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Genesis – Vor 50 Jahren: Das erste Live-Konzert (26.10.1969)

Vor 50 Jahren …. spielten Genesis am 26.10.1969 ihr erstes Konzert. Steffen Gerlach beleuchtet die Hintergründe dieses Ereignisses.

Die erste Probe, der erste Song, die erste Aufnahme, die erste Single, der erste Besetzungswechsel, das erste Album, die erste Auszeit … einige Hürden wurden in den ersten zweieinhalb Jahren der Bandgeschichte seit Ostern 1967 schon genommen, doch es fehlte noch ein entscheidendes Debüt: ein Live-Auftritt!

Der stand bislang nicht auf dem Plan, denn die Band verstand sich bisher nur als Kollektiv von Songschreibern, die das Glück hatten, ihre Songs aufnehmen zu können. Eine Karriere als Band war nicht das Ziel, und der kommerzielle Flop von From Genesis To Revelation, der sich in den Monaten der Inaktivität abzeichnete, als die Beteiligten wieder Schule und Studium im Fokus hatten, konnte daran auch verständlicherweise nichts ändern. Trotzdem hatte die gemeinsame Zeit Spuren hinterlassen, und als sich Anthony Phillips, Mike Rutherford, Peter Gabriel, Tony Banks und John Silver im Sommer 1969 wieder zusammenfanden, um Musik zu machen und kreativ zu sein, war zu spüren, dass es eigentlich genau das war, was sie am liebsten taten.

1969

Die Euphorie teilte auch ihr alter Freund Richard Macphail, der nach Monaten der Abstinenz in Israel begeistert vom Potential des weiterentwickelten Band-Sounds ist und die Jungs ermutigte weiterzumachen und sich als „Mann für alle Fälle“ aktiv einbrachte. Letzten Endes fiel die Entscheidung, sich auf Genesis zu konzentrieren. Kalte Füße bekam nur Drummer John Silver, der sich gegen eine Musiker-Karriere und für ein Studium in Amerika entschied, aber bis zu seinem Abschied noch mit der Band an neuem Material arbeitete. Der Jahres-Vertrag mit Jonathan Kings Verlag JonJo lief Ende August 1969 aus und die Band musste nun ohne Hilfestellung vorwärts kommen.

Demo Tape

Am 20. August nahm man in den Londoner Regent Sound Studios ein eigen-finanziertes Demo mit vier neuen Songs auf, um bei Labels und Veranstaltern vorstellig werden zu können, denn nun war auch klar, dass ein Vorwärtskommen ohne Auftritte und neue Fans nicht möglich sein würde. Ab dem Herbst sollte es damit losgehen, und die Band suchte außer nach neuen Geschäftspartnern auch nach einem neuen Drummer.

Vom 22. September bis 3. Oktober wurde intensiv in der Zwischenlösung Send Barns geprobt, dem Elternhaus von Anthony Phillips in der Nähe von Woking, und wenige Tage später ging es für die Band in der Nähe von Wotton weiter, wo Macphails Eltern ein Wochenendhäuschen besaßen, das in nächsten Frühjahr verkauft werden sollte und auf Macphails Drängen dankenswerterweise bis dahin von der Band als Domizil bewohnt werden konnte. Mit den vier Musikern plus Macphail zog auch der neue Drummer John Mayhew mit ein, der seine Nummer eifrig in der Londoner Szene nach neuen Jobs herumreichte, bis sie auch Genesis erreichte und er nicht zuletzt wegen seiner Erfahrung als Live-Drummer den Zuschlag bekam.

Band Pic

Für Samstag, den 1. November 1969 konnte die Band einen Support-Gig in der Londoner Brunel Universität klar machen, der vor allem das Interesse von Labels und Veranstaltern wecken sollte. Doch der erste gemeinsame Auftritt der Band fand knapp eine Woche zuvor am Sonntag, den 26. Oktober in privatem Rahmen statt (und nicht am oft publizierten 23. September). In Chobham, Peter Gabriels kleinem Heimatdorf in Surrey, wurde nämlich an diesem Abend in einen 21. Geburtstag hinein gefeiert, zu dem auch eine Live-Band gesucht wurde. Die Schwestern und Mutter von Geburtstagskind Anthony Balme organisierten die Feier, und letztere fragte ihre Freundin Edith Gabriel, Peter Gabriels Mutter, ob die Band ihres Sohnes nicht für 25 Pfund spielen könnten. Die Jungs sagten zu! (Ausführliche Recherchen dazu gibt es auf diesem italienischen Blog.

