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Genesis – The Genesis Museum Collectors Exhibit – Buch Rezension

Ein Buch von Fans und Sammlern über Fans und Sammler und das Sammeln an sich.

Dieses Buch ist gedacht als eine Art Ausstellungsstück (Exhibit) einiger der eifrigsten Genesis-Sammler (Collectors) weltweit; geschrieben von Adam Gottlob aus den USA, der auf seiner Website The Genesis Museum seit Ende der 90er Jahre seine Sammlung von inzwischen gut 5000 Stücken zeigt – vor allem Scans von Postern, Zeitungsartikeln, Tickets, Fotos sowie jede Menge Filme, sowohl von privaten Super 8-Aufnahmen als auch von professionellen Quellen. Vor einigen Jahren hat sich Adam dann entschlossen, das vorliegende Buch zu erstellen – es ist all den Jägern und Sammlern da draußen gewidmet, die sich in dem einen oder anderen im Buch beschriebenen Aspekt dieser Leidenschaft wiederfinden. Adam will damit auch erkunden, was sie eint und wo sie sich unterscheiden. Dazu hat er diejenigen Sammler um Fotos und Details ihrer Sammlungen gebeten, mit denen er selber in den letzten Jahrzehnten in Kontakt gewesen ist – und somit traf es mich selber auch! Helmut Janisch und Peter Schütz waren auch nicht ganz unbeteiligt. Das Buch behandelt wirklich alle denkbaren Aspekte und Teilgebiete in Text- und Bildform jeweils in kurzen Kapiteln, von denen für viele Teilgebiete jeweils ein Sammler beispielhaft mit seinem Spezialgebiet präsentiert wird.

Buch

Adam hat uns auch nach unserer jeweiligen Herangehensweise an das Sammeln gefragt und wie sich das im Laufe der Zeit weiter- oder auch mal zurück entwickelt hat. Mit ca. 22 der Sammler, so auch mit mir, hat er ausführliche Interviews geführt und die interessantesten Ausschnitte davon niedergeschrieben. Von diesen und weiteren gut 40 Leuten kann man auch alle Arten von Sammlerstücken sehen und dazu natürlich noch jede Menge Sachen aus Adams eigener Sammlung. Ich bin ziemlich sicher, dass selbst von den im Buch erwähnten Sammlern kaum einer schon mal alles gesehen hat, was dort „ausgestellt“ ist. Ein Schwerpunkt, der sich durch das ganze Werk zieht, liegt auf der ausführlichen Erklärung verschiedener Sammler-Philosophien und welche Arten von Motivation diesem Hobby zugrunde liegen.

Man erfährt, wie man heutzutage mit dem Sammeln beginnen kann, aber auch, wie es früher war, als es noch kein Internet gab und wie die namentlich erwähnten Sammler damals auf den Geschmack gekommen sind. Mich überrascht wirklich, wie viele Leute betonen, dass ihnen das „Jagen“ fast schon wichtiger sei als das „Sammeln“ – man mag Jahre damit verbringen, ein bestimmtes extrem seltenes Teil, z.B. ein DoLP-Test-Pressing des Live-Albums von 1973, zu ergattern, und wenn man es dann endlich in seinem Besitz hat, verschwindet es im Schrank und damit es nicht langweilig wird, wendet man sich schnell wieder der Jagd nach dem nächsten raren Teil zu. Dazu passt wohl auch das abgedruckte Zitat von Marcello Cirese: „Wir sind alle krank! Es hat nichts mit der Musik zu tun.“ Inwieweit das ernst oder ironisch gemeint ist, kann jeder für sich selber entscheiden…

Es gibt auch einige Zitate von Phil Collins über seine Alamo-Sammlung, die erahnen lassen, dass er diese Passion mindestens ebenso fanatisch betrieben hat, in seiner Faszination mit diesem kurzen Abschnitt aus der Geschichte Nordamerikas, mit der er sich fast schon übersinnlich verbunden fühlt. Ein bisschen so wie viele Sammler und Fans von Genesis, die durch diese intensive Ausübung ihres Hobbys irgendwie versuchen, näher an die glorreiche Vergangenheit zu gelangen. Und Mario Giammetti hat selber jede Menge Bücher über Genesis und Solo veröffentlicht und diese könnte man ja auch alle sammeln, und am besten auch noch in allen Übersetzungen – gerade seine ersten Bücher sind inzwischen nicht mehr so einfach zu bekommen, ähnlich wie Erstpressungen von LPs.

Adam betont aber auch, dass es zumindest ihm selber bei diesem Hobby letztenendes nicht so sehr um die ganzen Sachen geht, die man sammelt, sondern vor allem um die Freundschaften in der ganzen Welt, die man dadurch mit Gleichgesinnten schließt, angesichts der Tatsache, dass man im Familien- und „regulären“ Freundeskreis meist niemanden findet, der einen deswegen nicht für verrückt hält.

Wie auch immer man dazu nun stehen mag, dieses Buch bietet auf jeden Fall einen tiefen Einblick in die wundersame Welt des Sammelns von allem, was irgendwie mit unserer Lieblings-Band zu tun hat und ist sowohl für alle „Verrückten“ als auch die, die es (nicht) werden wollen, unbedingt zu empfehlen, auch wenn es 95 US-Dollar (inkl. Versand nach Deutschland) kostet. Aber es ist absolut hochwertig produziert und wiegt bei 276 Seiten fast 1,5 kg. Hier kann man es direkt bestellen.

Autor: Volker Warncke
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