und der Regisseur ausgetauscht. Also kamen neue Leute für das Projekt und erstellten einen neuen Entwurf, der da schon nach der BBC-Frist abgeliefert wurde. Wir haben dann noch einige Sachen kommentiert, zum Beispiel wollten wir eine Story über die Vari*Lites drinhaben, wir haben uns beschwert, dass Steves Soloschaffen nicht beachtet wurde und so weiter. Aber dann haben wir das auch nicht mehr gesehen, bevor es dann fertig war. Wir hatten da nicht wirklich die Kontrolle, wir wurden schließlich viel zu spät eingebunden.
it: Ist das auch der Grund, warum Calling All Stations gar nicht vorkommt?
Mike: Naja, die Regisseure müssen irgendwann auch festlegen, was sie zeigen wollen und was nicht und für mich kann ich sagen, ich hätte die Vari*Lites Geschichte gern drin gehabt. Die Geschichte ist doch fantastisch, wir haben damals die Bühnenshows und Beleuchtung nachhaltig verändert. Am Ende kann wohl nicht alles unterbringen. Aber es war enttäuschend.
it: Vor ein paar Wochen hast du in einem Interview erwähnt, dass ursprünglich geplant war, eine Dokumentation über das Album The Lamb Lies Down On Broadway zu machen. Das macht ja auch Sinn, das Album wird in diesem Monat (November 2014) 40 Jahre alt. Warum habt ihr diese Idee nicht weiterverfolgt und die Band-Dokumentation dann später gemacht? Wird es nun ggf. später eine Dokumentation zu The Lamb geben?
Mike: Das Problem mit The Lamb ist: Es gibt einfach zu wenig Material. Aber wer weiß, vielleicht machen wir das später noch. Ich kenne den Chef von Eagle Rock, das ist ein Freund von mir. Er wollte etwas zu The Lamb machen, wir haben dann darüber gesprochen und entschieden, dass es besser wäre, eine Dokumentation über Genesisund die Solokarrieren zu machen. Und der Grund warum wir das taten – die Dokumentation rechtfertigt das R-Kive Set. Ich glaub ich hätte diese Dokumentation ohne R-Kive gar nicht gemacht. Es ist ja so, ihr kennt natürlich Genesis, bzw. die Fans wissen alles über die Geschichte der Band, aber da gibt es eine ganze Menge Leute, die wissen nicht so viel über uns. Die haben keine Ahnung, dass Phil mal Schlagzeug spielte, oder ich auch noch Mike + The Mechanics habe oder dass Peter Gabriel mal Teil der Band war. Die wissen darüber nicht Bescheid. Viele haben die Band zu verschiedenen Zeiten kennengelernt und dann eben einige Dinge nicht mitbekommen. Auf eine gewisse Art ist es ebene ein Ansatz, die Leute an unsere Geschichte zu erinnern.
it: Also schließt du nicht aus, dass es in Zukunft eine Dokumentation über The Lamb geben wird?
Mike: Nein, natürlich nicht.
it: Ihr habt auch ein neues Band-Logo eingeführt, was etwas merkwürdig aussieht und ehrlich gesagt auch nicht gerade populär unter den Fans ist. Wessen Idee war das?
Mike:Wir haben jemanden beauftragt, einige Ideen zu entwickeln und uns diese dann angeschaut und gesagt „ok, das hier nehmen wir“.
it: Also habt ihr nicht darüber nachgedacht, ein altes Logo zu verwenden?
Mike: Nein, es ist ein anderes Projekt und wir wollten etwas neues probieren.
„Ich bin aber sehr stolz auf Supper’s Ready, dieses Stück ist zeitlos“
it: Wir haben eben über The Lamb gesprochen. Wenn du das Genesis-Album auswählen müsstest, auf das du am meisten stolz bist, welches wäre das dann?
Mike:Das kann ich unmöglich sagen. Ich hab mich zuletzt wieder mit einer ganzen Menge Material meiner Vergangenheit beschäftigt und dann hab ich auch noch ein Buch darüber geschrieben – so hab ich viel mehr über meine eigene Musik gelernt, als ich vorher darüber wusste. Ich bin aber sehr stolz auf Supper’s Ready, dieses Stück ist zeitlos. Ich bin auch stolz auf die letzten drei Album, also die drei vom Mama-Album beginnend, einfach deswegen, weil damals etwas mit unserem Songwriting passiert ist. Es war so, als gelangten wir einfach in einen Fluss. Die Alben haben sich mehr oder weniger von selbst geschrieben, in nur wenigen Tagen, und das war wirklich fantastisch. Entsprechend schwer ist es, ein Album auszuwählen.
it: Nach der letzten Genesis Tour 2007 hast du – wie auch Phil – von der Möglichkeit gesprochen, mal wieder zu Dritt einen Song aufzunehmen und diesen dann eben als digitale Single zu veröffentlichen. Gibt’s eine Chance, dass dies noch mal verwirklicht wird?