Die Feier fand in Balmes Anwesen, einer Villa namens Garth House in Chobham statt, und die Band sollte draußen in einem Lichthof im Vorgarten spielen. Leider war aber dieser Sonntagabend so kalt, dass sich die meisten Gäste wohl lieber im Haus aufhielten. Erschwerend kam noch hinzu, dass das Repertoire der Band nicht unbedingt immer tanzbar war, was Genesis aber nicht davon abhielt, ihre gewissermaßen ?öffentliche Probe? durchzuziehen. Über das genutzte Equipment der Band ist nur wenig bekannt (Tony Banks hatte sich eine Hammond C3 Orgel gekauft und spielte sie über einen selbstgebauten Leslie-Verstärker, Ant nutze einen Vox AC30-Verstärker), denn leider exisitieren keine Fotos, geschweige Audio- bzw. Video-Aufnahmen von diesem Abend, aber es überlebte ein spannendes Dokument, welches eine genauere Betrachtung verdient hat: die von Peter Gabriel handgeschriebene Setlist des Abends!

Setlist

Aus heutiger Sicht ist dieser Zettel durchaus sehr aufschlussreich, da es einiges über den musikalischen Status Quo der Band im Oktober 1969 verrät, einem entscheidenden Moment der Bandgeschichte – kurz nach einem euphorisch-kreativen Sommer und dem Entschluss, sich nach dem Desaster mit Jonathan King doch noch für eine professionelle Band-Karriere zu entscheiden, und der intensiven ?Macphail-Cottage?-Phase im Winter 69/70, die die Band schließlich zu einer Band mit eigenem Sound-Profil und ernstzunehmenden Live-Act formte.

Welche der bis dato über 50 Songs schafften es in das erste Live-Set? Von welchem alten Material verabschiedete sich die Band und welches neue Material schätzte man als gut genug für eine Live-Performance ein? Anhand der handschriftlichen Aufzeichnung Peter Gabriels, die auf der linken Seite eine Art Songsammlung und auf der rechten Seite die wahrscheinlich finale Setlist des Abends zeigt, können wir uns ein Stück weit in den musikalischen Kosmos der Band im Oktober 1969 hinein versetzen.

Soweit möglich, haben wir dazu eine Playlist auf Youtube zum Mithören erstellt.

Das erste Set

Die Band eröffnet ihren ersten Live-Gig passenderweise mit In The Beginning, einem rockigen Song von Phillips mit Lyrics von Gabriel, der erstmals als Demo im Sommer 1968 und schließlich Anfang September für das erste Album From Genesis To Revelation aufgenommen wurde.

Man hält das Tempo mit einem weiteren Uptempo-Song von From Genesis To Revelation: The Serpent. Diese Banks/Gabriel-Komposition hat ihren Ursprung in She Is Beautiful, welches schon anderthalb Jahre zuvor schon auf dem allerersten Demo der Band an Ostern 1967 mit anderem Text verewigt wurde. Dieser allererste Song von Banks und Gabriel war auch Anlass für Jonathan King, die Band unter Vertrag zu nehmen und wurde im Sommer 1967 erneut für King als Demo aufgenommen.

Die treibende, Klavier-basierte Nummer Going Out To Get You, wahrscheinlich auch aus der Feder von Banks und Gabriel, entstand erst im Sommer 1969 und wurde als einer von vier Tracks auf dem ersten selbstfinanzierten Demo nach Vertragsende mit King am 20. August 1969 aufgenommen. Dieser Song wird noch bis 1972 in weiterentwickeltem Arrangement in den Live-Sets der Band verweilen. Es wurde sogar als mögliche Single im Frühjahr 1971 als erste Aufnahme der Besetzung Banks/Collins/Gabriel/Hackett/Rutherford im Studio produziert – diese Aufnahme gilt als verschollen.

Über den nächsten Song Masochistic Man ist leider nur sehr wenig bekannt. Laut Setlist in der Tonart C komponiert, gibt es mit dem Zitat „carve the eglantine with bitter juices of her body“ lediglich eine einzige, zitierte Zeile aus den Lyrics von Gabriel. Der Track wurde scheinbar nie aufgenommen, aber wurde zumindest 1969 noch regelmäßig live gespielt.

Nach vier eigenen Songs folgte die erste von zwei Cover-Nummern im ersten Set. The Stumble ist ein instrumentaler Blues-Klassiker, im Orginal 1961 von Blues-Legende Freddy King gemeinsam mit Sonny Thompson geschrieben, der in der populären 1967er Interpretation von John Mayall & The Blues Breakers wahrscheinlich als Vorlage für Genesis diente. Interessanterweise wurde diese Nummer später auch von Steve Hackett auch auf seinem 1995er Album Blues With A Feeling gecovert.

