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Genesis – Through The Ages, A Pictorial History (Peter Vickers) – Buch Rezension
Peter Vickers hat bereits zwei Bücher/Bildbände über Genesis in Eigenregie herausgebracht. Das aktuelle Projekt heißt nun Genesis – Through The Ages, A Pictorial History, umfaßt zirka 800 Seiten und ist erneut ein Überblick über verschiedenste Sammelobjekte von Genesis.
Wenn man seit Jahrzehnten Genesis-Fan ist und die Wohnung langsam aber sicher zum Genesis-Museum ausufert, kommt man vermutlich irgendwann an einen Punkt, an dem man entweder alles verkauft, alles in Kartons packt und auf den Dachboden bringt oder alles fotografiert und anderen Fans in irgendeiner Form zeigen möchte. Man kann das für alle frei zugänglich machen und ein virtuelles Genesis-Museum im Internet einrichten (was der eine oder andere bereits getan hat). Man kann es aber auch auf althergebrachte Art und Weise tun – die Bilder und Informationen dazu in gedruckter Form anbieten.
Genau dieses macht Peter Vickers nun schon seit einigen Jahren. Die Erstauflage seiner gesammelten Werke, Genesis – Collectibles, bestand aus zirka 1000 A4-Seiten und zeigte so ziemlich alles, was jemals von Genesis irgendwo auf der Welt erschienen ist. Ein wenig später kam Genesis – Top 200 Worldwide Rarities heraus. Es zeigte auf etwa 500 A5-Seiten die aus Peters Sicht zweihundert seltensten Genesis-Sammlerstücke fast ausschließlich aus dem Bereich Tonträger (Singles, LPs, CDs). Das aktuelle Projekt heißt nun Genesis – Through The Ages, A Pictorial History, umfasst zirka 800 Seiten und ist erneut ein Überblick über verschiedenste Sammelobjekte von Genesis.
Alle Veröffentlichungen von Peter Vickers haben folgendes gemeinsam: Sie werden entweder in sehr kleiner Auflage oder sogar nur auf Bestellung von Peter handgefertigt. Von Collectibles wurden wohl nur 25 Exemplare gemacht, vom Rarities-Buch 200 Stück, und Through The Ages ist auch limitiert (ohne Angabe der Stückzahl) und wird von Peter auf Bestellung hergestellt. Die ersten beiden Bücher wurden von Peter mittels Inkjet-Drucker in Farbe hergestellt. Beim aktuellen Werk verzichtete Peter jedoch aus Kostengründen darauf, und daher ist dieses „nur“ schwarzweiß fotokopiert. Alle Bücher sind mit einer Kunststoff-Spiralbindung versehen, was funktionell und günstig ist, aber eben auch nicht besonders schön aussieht.
Was die Gestaltung und das Layout der Bücher angeht, hat Peter einen ganz eigenen Stil, den er in Variationen immer wieder benutzt. Beim Ansehen seiner Bücher kann man durchaus leicht die Übersicht verlieren, weil dermaßen viele Stile zusammengemixt wurden und Bilder, Texte und Rahmen relativ unkoordiniert übereinander gelegt wurden. Das trifft vor allem für das aktuelle Werk zu. Man kann Peter nicht absprechen, dass er sich durchaus Gedanken um das Layout gemacht hat und seine grafischen Vorstellungen mit viel Zeitaufwand und Liebe fürs Detail umgesetzt hat. Aber vermutlich würden beim Anblick dieser Seiten jedem Mediengestalter die Haare zu Berge stehen, und kein Verlag würde das Werk in dieser Form in sein Programm aufnehmen. Dabei wäre es so einfach, die sehr interessanten Bilder und Informationen auch optisch ansprechend zu präsentieren – schade, dass es daher an dieser Stelle kein Lob geben kann.
Aber nun zum Inhalt des neuen Werks. Nachdem man sich durch drei (!) verschiedene Titelseiten geblättert hat, kommt das Inhaltsverzeichnis. Hier kann man schon mal erkennen, dass Peter sein Werk chronologisch aufgebaut hat, beginnend mit einer Einleitung und einer kurzen Bandbiografie. Es folgen Kapitel über verschiedene Zeitepochen der Band von 1967 bis zur 2007er Tour. Den Abschluss bildet ein umfangreicher Anhang mit zusätzlichem Material, das Peter, warum auch immer, nicht chronologisch einsortieren wollte. Aber egal, schauen wir nun, was Peter uns bietet.
Die Einleitung verknüpft die Historie von Genesis mit der Sammelleidenschaft von Peter Vickers. Er erzählt ein wenig aus seinen Erfahrungen als Sammler und Fan und wie man das Buch verwenden sollte. Die Biografie beschreibt kurz und knapp den Werdegang von Genesis bis zur 2007er Tour.
Es folgt das erste Kapitel: 1967-1969. Einem kurzen Einleitungstext folgt Teil 1 eines Comics über die Genesis-History in den 70er Jahren, der in den folgenden Kapiteln jeweils passend fortgesetzt wird (Revolutionary Comics, USA, Mitte der ’90er Jahre erschienen, mit handwerklich sehr professionellen Zeichnungen, aber man erkennt die Akteure oft nur aus dem Zusammenhang heraus). Einigen Kopien sehr früher Verträge der Band folgen nun die ersten „Collectibles“, zunächst Abbildungen unzähliger verschiedener Versionen von From Genesis To Revelation und dann die die einzelnen. -Singles des Albums (jeweils Cover oder Label) – alles mit den entsprechenden Infos, wo und wann dieser Tonträger erschienen ist und seine Katalognummer. Dabei hat Peter Teile aus seinem Top 200-Buch eingefügt – allerdings im Querformat, was die Sache nicht unbedingt erleichtert, da man das etwas labberig gebundene 800-Seiten-Monstrum ohnehin kaum vernünftig in der Hand halten kann.
