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Irvin Duguid – Interview 2004
Es war eine kleine Überraschung, als Ray Wilson 2004 kurzfristig Irvin Duguid als neuen Live-Keyboarder aus dem Hut zauberte. Zumal er für die kurze Akustik-Tour vorgesehen war, zu deren Beginn Ray in Welkers bein RayVent des deutschen Genesis Fanclubs gastierte. it „sprach“ Anfang Januar mit dem sympathischen Schotten via Email.
Im Februar kommt Irvin mit dem Ray Wilson Acoustic Trio wieder nach Deutschland. Alle Tourdaten gibt es hier. it „sprach“ Anfang Januar mit dem sympathischen Schotten via Email.
it: Wann und wo bist du geboren?
Irvin: Ich bin im Dezember 1969 in einem Dorf namens Aberchider in Nordost Schottland geboren. Die Geburt fand auf einer Polizei-Wache statt, in der mein Vater seinerzeit als Polizist arbeitete. Das ganze passierte aber nicht in einer Gefängniszelle, ehrlich!
it: Wie ist dein Familienstand?
Irvin: Ich bin Single.
it: Was hast du nach der Schule gemacht?
Irvin: Ich bin nach Glasgow gegangen, um Klavierspielen, Violinspielen und Alkohol trinken zu studieren. Das habe ich drei Jahre lang gemacht. Das Trinken erforderte die meiste Übung.
it: Wo und wann hast du Ray Wilson zum ersten Mal getroffen?
Irvin: Ich habe Ray das erste Mal bei den ersten Proben für die Stiltskin Konzerte getroffen. Man hatte mich eingeladen, die Band für Live-Konzerte zu unterstützen weil ich ein guter Freund von James Finnigan war, der bei Stiltskin den Bass spielte.
it: Was hast du in den letzten Jahren gemacht und was machst du aktuell, mal abgesehen von Deiner Arbeit mit Ray?
Irvin: Nun, vieles erfahrt ihr über meine Website. Vor Weihnachten war ich der Musical DIrector für eine Weihnachtsshow in Glasgow. Ich habe viel für das Theater und auch das Fernsehen gearbeitet, aber durchaus auch im Rock & Pop Bereich.
it: Du hast auch viel mit Fish zusammengearbeitet. Erzähl uns etwas darüber!
Irvin: Ich habe 18 Monate lang in Fishs Live-Band gespielt. Danach war ich am Schreiben der Songs für das Field Of Crows Album beteiligt. Es war eine tolle Sache, dabei gewesen zu sein. Es hat eine Menge Spaß gemacht, beim Erstellen des Albums einen größeren Einfluss gehabt zu haben. Ich habe mich dann aber entschlossen, das Team zu verlassen, bevor wir mit den Aufnahmen begonnen haben, weil wir doch zu unterschiedliche Meinungen vertraten.
it: Siehst du dich mehr als Live-Musiker oder eher als Session-Musiker?
Irvin: Das mag sich jetzt nach einer Sicherheits-Antwort anhören, aber ich genieße tatsächlich beides gleichermaßen. Es macht mir viel Spaß, im Studio kreativ zu sein, aber die Energie einies Live-Auftritts kann auch sehr überwältigend sein. Vor ein paar jahren habe ich den Song Caledonia für ein Frankie Miller Charity-Album namens Something Old, Something New, Something Borrowed But Most Definitely The Blues arrangiert, Fish hatte bei diesem Song gesungen. Brian Robertson hatte immer wieder gesagt: „Ich liebe Dein Streicher-Arrangement, großer Meister“ – ich fühlte mich sehr geschmeichelt, dass die Musiker des BBC Scottish Symphonic Orchestra mein Arrangement gespielt haben.
it: Was hälst du von Genesis?
Irvin: Sie sind nicht unbedingt meine Lieblingsband überhaupt, aber ihr Beitrag für die Rockgeschichte über die ganzen Jahre ist schon gewaltig. Sie haben Millionen von Fans und hunderte von Musiker inspiriert, sie zu kopieren. Und sowas kann man nicht unbedingt von Boyzone behaupten.
it:Du hast viele Fans begeistert mit der Art, wie du Keyboard spielst, vor allem natürlich bei den Genesis Songs. Wie bewertest du die Arbeit von Tony Banks?