Black Sheepwar der zweite gecoverte Song im Set und stammt im Orginal von SRC (Scot Richard Case), einer Psychedelic Rock Band aus Detroit, aus deren Debüt-Album von 1968. Die Band gilt als eine der frühen Einflüsse von Genesis, was den prominenten Einsatz der Hammond-Orgel (ähnlich wie bei Bands wie Procol Harum) verdeutlicht.

Man beschloss das erste Set mit Anthony Phillips bis dato wichtigster Komposition Visions Of Angels. Der Song, von Phillips bereits Anfang 1968 auf Klavier im Stil von damaligen Beatles- oder Beach Boys-Songs komponiert, wurde bereits bei den Album-Sessions zu From Genesis To Revelation Anfang September 1968 aufgenommen, doch nicht für’s Album verwendet, weil die Band keine der Takes als gut genug empfand. Der Song war bis Phillips‘ Ausstieg fester Bestandteil des Live-Sets und wurde auch für das Folge-Album Trespass 1970 aufgenommen.

Das zweite Set

Das zweite Set begann mit Build Me A Mountain, einem weiteren Song der From Genesis To Revelation-Album Sessions vom September 1968, der es es nicht auf’s Album schaffte. Es blieb auch noch eine Weile in den Live-Setlists der Band. Ob das von einer Acetate-Pressung bekannte Piano-Intro von Tchaikovskys Swan Lake-Thema auch Teil der Live-Performance war, ist nicht überliefert.

Mit dem nächsten Song In Limboblieb man in der der From Genesis To Revelation-Phase. Das vom Album bekannte Bläser-Arrangement des Songs, den die Band übrigens gemeinsam schrieb, dürfte live von keinem der Mitglieder übernommen worden sein.

Auch das zweite Set beinhaltete zwei Cover Songs. Sitting On Top Of The World wurde als Country Blues erstmals von den Mississippi Sheiks 1930 veröffentlicht (und geschrieben von den Band-Mitgliedern Walter Vinson und Lonnie Chatmon). Die Vorlage für Genesis des damals bereits oft interpretierten Stücks dürfte allerdings die 1968 auf dem Album Wheels Of Fireveröffentlichte Version von Cream gewesen sein – ein Song, den Eric Clapton mit der Band spielen wollte.

Mit Key To Lovegab es einen zweiten Cover-Song mit Clapton-Bezug. Komponiert von John Mayall erschien der Song auf seinem 1966er Blues Rock-Album John Mayall Blues Breakerswith Eric Clapton (a.k.a. The Beano Album).

Viel ist über den Songtitel Chobham Chords nicht bekannt, außer dass es in der Grund-Tonart F gespielt wird. Da Chobham aber der Ort ist, in dem Peter Gabriel aufgewachsen ist, wäre es gut möglich, dass es sich hierbei um Looking For Someone handelt, einem Song, den Peter Gabriel in die Band einbrachte und von Tony Banks vollendet wurde. Er tauchte nämlich bereits ab November in den Setlists auf und wurde erstmals am 22. Februar 1970 als Teil der Night Ride-Session der BBC aufgenommen und landete auch schließlich auf Trespass.

Absolut nichts bekannt ist über den nächsten Song der Setlist: Digby (Of The Rambling Lake). Digby ist der Name eines kleinen Ortes bei Lincoln. Der Song wurde auch auf weiteren Konzerten gespielt, wurde aber nie aufgenommen.

Das zweite Set beschloss man mit dem brandneuen Track The Nice, einem weiteren Song, den ursprünglich Gabriel beisteurte und Banks ausarbeitete. Der Titel galt seinerzeit als Tribut an die von Genesis gefeierte Band gleichen Namens mit dem Keyboarder Keith Emerson, der später mit ELP große Erfolge feierte.

Die Spielweise der Orgel in dem später in The Knife umgetauften Song war ganz an den Stil von Emerson angelehnt und markierte auch den Wendepunkt hin zu düsteren und aggressiveren Rock-Songs. The Knife als Parodie eines Protest-Songs entwickelte sich zum Live-Klassiker der Band, der meist als letztes im Set gespielt wurde, und konnte bei Konzerten mitunter sogar die 15-Minuten-Marke knacken. Er wurde in einer (wegen der Zeitlimitierung auf Vinyl) gekürzten Version 1970 für das Trespass-Album aufgenommen, in zwei Teilen als Single-A- und B-Seite veröffentlicht und wurde bis Gabriels Ausstieg 1975 immer wieder gespielt ? zuletzt sogar mit Phil Collins als Frontmann in einer Kurzfassung auf der Duke-Tour 1980!

