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Interview mit David Rhodes, Ged Lynch und Richard Evans (Hamburg, 11.05.2010)

Im Rahmen des Auftritts in Hamburg hatten Helmut Janisch, Bernd Zindler und Peter Schütz Gelegenheit, David Rhodes und seine Mitstreiter Ged Lynch und Richard Evans ausführlich zu interviewen.

it: Ist das heute eigentlich das erste Mal, dass du mit deinem eigenen Material auf Solotournee gehst?

David: Ja.

it: Aber du hast doch letztes Jahr auch ein paar Konzerte gegeben, oder?

David: Ach ja, schon, nur vier Auftritte. Keine Tour, nur eine Show hier und da, und auch immer nur eine halbe Stunde.

it: Jetzt spielst du eine ganze Reihe von Konzerten. Bist du mit der Tour soweit zufrieden?

David: [lacht] Ja! Natürlich. Es ist nicht ganz einfach, aber es macht Spaß.

it: Wie ist das für dich, mehrere Konzerte hintereinander zu spielen?

David: Das ist toll! Es fällt einem leichter und es läuft auch alles einfacher. Und es ist schön, dass ich diese beiden hier habe, meine Kumpel [deutet auf Ged Lynch und Richard Evans].

it: Ged und Richard begleiten dich ja bei drei Konzerten auf deiner Tour. Wie kam’s dazu?

David: Die Gelegenheit hat sich ergeben, die Jungs hierher zu bringen, damit sie mir helfen, und auch, um … teilweise auch in der Hoffnung, mir mehr Arbeit für später im Jahr zu beschaffen, indem ich den Leuten zeige, wie es sein kann, wenn ich mit einer Band spiele und nicht nur solo. Die Solotour macht Spaß und ich glaube, sie funktioniert auch gut in diesem kleinen Rahmen. Aber wenn eine Band dabei ist, wirkt es anders, und das ist sehr schön. Und es ist etwas anderes. Das sind zwei verschiedene Sachen, und mir ist es wichtig zu zeigen, dass ich eben beides kann.

it: Die Konzerte als Band waren demnach eine spontane Idee?

David: Ja, es hat einfach gepasst, es hat sich so ergeben, dass die beiden Zeit hatten. [unterbricht sich] Vielleicht sollten wir die Tür zumachen? [Jemand schließt die Tür zur Bühne, und der Soundcheck von Paintbox wird deutlich leiser] Das ist viel besser.

Richard Evansit: Habt ihr schon einmal als Trio gespielt?

David: Einen Nachmittag in den RealWorld-Studios, einen Nachmittag in Hamburg, und mit Richard habe ich heute Nachmittag in meinem Hotelzimmer geübt – also nicht gerade viel, oder?

it: Meine nächste Frage wäre jetzt gewesen, ob ihr geprobt habt.

David: [David, Ged und Richard lachen laut] So viel es ging, also werden wir uns sozusagen durchwurschteln. Das macht es spannend. Wir werden sehr darauf achtgeben müssen, was die anderen machen.

it: Aber ihr kennt die Songs ja schon vom Album.

David: Ich schon und Richard auch.

Ged: Es gab ein paar Veränderungen im Arrangement.

Richard: Ja, ich habe nicht drauf gespielt.

David: Er hat sich geweigert! [lacht] Ich habe ihn gebeten, und er wollte nicht. Er fürchtet wohl, dass ich dann auf seinem Album spielen will. Er hat Angst. So sieht’s aus.

Richard: Man muss da ein paar Regeln aufstellen, finde ich. Und das hat dann entschieden, dass ich auf diesem Album nicht spielen werde. Ich fand, es gab da keinen Platz für mich. Er war schon immer sehr unhöflich in Bezug auf meine Art zu spielen … [lacht]

it: Ihr spielt drei Stücke, die nicht auf dem Bittersweet-Album sind. Was sind das für Stücke?

David: Die sind erst in den letzten zwei oder drei Monaten entstanden. Neue Stücke für die Tour, damit ich den Set auf eine Stunde ausdehnen kann [lacht]. Irgendwas musste ich mir ja einfallen lassen.

it: Also nichts aus dem Archiv?

David: Alles völlig neu, und ich habe bei den Stücken das Loop-System berücksichtigt, das ich live benutze. Damit ich die Stücke wirklich für die Livesituation schreibe, und nicht erst etwas einspiele und mir hinterher überlege, wie ich das live spielen kann. Das ist einfach mal ein anderer Ansatz.

it: Gibt es Pläne für weitere Shows?

David: Hoffentlich wird es die geben. Ich werde mit meinen Solostücken Ende Juni und im August in den USA als Vorgruppe für Cindy Lauper auftreten. Und ich hoffe, dass ich im Herbst noch ein paar Shows hier spielen kann. Karsten Jahnke kommt heute abend vorbei, damit wir uns überlegen, was wir machen können. Es wäre toll, wenn ich dann eine ganze Band mitbringen könnte, aber es kommt wirklich darauf an, was die Leute alle so denken.

it: Du bist jetzt auf deiner eigenen Tour, während Peter gleichzeitig ebenfalls unterwegs ist – ohne dich. Wie ist das nach so vielen Jahren?