Mike: Ich glaube, das ist zum jetzigen Zeitpunkt doch sehr unwahrscheinlich.
it: Das bedeutet nicht „in absehbarer Zukunft“?
Mike: Naja, ich habe ja immer gesagt, sag niemals nie. Aber es gibt derzeit auch absolut überhaupt keine Pläne in dieser Richtung. Wenn man das Sum Of The Parts Projekt betrachtet, dann war die kritische Größe, uns wirklich mal alle für ein paar Tage in einen Raum zu bekommen. Ohne das hätte das Ganze auch gar nicht funktioniert.
it: 2011 hast du mit The Road ein neues Mechanics-Album veröffentlicht. Ihr habt seit dem sehr viel live gespielt und nun kam heraus, dass Daryl Stuermer Euch während der Nordamerika-Tour supporten wird. Wie kam das zustande? Wird Daryl Euch auch während Eures Sets unterstützen?
Mike: Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht, vielleicht wird er das. Und bezüglich der Nordamerika-Tour … der Promoter hatte uns im Hammersmith Apollo in London gesehen, er fand die Show toll und hat eine Tour in Nordamerika gebucht. Es ist eine feine Tour im Nordosten Nordamerikas, nur für vier Wochen. Wir probieren es einfach und schauen mal, wie das läuft. Es war ja so, dass wir vor ein paar Jahren in England mit dem neuen Album an den Start gingen und gleich eine Tour spielten, aber das war gar nicht so leicht. Wir mussten uns erst wieder beweisen auf der Bühne. Dazu kommt, dass die Mechanicsso viele Tourneen ja bis dahin gar nicht absolviert hatten. Also ist das jetzt ein wenig wie früher, man spielt um sich wieder ins Gespräch zu bringen. Also machen wir das jetzt in Nordamerika und wir hatten ein paar Ideen bzgl. Support Bands und dann kam Daryl und fragte „wie wäre es mit mir?“ – Ich denke er kommt ohne Band, aber es wird sicher fantastisch.
it: Also spielt er eine Solo-Show im Vorprogramm?
Mike: Ja, ich denke, so wird es sein.
„Über Setliständerungen denke ich nach“
it: Ihr hattet in Nordamerika ja den kommerziell größten Erfolg mit den ersten beiden Alben. Planst du, die Setlist entsprechend anzupassen, um den Erwartungen dort gerecht zu werden?
Mike: Oh, das ist eine gute Frage, die ich mir sicher stellen muss – ich weiß aber noch keine Antwort darauf. Wir werde auf jeden Fall ein paar kleinere Änderungen vornehmen aber wir spielen ja auch gleichzeitig recht viel von diesen Alben – Silent Running, Seeing Is Believing, Nobody’s Perfectund so weiter. Mal schauen, was passiert. Ist aber auf jeden Fall eine gute Frage, wir müssen uns über die verschiedenen Möglichkeiten Gedanken machen.
it: Als du die Living Years Jubiläumstour gemacht hast, da haben die Fans ja schon erwartet, dass du mehr von diesem Album spielst, als die vier Songs, die es am Ende wurden. Habt ihr überlegt, mehr davon zu spielen, oder vielleicht sogar das ganze Album?
Mike: Nein haben wir nicht – schon deswegen, weil es auf dem Album Songs gibt, die live nicht funktionieren. Vier oder fünf eigenen sich aber, und die spielen wir auch – das reicht dann aber auch von diesem Album.
it: Du kommst nach der Nordamerika-Tour 2015 wieder nach England und auch Europa (Festland). Gibt es neue Pläne für die europäischen Shows oder folgen die dem bekannten Konzept?