Das dritte Set

Waren die ersten beiden Sets noch sehr rockig angelegt, traute man sich im dritten Set an die eher ruhigen, romantischen Tracks der Band und beginnt mit Little Leaf, einem akustisch angelegten Song aus der Feder von Phillips, der in der Zeit nach den Aufnahmen zu From Genesis To Revelation entstand, als die Band inaktiv war. Das Stück wurde im Sommer 1969 von der Band im Elternhaus von Phillips aufgenommen ? die Aufnahme gilt leider als verschollen.

Mit „Bury my sorrow in fields of tomorrow“ verriet Phillips jedoch einst in einem Interview eine seiner (mittlerweile als peinlich empfundenen) Textzeilen des Refrains. 1976 nahm er unter dem Titel Old Wives Tale eine Solo-Gitarren-Version (veröffentlicht auf Archive Collection Volume II) und 1982 eine überarbeitete Gitarren-Duett-Version des Songs auf (veröffentlicht auf Private Parts & Pieces III ? Antiques). Es sickerte auch durch, dass die ersten 50 Sekunden des am 9. Januar 1970 von der BBC für das Jackson Tape aufgenommene Stück Resignation ein Teil von Little Leafsein sollen.

Der Song Pacidy im 6/8-Takt stammte haupsächlich von Mike Rutherford mit Teilen von Anthony Phillips und wurde von der Band ausgearbeitet. Es wurde als eines von vier Songs am 20. August 1969 zu Demo-Zwecken aufgenommen, doch die den Fans bekannte Version stammt von den Night Ride-Session der BBC ein halbes Jahr später am 22. Februar 1970.

Der verträumte Song Family war eine weitere Phillips/Rutherford-Kollaboration, die ebenfalls vom Demo vom August 1969 stammt. In etwas abgeänderter Form landete er als Dusk 1970 auf dem Trespass-Album.

Ein weiterer Track vom From Genesis To Revelation-Albums fand mit mit dem akustisch gehaltenen Window einen Platz im Set. Es ist die dritte Phillips/Rutherford-Komposition in diesem Block, und es ist anzuzweifeln, dass die Bläser und Streicher-Arrangements der Album-Version bei dieser Performance eine Rolle spielten.

Mit White Mountain fand auch der letzte der vier Tracks des Demos vom 20.8.1969 im Live-Set einen Platz. Die Grundidee stammt erneut von Anthony Phillips und Mike Rutherford und wurde von letzterem und Tony Banks in Form gebracht. Es tauchte in der Phillips-Ära bei Konzerten immer wieder mal in der Setlist auf und wurde schließlich auch 1970 für das Trespass-Album aufgenommen. Zuletzt es 1976 auf der ersten Genesis-Tour mit Phil Collins als Sänger live gespielt.

Mit Stranger spielte die Band eine noch relativ neue Komposition von Anthony Phillips, die im Sommer 1969 entstand und zu jener Zeit auch gemeinsam mit Mike Rutherford auf Tape festgehalten wurde, wenn auch mit Fehlern. Es wurde auch als Band-Version von Night Ride-Produzent Alec Reid in 1969 und/oder 1970 aufgenommen, doch die Aufnahme(n) scheinen verloren gegangen zu sein. Der von der Band als „Strangler“ genannte Song (weil Phillips die hohen Töne im Mittelteil nicht schaffte), überlebt offenbar nicht lange in der Live-Setlist. Die einzige veröffentlichte Version stammt vom Oktober 1990, als Phillips den Song als Bonus Track zum ReRelease seines ersten Private Parts & Pieces-Albums erneut in einer Solo-Fassung aufnahm.

Mit Babies beschloss die Band diesen Live-Block. Über den Song ist nichts bekannt, außer dass er offensichtich in der Grund-Tonart C gespielt wurde.

Das vierte Set (Zugabe?)

Der vierte und letzte Block des Live-Sets, der möglicherweise auch der Zugabenteil war, wurde unklarerweise mit The Movementoder There Was A Movement eröffnet, was laut Aussagen der Band zwei unterschiedliche Werke sind. Der bislang unveröffentlichte Song There Was A Movementwurde (mindestens einmal) als Demo am 13. März 1968 aufgenommen. The Movement dagegen entstand erst über die Sommermonate 1969 und gilt mit seinen bis zu 40 Minuten Länge als erster „Mammut-Track“ der Band, der viele Teile späterer Songs beinhaltete, darunter Stagnation (1970 auf Trespass), Moss (unveröffentlicht), The Light (Live gespielt 1970/71), Get’em Out By Friday (1972 auf Foxtrot) und The Colony Of Slippermen (1974 auf The Lamb Lies Down On Broadway). Es soll zu jener Zeit einmal in John Silvers Elternhaus aufgenommen worden sein.