David: [mit Nachdruck] Super. Absolut super.

Richard: Das ist eigentlich eine ziemlich große Frage, finde ich. Ich habe mir seine Show angesehen, und zwei Sachen sind dabei: Das eine ist das Fehlen von … Es ist immer schön, diese Tourneen zu spielen, wegen der Arbeit und der Musik, und wir alle fühlen zu einem gewissen Grad, dass uns die Stücke gehören, naja, nicht wirklich gehören – Peter würde es wirklich hassen, wenn ich so etwas behaupten würden, aber es gibt da etwas, eine gefühlsmäßige Verbundenheit mit der Musik; und das macht es schwierig, wenn er diese Stücke spielt. Seine Konzerte im Moment – ich habe sie gesehen – bestehen aus zwei Hälften. Wenn er die Sachen vom Album [Scratch My Back] spielt, kann ich das genießen, aber wenn er die alten Sachen spielt, auf denen wir gespielt haben, denke ich bei mir „Das machen wir besser.“ Das zu erleben war schwieriger. Das Gute was allerdings, dass er viel besser singt, als ich ihn seit langer Zeit habe singen hören. Es klingt, als hätte er sich der Herausforderung gestellt. Das war frustrierend. Ich habe ihn beim dritten Konzert gesehen, und so singt er normalerweise erst am Ende einer acht Monate langen Tour. Es war wirklich ärgerlich zu hören, wie sehr er sich angestrengt hat. Aber egal, abgesehen davon ist das alles okay.

it: Ged, David, habt ihr euch die Show angesehen?

David: Nein.

it: Warum nicht?

David: Keine Lust. [zu Ged:] Aber du warst dort?

Ged: Ja, ich bin hingegangen. Mir ging es wie Richard. Die erste Hälfte war, wie sie war, sie war etwas Eigenständiges, aber die zweite Hälfte – ich wollte einfach mitmachen. Ich habe beinahe körperlich darauf angesprochen. Ich saß dort und kannte alle Einsätze und ich fange an „Jetzt der Refrain!“ Es ist seltsam.

it: Wäre es denkbar, dass ihr ihn bei diesem Projekt mal akustisch auf der Bühne begleitet?

David: Scheint nicht so. War nie ein Thema.

Richard: Ich glaube, es war eine Zeitlang schon ein Thema. Es gab da ein paar unbestimmte Aussagen, viele verschiedene Ideen wurden einfach mal in den Raum gestellt. Ich glaube, eine Menge dieser Themen werden häufig vom Finanziellen bestimmt. Wenn man mit 60-köpfigem Orchester auf Tour ist, dann gibt es kein Geld, um auch noch die Band mitzunehmen. Das funktioniert also nicht so richtig, weil sie ja dasselbe Orchester mitgenommen haben …

David: Ich glaube, in Frankreich hatten sie ein anderes.

Richard: Ah, entschuldige, stimmt, aber das war nur für das eine Konzert am Anfang, habe ich mir sagen lassen. Als sie nach Deutschland gereist sind, kam das ganze Orchester mit, insgesamt siebzig Leute oder so auf Tour.

it: Dein Album Bittersweet erscheint ja demnächst auf CD. Wie hast du die Plattenfirma dafür gefunden?

David: Den Kontakt hat Karsten Jahnke hergestellt. Tom hat es [das Material] gehört und gerne damit gearbeitet. Er hat mir gerade gesagt, dass er normalerweise keinen Plattenvertrag mit jemandem macht, wenn er ihn noch nicht live gehört hat, also hoffe ich, dass wir heute abend gut sind.

it: Richard, Ged, wie war es, mit David statt mit Peter zu arbeiten? Wo seht ihr die Unterschiede?

David: Diesmal habt ihr nicht so viel Geld bekommen! [lacht] Damit fängt es schonmal an.

Ged: Es war interessant, weil ich David ganz gut kenne, nicht supergut, aber ziemlich gut, und es ist das erste Mal, dass ich ein Album mit einem Freund aufgenommen habe, weißt du? Wir spielen seine Stücke, und das sind wirklich seine eigenen. Gewöhnlich arbeite ich für Leute, die ich nicht kenne, so dass ich nicht weiß, was wirklich hinter ihren Stücken steht. Manchmal ist es sehr bewegend, sehr schön, mit einem Freund zu spielen. Ich verstehe wirklich, was wir da spielen. Das ist großartig.

it: Es war also mehr als nur ein Auftrag?

Ged: Ja, und ging auch sehr schnell. Nur zwei Tage …?

David: Nein, wir haben vier Tage gebraucht.

Ged: Doppelt so lange. Es lief sehr schnell. Das Team war …

David: Es lief gut.

Ged: Ja, gute Leute.

Richard: Was mich angeht, arbeite ich ja an Vielem mit David, was nichts mit Peter zu tun hat. Ich finde, wir haben da auch eine andere Verbindung zu einander, da gibt es keine großen Überraschungen. Wir haben viele Sachen gemacht, wenn wir so lange im Studio gesteckt haben.

David: Lange … sehr, sehr lange….

Ged: … zu lange….