Es folgt das zweite Kapitel, dass die Jahre 1970 bis 1975, von Trespass bis Lamb, enthält. Der Aufbau ist identisch: Vorwort zu dieser Genesis-Periode – Comic – Albumversionen – Singleversionen. Eingestreut findet man immer wieder zusätzliches Material über/von Genesis aus dieser Zeit: Artwork-Demos, Zeitungs- und Zeitschriften-Artikel, Fotos, Pressemappen/-infos. Irgendwann stößt man dann auf eine Unterrubrik „The Tours“ und fragt sich, warum hier die bisherige Chronologie verlassen wurde. Nachdem alle Alben und Singles bis 1975 bereits abgehandelt sind, fängt Peter nun noch einmal an, alles mögliche zu den Liveauftritten bis 1975 (Tickets, Anzeigen, Poster, Tourprogramme, Bootlegs etc.) abzubilden und aufzulisten. Dabei ist das gezeigte Material alles andere als uninteressant, aber es fehlen zumeist Angaben, um was es sich genau handelt und wann es erschien. Wenn man diese Sammlerstücke noch nie gesehen hat, bleibt einem nichts anderes übrig, als zu raten. Gerade für Fans, die mit dem Sammeln anfangen, wären genaue Infos zu diesen Goodies sehr hilfreich gewesen. So bleibt es dabei, dass man sehr oft etwas sieht, interessant findet, und sich dann fragt, um was es sich denn dabei eigentlich konkret handelt.
Es folgt das Kapitel zu den Jahren 1976-1978, und da man nun zwar immer noch nicht die Logik hinter der unchronologischen Sortierung verstanden hat, wohl aber weiß, was einen erwartet, hält sich die Verwirrtheit von da an in Grenzen. Der Aufbau dieses Kapitel ist dementsprechend identisch zu den vorangegangenen. Warum das Kapitel dann mit Wind & Wuthering endet, weiß nur Peter selbst.
Ach so, weil das nächste Kapitel 1978-1979 heißt – kleiner Fehler … Äh Moment, warum kommen denn dann in diesem Kapitel erst die Infos zu Seconds Out von 1977? Peter schafft es, den Leser vollends zu verwirren. Zum Glück kriegt er die Kurve und macht dann doch chronologisch mit allem rund um And Then There Were Three weiter.
Die Jahre 1980-1986 sind Thema des nächsten Buchabschnittes, und der Aufbau bleibt wie zuvor beschrieben. Kleiner Patzer am Rande: Das Kapitel endet entgegen seines Titels mit dem 1983er Album bzw. der Mama-Tour 1984. 1986 wird erst im anschließenden Kapitel behandelt, das die kommerziell erfolgreichsten Genesis-Jahre bis 1992 umfasst (eigentlich bis 1993, weil auch The Way We Walk – The Longs enthalten ist). 1997-2000 enthält alles zu Calling All Stations … also die Jahre 1997 und 1998 (!). Warum wohl Genesis Archive Vol. 1 (1998) und Vol. 2 (2000) hier nicht mit aufgenommen wurden, wenn das Kapitel schon diesen Zeitabschnitt markieren soll? 2006-Present bringt uns bis an den aktuellsten Punkt der Bandgeschichte. Hier wird über die 2007er Reunion berichtet und die beiden ersten 5.1-Remaster-Box-Sets beschrieben. Dieses Kapitel ist ungewöhnlich ausführlich im Vergleich zu anderen und auch noch etwas unübersichtlicher, weil hier Abbildungen von Merchandise, Zeitungsartikeln, Programmen etc. sehr bunt gemischt vorhanden sind und sich Hoch- und Querformat ständig abwechseln.
Der Anhang bringt noch Infos zu Genesis-Büchern, ein A-Z von Genesis, Die Top-50-Raritäten, die Charisma-Collectibles und die Compilation-Alben … ach ja, und deshalb ist Genesis Archive nicht im Zeitfenster 1998-2000 zu finden – das sind Zusammenstellungen, na gut … Spätestens hier wird das Buch wieder unübersichtlicher und Themen verschwimmen ineinander. Man blättert und blättert, sieht hunderte von Abbildungen, oft ohne Hinweis, was denn da überhaupt zu sehen ist, und merkt gar nicht, dass man nicht mehr bei den Compilations, sondern bei Büchern ist. Das A-Z bringt kurze Infos zu B…anks, B…ruford, C…harisma, C…ollins, F…arm, G…abriel und so weiter, angereichert mit dem einen oder anderen Foto. Die Infos sind teils sehr knapp und langjährigen Fans sicher kaum unbekannt. Dem neuen Fan würde es hier sicher mehr nützen, wenn Peter statt ausschließlich der „großen“ Namen und Begriffe auch jeweils ein bis zwei Sätze über andere Schlagwörter aus dem Genesis-Universum schreiben würde, wie z. B. Charterhouse, Nick D’Virgilio und – wenn schon A-Z – dann natürlich auch über Nir Z! Die Top-50- und die Charisma-Collectibles sind Fotokopien von Artikeln, die Peter für Zeitschriften verfasst hat (welche, ist nirgends zu erkennen). Die letzten 25 Seiten des Buches sind ganzseitige Farbabbildungen von diversen Genesis-Postern und dergleichen – ein kleiner Bonus als Abschluss.
Wer Interesse am Kauf des Buches hat, kann dies direkt bei Peter Vickers bestellen:
petervickers@hotmail.com
Autor: Helmut Janisch