Mit dem nächsten Song One Day griff man wieder auf den Bestand des From Genesis To Revelation-Albums zurück. Die hymnische Banks/Gabriel-Komposition wurde erstmals im Sommer 1968 in Demo-Form aufgenommen, bevor sie dann Anfang September 1968 für das Album aufgenommen wurde.

Über das nächste Stück Grandma ist der Öffentlichkeit nichts bekannt. Es scheint aber bis mindestens Frühjahr 1970 live gespielt worden zu sein.

Der vorletzte Song des Abends, Let Us Now Make Love, schrieb Anthony Phillips unmittelbar nach den Aufnahmen zum From Genesis To Revelation-Album, als die Band-Mitglieder wieder ihrer Wege gingen. Es wurde bis zu Phillips’s Ausstieg oft live gespielt und wurde mit der Band im Rahmen der Night Ride-Session der BBC sechs Monate später am 22. Februar 1970 aufgenommen. Im Oktober 1990 nahm Phillips den Song als Bonus Track zum ReRelease seines Private Parts & Pieces IV: Ivory Moon-Albums in einer instrumentalen Piano-Fassung erneut auf.

Die Band beschließt ihr erstes Konzert mit dem kraftvollen Banks/Gabriel-Track The Conquerorvom From Genesis To Revelation-Album.

Es standen noch weitere Songs zur Auswahl, die es dann allerdings nicht in’s erste Live-Set schafften, darunter die beiden Covers Crossroads [YouTube] (im 1937er Original von Robert Johnson, populär geworden 1968 durch Cream) und Do I Still Figure In Your Life? [YouTube] (im 1967er Original von The Honeybus, populär geworden 1969 durch Joe Cocker), die aber später noch live gespielt wurden. Außerdem standen auf der Liste der From Genesis To Revelation-Track In Hiding [YouTube], der im Sommer 1969 von Phillips komponierte Abschieds-Song für Drummer John Silver namens Silver Song [YouTube] (1973 mit Mike Rutherford und Phil Collins aufgenommen), die Banks-Nummer The Shepherd [YouTube] (als Teil der Night Ride-Session der BBC an 22. Februar 1970 auf Band gebracht und auch live gespielt), wie auch die unbekannten Titel Eastern Magic Boogie, Classic, Wandering, Epic und Think Again, die möglicherweise in späteren Songs endeten.

Fazit

Die Songs von From Genesis To Revelation hatten noch nicht ausgedient! Immerhin schafften es sechs Songs davon in das Live-Set, plus zwei Songs, die aus den Album-Sessions stammen. Natürlich bekamen auch alle vier Tracks des jüngsten Demos eine Chance. Mindestens drei gespielte Songs überlebten bis zu der BBC Night Ride-Session im Februar 1970 und es ist davon auszugehen, das zumindest die Urversionen aller Trespass-Songs schon Teil des Sets waren. Zwei, drei Songs endeten in Variationen auf Anthony Phillips-Alben und vier, fünf Tracks bleiben für uns unidentifiziert. Dazu kommen vier Cover-Versionen von Songs, die der Band in jener Zeit gefallen haben. Es ist schon klar zu erkennen, dass progressivere Elemente, wie der Wechsel von ruhigen 12-String-Gitarren-Sounds und härteren Psychedelic Rock-Momenten in den Vordergrund rücken. Die 26 Songs unfassende Setlist bleibt dennoch ein Unikum, da es kein regulärer Auftritt war und die Band einen kompletten Abend bestreiten musste.

Schon der nächste (und erste öffentliche) Gig am 1. November in der Brunel Universität fiel deutlich kürzer aus. Dieser pannenreiche Auftritt Als Support für Caravan und The Idle Race setzte sich anhand diverser Erinnerungen der Band-Mitglieder aus folgenden Songs zusammen: In The Wilderness, Masochistic Man, The Stumble [cover], Black Sheep[cover], Built Me A Mountain, In Limbo, Digby, Little Leaf, Babies, Key To Love [cover], Looking For Someone (Chobham Chords?), Twilight Alehouse [neu!], Sitting On Top Of The World[cover], Pacidy. Der Anfang ist gemacht!

Autor: Steffen Gerlach
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