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Genesis – Tutti Gli Album, Tutte Le Canzoni (Mario Giammetti) – Buch-Rezension
Im Herbst 2020 erschien ein weiteres Buch über Genesis von Mario Giammetti, Journalist und Kopf des italienischen Fanclubs DUSK. Helmut Janisch hat sich damit beschäftigt.
Mario Giammetti muss man vermutlich niemandem in der Genesis-Fanwelt vorstellen. Unter anderem leitet er seit 1991 den italienischen Fanclub Dusk, dessen Clubheft zwar nur in Italienisch erscheint, dafür aber seit fast dreißig Jahren ohne Pause und regelmäßig wie kein anderes Genesis-Fanmagazin. Zudem ist es so aktuell wie kaum eine Website und wird von Jahr zu Jahr auch visuell immer ansprechender. Ganz nebenbei hat Mario auch unzählige Bücher über Genesis und die Solokarrieren praktisch aller Bandmitglieder geschrieben. Ach ja, und er macht das alles nicht hauptberuflich sondern in seiner Freizeit. Assolutamente incredibile!
Sein aktuelles Buch trägt den Titel Genesis – Tutti gli album, tutte le canzoni, ist im Herbst 2020 erschienen und, wie fast alle seine Werke, in Italienisch geschrieben, was den Käuferkreis doch sehr einschränken dürfte. Das ist sehr schade, denn das Buch könnte ein Standardwerk für Genesis-Fans weltweit sein, behandelt es doch nicht weniger als alle Studioalben und alle Songs von Genesis, wie der Titel auch schon verspricht.
Da der Autor dieser Zeilen ebenfalls nicht des Italienischen mächtig ist, muss sich diese Rezension auf Basis-Informationen zum Aufbau, zur Optik und zur Illustration beschränken. Aber angesichts Marios fundiertem Wissen über Genesis dürften im Text keine oder nur sehr wenige Fehler enthalten sein, was man nicht von jedem Genesis-Buchautor sagen kann.
240 Seiten, A4-Format und komplett üppig (zumeist) farbig bebildert – das sind die Eckdaten des Werks. Dabei hat Mario versucht, neben Coverabbildungen, Annoncen, Tickets, Plakaten und eher bekannten Fotos der Band auch Bilder zu verwenden, die bisher selten oder nie in Büchern enthalten waren. Die Druckqualität ist sehr gut, das Buch liegt dank fester Bindung gut in der Hand und es macht Spaß, es einfach durchzublättern und sich vom ersten Album bis zu Calling All Stations tragen zu lassen.
Und genau so „funktioniert“ das Werk auch. Nach einem Grußwort von Steve Hackett und einer Einleitung von Mario folgen in chronologischer Reihung alle (bisherigen – man weiß ja nie) Genesis-Studioalben von 1969 bis 1997. Das jeweilige Kapitel zu einem Album zeigt relativ groß das Albumcover begleitet von zwei Seiten Informationstext zum Album inklusive aller Fakten (Veröffentlichungs-Datum, Aufnahmeort und -zeitraum, sowie die Akteure vor und hinter dem Mischpult). Danach folgt der „tutte le canzoni“-Teil mit der Auflistung und Kurzbeschreibung aller Stücke des Albums. Diese Parts sind sehr schön illustriert und man findet selbst als alter Fan das eine oder andere, was man noch nie oder schon lange nicht mehr gesehen hat. Die Kapitel enden jeweils mit einem „Outtakes“-Infokasten, in dem auf Single-B-Seiten des Albums oder andere Stücke aus dieser Epoche hingewiesen wird, die z.B. auf späteren Veröffentlichungen zu finden sind.
Drei zusätzlichen kurze Kapitel widmet Mario besonderen Themen außerhalb des Album-Zyklus. Dies sind der Ausstieg Peter Gabriels 1975, das Reunion-Konzert 1982 und die Turn It On Again-Tour 2007.
Abgerundet wird das Werk mit einer ausführlichen unbebilderten Diskografie, die alle Veröffentlichungen listet (Alben, Livealben, Compliations, Box-Sets, Singles), jeweils mit Angabe der darauf enthaltenen Stücke und dem Veröffentlichungsdatum.
Am Ende seien noch ein paar besondere Hingucker erwähnt. So zum Beispiel drei Fotos von Ende 1976/Anfang 1968, die die damaligen Bandmitglieder im Garten von Send Barns (Ants Elternhaus) zeigen, oder ein Konzert-Ablaufplan vom November 1970. Daneben sind reichlich unbekannte Fotos von diversen Fans und natürlich zahlreiche Plakatabbildungen enthalten, die man oft auch noch nicht kannte. Hinzu kommt, dass all das in optisch sehr ansprechender Form gestaltet wurde und von viel Recherchen, Vorarbeit und Detailliebe zeugt.
Unterm Strich mag man als Nicht-Italienischsprechender damit hadern, dass das Werk nicht in Englisch erschienen ist. Von einer deutschsprachigen Version mag man gar nicht erst träumen. Aber die Art der enthaltenen Informationen und die Qualität und Quantität des Bildmaterials rechtfertigen allemal den Kauf des Buches – und damit nicht zuletzt auch die Unterstützung für Marios grandiose Jahrzehnte überdauernde Arbeit rund um Genesis. Dieses Buch gehört einfach ins Bücheregal eines jeden Genesis-Fans.
Autor / Fotos: Helmut Janisch