Irvin: Tony hat zu seiner Zeit eine Menge Pionierarbeit geleistet. Er ist einer von wenigen, die sowohl am Klavier, als auch am Keyboard gleichermaßen gut sind. Das gibt es nicht so oft.
it:Welcher Genesis Song des Acoustic Sets ist am schwierigsten zu spielen und welche spielst du am liebsten?
Irvin: Jetzt da ich die Songs kenne, ist keinerwirklich schwierig zu spielen. Aber eine Extra Portion Konzentration brauche ich immer bei Ripples. Das is vermutlich auch der Song, den ich am liebsten spiele.
it: Wie kam es dazu, dass du nach einer längeren Pause nun wieder mit Ray zusammen arbeitest?
Irvin: Seit dem Ende von Stiltskin is der Kontakt zwischen mir und Ray nie abgebrochen, ich habe auch auf Change und The Next Best Thing Keyboards gespielt. Schließlich hatte er mich gefragt, ob ich bei den Akustik-Konzerten 2004 Keyboards spielen möchte und dann eben auch für die Band Tour im letzten Herbst. Das hat mich sehr gefreut. Ray kümmert sich sehr um seine Musiker.
it: Spielst du lieber Konzerte mit dem Akustik-Trio oder lieber mit der Band?
Irvin: Die Akustik-Gigs sind etwas nervenaufrebender, weil das Keyboardspiel mehr im Vordergrund steht, deshalb hatte ich auch etwas Bedenken vor den ersten Konzerten. Aber mittlerweile habe ich ein ganz gutes Gefühl für das Material bekommen und es ist einfacher geworden. Aber natürlich kommt fast nichts gegen de Sound einer voll aufgedrehten E-Gitarre an.
it: Wie fühlt man sich, mit einem elektrischen Keyboard Teil eines Akustik-Trios zu sein?
Irvin: Naja, das ist einer dieser Kompromisse des Tourens heutzutage.
it: Wirst du auf Rays nächstem Sudioalbum stärker beteiligt werden, etwa am Songwriting?
Irvin: Das hoffe ich, Ray hat bereits einige Ideen von mir erhalten, wir finden nur einfach keine Zeit, uns mal zusammen in einen Raum zu setzen um darüber mal zu sprechen..
it: Hast du Pläne für eine eigene Band oder ein Soloalbum??
Irvin: Also, ich habe definitiv Pläne für ein Soloalbum, es ist einfach nur schwierig, die Zeit zu finden, um ernsthaft daran zu arbeiten oder letzte Feinheiten zu arrangieren. Ich würde gerne mehr Leute daran beteiligen, mit denen ich über die Jahre zu tun hatte, aber die sind alle so beschäftigt, dass dies wohl nie passieren wird. So oder so werde ich aber etwas fertigstellen, das auch 2005 noch erscheinen soll. Ich weiß nicht genau, wie ich das Material beschreiben soll, aber jeder, der es sich anhören möchte wird sich dann selbst ein Bild machen können.
Foto: Billy Devine
it: Was war dein verrückteste Erlebnis im Musikgeschäft?
Irvin: Es hat nicht direkt mit dem Musikbusiness zu tun, aber es passierte nach einen Konzert. Wir haben einen liegengebliebenen Lada nachts um drei Uhr durch die Straßen von St. Petersburg geschoben. Wir hatten vor paar Jahren dort einige Auftritte absolviert, bei denen es um den schottischen Dichter Burns ging. Während der Nacht haben wir diesem Kerl geholfen, seinen Wagen durch die Straßen zu schieben. Wir konnten uns überhaupt nicht verständigen, aber wir konnten ihm wenigstens helfen. Er fuhr dann winkend weg und wir standen mitten in der Nacht auf der schneebedeckten Straße – in unseren Schottenröcken! Die Leute haben uns dort etwas merkwürdig angsehen.
it: Mal abgesehen vom Alkoholgehalt: Wie würdest du den Unterschied zwischen schottischem Whiskey und deutschem Bier beschreiben?
Irvin: Schottischer Whiskey macht einen schnell aggressiv und hitzig, bei deutschem Bier braucht man eine ziemliche Menge, bis man soweit ist.
it: Was ist dein Lieblings-Whiskey?
Irvin: Überhaupt keiner, ich rühr das Zeug nicht mehr an seit ich weiß, dass es mich agressiv macht und mir die Mutter aller dicken Schädel einbrockt. Es ist das Getränk des Teufels. Naja, das und Tequila.
it: Irvin, vielen Dank für das Interview und bis bald!
Interview, Transkription, Übersetzung, Photos: Christian Gerhardts