Mike: Da bin ich mir noch nicht sicher. Wir werden ein paar Dinge ändern, das zumindest ist sicher. Ich genieße zum Beispiel den Akustik-Teil, den wir eingeführt haben.
it: Das geht mir auch so. Wenn wir über Konzerte sprechen, dann erkennen die Fans durchaus an, dass ihr eine exzellente Live-Band seid, aber ihr spielt immer recht kurze Sets. Warum spielt ihr nicht 2 Stunden?
Mike: Nun, in England wird die Show 1’50 dauern. Es ist aber auch so, dass zum Beispiel Genesisimmer eine Riesen-Produktion hatten, das hilft natürlich – aber die Mechanicshaben keine große Produktion. Bezüglich der UK-Tour überlege ich aber gerade, ob wir nicht einfach zwei Sets spielen mit einer kurzen Pause. Dann könnten wir auch länger spielen. Ich hatte darüber schon mal nachgedacht. Vielleicht mache wir das so…
it: Ihr habt ja nun auch genug Material, um mehr Songs zu spielen.
Mike: Das stimmt, wir haben mehr Songs, die wir spielen könnten. Aber der Set muss auch funktionieren, es sollte also auch nicht zu lang sein. Aber mit der Pause … vielleicht starten wir den zweiten Teil mit der Akustik-Session, das könnte funktionieren. Es ist nur eine Idee, wir werden sehen.
„Ein neues Album ist unwahrscheinlich, neue Songs aber möglich“
it: Sprechen wir mal über neues Material – du denkst ja schon eine Weile darüber nach, neue Songs zu schreiben und ein paar Ideen zu entwickeln. Gibt es eine Chance auf ein neues Mechanics-Album?
Mike: Es gibt definitiv die Chance auf neue Songs. Ich bin nur nicht ganz so sicher, wohin das führen wird. Ich hab im letzten Monat ein paar neue Songs geschrieben und wir werden im Dezember weitere Songs schreiben und im Januar vielleicht auch welche aufnehmen. Aber ein komplettes Album ist heutzutage schwer zu rechtfertigen. Es ist ziemlich viel Arbeit. Es wird aber definitiv neue Musik geben. Das werden wir dann auch irgendwie veröffentlichen, und wie, das sehen wir dann.
it: Also wird es keine große Veröffentlichung vor der Tour geben?
Mike: Nein, das nicht, aber vielleicht geben wir ein paar Songs an die Radiostationen und schauen mal, was passiert.
it: James Walsh (Sänger der Band Starsailor) wird Eurer Support Act während der UK Tour sein. Ich hab die CD und habe gesehen, dass ein „Rutherford“ bei manchen Songs als Co-Autor aufgeführt wird. Bist du das oder ist das dein Sohn Harry?
Mike: Ich habe nichts für das Album geschrieben. Ich war ein wenig beteiligt bei der Auswahl der Stücke für die finale Track-Liste. Harry hat das Album produziert.
it: Gut, dann ist es wohl Harry’s Credit.
Mike: Genau.
it:Wie bist du mit James Walsh in Kontakt gekommen?
Mike: Wir haben den gleichen Promoter, John Giddings – und der managt ihn auch.
it: Ist es eine Option, dass James in Zukunft den ein oder anderen MechanicsSong singt?
Mike: Das glaube ich nicht, wir haben ja zwei großartige Sänger.
it:Also ist auch eine weitere Zusammenarbeit mit Arno Carstens ausgeschlossen?
Mike: Ja, Pläne gibt es keine. Ich mag seine Musik, aber er lebt ja nun auch in Kapstadt.
it: Sprechen wir mal über die SINGLES: 1985-2014 Kompilation. Es gibt eine ganze Reihe extra angefertigter. Versionen der betreffenden Songs – auf der Kompilation sind in der Regel aber einfach kürzere Versionen der Album Tracks. Warum habt ihr nicht die Single-Versionen für dieses Album verwendet?
Mike: Da kenne ich eigentlich nur zwei, welche Songs meinst du denn?
it: Zum Beispiel gibt es von Over My Shoulder eine Single-Version, die speziell für Nordamerika gemixt wurde.
Mike: Ach so, nein wir haben über diese Option nicht nachgedacht. Es gibt zwei längere Songs, All I Need Is A Miracle ist einer davon, da haben wir dann einfach kürzere Versionen genommen.
it: Ein neuer Song ist One By One, der offensichtlich auch aus der Vergangenheit stammt. Aber aus welcher Zeit ist er genau?