David: Stimmt! [lacht]

it: [Helmut:] Mir persönlich gefällt das Album sehr gut, …

David: [enthusiastisch] Das freut mich!

it: … hast du von anderen Seiten Rückmeldungen bekommen? Bislang habe ich noch keine Rezensionen gesehen.

David: Die Besprechungen kommen jetzt erst noch, die dürften in den nächsten paar Wochen erscheinen. Diejenigen, die sich die Musik anhören, mögen sie, und ich bin mir sicher, wem sie nicht gefällt, der ignoriert sie. Ich hoffe, es gibt mehr Leute, die sie mögen als sie ignorieren. [lacht] Das Album klingt gut, nicht wahr, klingt sehr schön. Es geht nur darum, es den Leuten zu vermitteln; darum wird sich Care [Music] kümmern, die setzen sich für das Album ein und von da aus geht’s dann hoffentlich weiter; klopf auf Holz.

it: Was sagt Peter dazu?

David: Er kam vorbei, als wir das Album gerade einspielten, und es gefiel ihm. Ich glaube, er kam bei One Touch vorbei, und er mochte es. Ich bin mir sicher, dass er es gehört hat, und ich meine mich zu erinnern, dass er sowas gesagt hat, aber das ist schon länger her.

it: Weißt du, wie oft dein Album von der Bowers & Wilkins-Seite heruntergeladen worden ist?

David: Keine Ahnung. Ich glaube, nicht sehr oft, denn es ist recht teuer, ein Mitglied dort zu werden, nicht wahr? Es ist recht teuer, aber man bekommt eine Menge interessante Musik dafür.

it: Welche Pläne hast du für die Zukunft? Wirst du an eigenen Sachen arbeiten oder mit Peter oder …?

David: Also, im August und Ende Juni spiele ich im Vorprogramm von Cindy Lauper. [zu Ged und Richard:] Habt ihr im Juni und Juli irgendwelche Engagements? – Und ich glaube, Peter spielt ein paar Konzerte in Australien im … Oktober? Oder November? Und dann geht’s hoffentlich wieder mit meinen Sachen auf Tour. Das ist noch alles in der Schwebe.

it: Es hat ja eine Weile gedauert, bis du dein Debütalbum aufgenommen hast. Wie lange, schätzt du, brauchst du für das Nachfolgealbum?

David: [lacht] Nicht nochmal zwanzig Jahre! Ich fange gerade an, wieder Material zu sammeln; es wird also was passieren. Ich weiß nur nicht, wann. Es geht nur darum, stur genug zu sein und das durchzuziehen.

it: Wie sieht’s mit Footnotes aus, eurer gemeinsamen Arbeit an Soundtracks?

David: Wir sind gerade fertig mit … wie hieß das noch gleich, dieses Hai-Dingens?

Richard: Shark Man!

David: [mit reißerischer Stimme] Shark Man! Shark Man – Große weiße Jäger oder so. Oder? Oder einfach nur Shark Man. Das wird jedenfalls wohl jetzt bei National Geographic gesendet. Es geht um ein paar Typen, die Haie fangen und ihnen Identifizierungschips einsetzen.

Richard: Und dann ist da noch ein Film namens Perish, für den wir im Mai arbeiten wollten, aber er spielt im verschneiten Schweden, und jetzt hat man dort die Schneesaison verpasst, also ist es alles um ein Jahr verschoben worden.

David: Das ist ein Projekt für nächstes Jahr, ein netter Horrorfilm, für den wir ein paar Stücke aufgenommen haben; ist sehr gut gelaufen. Das könnte ein sehr schöner Film werden.

it: Gibt es Material vom Footnote-Projekt zu kaufen? Oder Pläne für eine Compilation vielleicht?

David: Richard hat sich letztens eine Menge davon angehört und meinte, es klingt toll [lacht]. Wir sollten damit etwas tun, aber die Frage ist wirklich: Was, wann und wie? Ich glaube, wir können damit eigentlich tun, was wir wollen.

Richard: Es hat schon ein paar Beinahe-Alben gegeben, aber es liegt eben immer bei der Filmfirma oder bei Rob von Real World Publishing. Es hängt davon ab, ob er es auch meint, wenn er sagt, dass er das Album herausbringt, oder ob er einfach nur völlig überenthusiastisch ist. Bislang war er meistens überenthusiastisch.

David: Aber es gibt eine Menge tolles Material zur Auswahl. Jede Menge Zeug. Eine Menge Sendungen und interessante Stückchen.

it: Es wäre schön, das mal hören zu können.

Richard: Das Problem liegt darin, dass die meisten Stücke nur fünfzig Sekunden lang sind. Die macht man halt, aber am Ende ist es sehr schwierig, sie so auszudehnen, dass ein sinnvolles Album daraus wird.

David: Es sind eine Menge Miniaturen und keine vollen Stücke. Aber schön wäre es schon. Ich höre gerne mal Soundtracks.

it: Vielen Dank für das Interview!

David: Ich danke euch für eure Unterstützung.


Interview: Helmut Janisch + Bernd Zindler
Transkription und Übersetzung: Martin Klinkhardt


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