Mike: Das war die mittlere Mechanics-Zeit, ich vermute es entstand während der M6-Sessions. Es war ein Überbleibsel, wir haben es nicht fertig gestellt, das haben wir erst vor kurzem gemacht.
it: Sprechen wir über die Living Years 25th Anniversary Edition. Die Bonus CD enthält Live-Songs. Wo wurden die aufgenommen?
Mike: In den USA, ein paar in Philadelphia, andere in Boston. Die waren auf einer Kassette, die ich gefunden hatte, und sie hörten sich erstaunlich gut an.
it: Hast du Pläne, deine ersten beiden Alben mal zu remastern und vielleicht mal mit Bonustracks wieder zu veröffentlichen? Ich denke das Interesse vor allem an deinem Soloalbum Smallcreep’s Day ist groß …
Mike: Ich hab darüber noch nicht weiter nachgedacht. Ist aber eine gute Frage, da werde ich mich mal drum kümmern …
it: Das zweite Album, Acting Very Strange, war auf CD im Prinzip überhaupt nicht erhältlich, das gab es für kurze Zeit nur in Nordamerika und ist dieser Tage schwer zu bekommen.
Mike: Ah, ok. Ich glaube ein Independentlabel hatte mich vor kurzem wegen der Soloalben kontaktiert. Die spreche ich noch mal an.
it: Wenn wir über das Living Years Buch [dt. Titel: Rhythmen des Lebens, d.R.] sprechen, was sehr interessant zu lesen war und die Fans mehrheitlich erfreute, wie ist denn dein Eindruck bzgl. der allgemeinen Reaktionen? Bist du mit dem Feedback zufrieden?
Mike: Das Buch hat mich drei Jahre ziemlich beschäftigt und die Rezensionen sind tatsächlich hervorragend, das hat mich durchaus überrascht. Ich denke der Punkt ist, dass es kein Buch war über irgendwelche Rock-Exzesse, davon gibt es von anderen wahrlich genug. Die Schlüsselgeschichte handelt über den Generationenwechsel in den 60ern. Und ich glaube, das hat funktioniert.
it:Hat in der Band jeder das Buch gelesen und, viel wichtiger, waren alle einverstanden damit?
Mike: Ja, nur Tony Banks hat sich ein wenig beschwert. Ich hab ihn wohl etwas zu sehr geneckt, aber das war schon okay. Und das lustige ist, wenn wir jetzt auch über Sum Of The Parts reden, ich hab mit dem Buch ein perfektes Timing erwischt. Ich hab das Ende letzten Jahres allen geschickt und sie haben es alle gelesen und mochten es. Also – bevor wir das Projekt mit der Dokumentation starteten, hat das Buch alle an die fantastische Zeit erinnert, die wir zusammen hatten. Ich denke, dass deswegen sich auch jeder etwas mehr dem gemeinsamen Projekt verbunden fühlte.
it: Armando Gallo hat eine wunderschöne App zu seinem Buch veröffentlicht. Kannst du dir vorstellen, auf diese Technologie in Zukunft auch zurückzugreifen, sei es für Genesisoder die Mechanics?
Mike: I hatte noch keine Möglichkeit, Armando’s App anzusehen und bin auch nicht sicher, ob es dafür überhaupt einen Markt oder Bedarf dafür gibt. Meinst du das könnte funktionieren?
it: Das denke ich durchaus, wenn es ein gutes Konzept gibt. Man kann sehr einfach eine App entwickeln, die Fans zufriedenstellt. Mir kommen da spontan die Board Tapes in den Sinn. Wir haben unsererseits dieses Projekt noch nicht aufgegeben und ich denke, so etwas könnte einer der Wege sein, das Projekt zu starten.
Mike: Das könnte eine gute Idee sein, das sollten wir uns wirklich mal überlegen. Du hast eine ganze Menge frische Ideen, Christian, danke!
it: Gern geschehen. Du hast eben gesagt, dass ein komplettes neues Album wohl zu viel Arbeit wäre – vor allem auch auf Grund der Dinge, die am Ende noch dranhängen. Denkst du denn noch viel über Albumverkäufe nach? Interessiert dich das?
Mike: Also, die Arbeit die man in ein Album stecken muss, ist schon gewaltig. Deshalb denke ich derzeit eher an etwas kleineres, vielleicht sowas wie eine EP. Und was Albumverkäufe angehen, die Arbeit, die man reinsteckt, muss schon durch entsprechendes Feedback ausbalanciert werden. Das hat auch mehr mit Anerkennung, als mit finanziellen Erwägungen zu tun.
it: Das letzte Mechanics-Album hatte sich ja nicht gut verkauft, zumindest nicht so gut wie die Alben zuvor, auf der anderen Seite warst du viel auf Tour. Ist das nun quasi eine andere „Droge“, wenn man das mit früheren Jahren vergleicht?
Mike: Ich denke, dass ich heutzutage mit den Mechanicseinfach nicht mehr so viele CDs verkaufen kann wie in früheren Jahren. Ich hab seit 45 Jahren Platten gemacht und ganz offensichtlich kann nicht immer alles so bleiben, wie es mal war. Im Moment haben wir eben einen anderen Bereich, der populär ist und funktioniert, das sind die Live-Shows. Die Mechanicshaben nie viel getourt, also ist das insgesamt neu und die Songs sind gute Live-Songs. Seit 3-4 Jahren sind wir dem Ideal immer näher gekommen, und man muss sich verbessern, in dem man einfach immer mehr Kilometer aufs Tacho packt. Das haben wir gemacht und nun sind wir auf der Bühne richtig stark geworden.
it: Ich hab dich das letzte Mal gefragt, ob du dir vorstellen kannst, die Fans über die Songs deines Live-Sets abstimmen zu lassen. Ich will die Frage aufgreifen, aber mit einer anderen Intention. Wir haben über verschiedene Dinge diskutiert, die einer ganzen Menge Fans gefallen würde, zum Beispiel die Board Tapes. Glaubst du es ist möglich, die Fans mehr in solche Fragen einzubinden als in den letzten 10 Jahren? Ich frage schon deshalb, weil bei vielen Fans der Eindruck entstanden ist, dass euch einfach egal ist, was die Fans denken oder sich wünschen.
Mike: Das könnte man machen. Das hört sich nun vielleicht schlecht an, so meine ich das aber nicht: Was mich inspiriert, das muss auch MICH inspirieren. Ich mache das für mich. Natürlich ist positives Feedback toll, aber ich muss selbst entscheiden, ob ich etwas mache oder eben nicht. Auf der anderen Seite sind viele Dinge auf den Websites gestartet worden und es werden noch mehr. Mal sehen, wie weit das gehen kann.
it: Arbeitest du noch an anderen Projekten?
Mike: Nicht wirklich, mein Leben dreht sich gerade hauptsächlich um Mike + The Mechanics. In meinem Alter bin ich damit auch gerade sehr zufrieden. In den letzten paar Jahren war ja viel los, dann noch mein Buch mitten in einer Mechanics Tour und so weiter. Das ist alles fantastisch, aber eben auch genug für mich.
it: Wie ist eigentlich der Status der Farm Studios?
Mike: Da ist soweit alles in Ordnung, wir arbeiten für die Mechanicsdort. Natürlich wird es nicht mehr so viel genutzt wir früher, der alte Kontrollraum ist abgebaut und jetzt sind dort Tonys Keyboards und meine Gitarren. Früher waren die Gitarren alle in Koffern oder Road-Cases im Schuppen, aber jetzt hab ich sie rausgeholt. Das sieht ein wenig aus wir ein Gitarrengeschäft, das ist schon schön.
it: Was sagst du denn zu deinen Kollegen von Pink Floyd, die gerade ihrem verstorbenen Bandkollegen Rick Wright mit einem neuen Album Tribut sollen?
Mike: Das ist wirklich eine schöne Sache. Das Feedback scheint ja auch sehr gut zu sein, also rechtfertigt das auch dieses Projekt.
it: Bist du eigentlich in Kontakt mit den anderen Bands Eurer Zeit, also zum Beispiel Pink Floyd oder Queen?
Mike:Von Zeit zu Zeit, ich hab zum Beispiel vor ein paar Wochen Roger Taylor getroffen und Nick Mason trafen wir kürzlich auch. Aber alles nicht regelmäßig.
it: Eine letzte Frage habe ich aber noch – was ist eigentlich deine Schuhgröße?
Mike: Ca. 45/46 …
it: Das ist ja gar nicht so groß
Mike: Dafür ist es eine ungewöhnliche letzte Frage, nicht schlecht.
it: Ok, danke, dass du Dir Zeit für uns genommen hast!
Mike: War schön, wieder mit dir zu sprechen, Christian. Wir sehen uns dann nächstes Jahr.
Vielen Dank an TSPM für das Möglichmachen des Interviews