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Genesis & Solo – „It’s Only Knock And Knowall“ – Rezension

Zu unserem 10-jährigen Bestehen überraschten wir die Fans mit einer Fanclub-CD mit Musik von Genesis & solo und etlichen Geburtstagsgrüßen.

Christian Gerhardts wurde ein paar Monate nach Veröffentlichung der Fanclub-CD It’s Only Know And Knowall Mitglied der it-Redaktion. In diesem Artikel rezensiert er rückblickend diese CD und beschreibt, wie er die Veröffentlichung seinerzeit als Clubmitglied erlebt hat.


Zwischen 1996 und 2002 war ich „normales“ Mitglied im Fanclub. Ich telefonierte ab und zu mit Peter, um etwas aus dem Shop-of-it-snips zu ergattern und ab und zu korrespondierte ich auch mit Helmut, seinerzeit teilweise per Fax. Ab und zu schrieb ich einen Artiel für das it-Magazin.

Die Ankündigung der Fanclub-CD 2001 überraschte mich und natürlich hatte ich spontane Erwartungen, die total illusorisch waren. Milton Keynes Live-Album, B-Seiten oder gar unveröffentlichte Session-Outtakes? Träumen war ja erlaubt. Am Ende aber hat mich das Ergebnis trotzdem überrascht.

Leider konnte ich nicht zum Clubtag 2002 kommen, an dem die CD auch offiziell vorgestellt wurde. Also musste ich etwas warten, bis sie dann im Briefkasten lag.

Cover und Booklet

Ich bekam die Nummer 72 von 500. Das Cover zeigt eine Variation eines Werkes von Paul Whitehead, also jenes Künstlers, der in den Anfangsjahren zum Beispiel die Cover zu Nursery Cryme und Foxtrot gestaltete. Ich selbst war nie ein großer Fan seiner Arbeit (Kunst bleibt eben eine Geschmackssache), aber ein Werk von ihm für diese Fanclub-CD zu verwenden, passt wie die Faust aufs Auge.

Im Booklet findet man eine kleine Zusammenfassung der Fanclub-Geschichte. Dazu kommen ein paar Infos zum Covermotiv Inner Space Is White, Outer Space Is Black and Life Is The Rainbow In Between von Paul Whitehead. Natürlich fehlen auch die Credits der verwendeten Musik und ein paar Danksagungen sind ebenfalls enthalten. Auf der Rückseite des Booklets sieht man allerlei Briefe mit CDs und Tonbändern, die an die it-Redaktion im Rahmen des Projekts geschickt wurden.

Die Musik

Nun aber zur Musik – denn die bildet ja das Herzstück der Fanclub-CD. Es sind insgesamt elf Stücke enthalten und zwölf Audiogrüße. Die Auswahl der Songs kann man mit dem Wort „interressant“ wohl treffend beschreiben:

Zehn Stücke sind wohlbekannte Stücke, aber teils doch eine eher unerwartete Wahl. Es ist sowohl ein Mix aus als und neu, als auch ein Mix aus Genesis und solo und der Versuch, erwartbare Klassiker durch Deep-Cuts zu ersetzen. Das gelingt insgesamt ganz gut.

Can-Utility And The Coastliners ist aus der Gabriel-Ära sicher nicht das Stück, welches einem für eine solche Compilation als erstes in den Sinn kommt. Aber es passt – denn es ist definitiv ein Deep Cut der frühen Jahre.

Spectral Mornings von Steve Hackett dagegen dürfte einer seiner Allzeit-Klassiker sein und passt nicht so ganz in dieses Konzept, wenngleichdie Qualität des Stücks dem Album sicher nicht schadet.

Mit The Serpent Said bekommen wir nun wieder ein Stück, dieses mal von Tony Banks bzw Strictly Inc, das dieser Kategorie entspricht.

Ganz anders verhält es sich mit Domino. Der Dauerbrenner des Invisible Touch Albums ist einer der Klassiker der Bandgeschichte und vor allem der späteren Jahre.

Da wir ja ein deutscher Fanclub sind, war ein deutscher Titel von Peter Gabriel naheliegend. Schnappschuß (ein Familienfoto) ist auch eher aus der Klassiker-Kategorie, aber in der deutschen Version eine schöne Abwechslung für die CD.

There Must Be Some Other Way repräsentiert hier die Ray-Wilson-Phase der Band (und übrigens auch Ray Wilson selbst, denn von ihm ist sonst kein Stück auf der CD).

Entangled erfüllt ein wenig sowohl die Kategorie Deep Cut, aber auch Klassiker. Und es repräsentiert die Phase ohne Peter Gabriel, aber mit Steve Hackett.

Ant ist mit Pulling Faces vertreten, also auch einem Stück, das man eher den Deep Cuts zuordnen kann.

Das gilt auch für Do You Know, Do You Care von Phil Collins. Dieser Song von 1982 gehört sicher nicht zu den ersten Tracks, die einem einfallen.

Highlight der CD ist aber sicher Compression. Ich kannte dieses Stück gar nicht, als ich die CD erhielt und musste erst einmal recherchieren. Anders als zum Beispiel eine B-Seite aus den Beggar-Sessions der Mechanics ist Compression tatsächlich vorher nie auf CD erschienen – und ist so quasi das Kronjuwel der Fanclub-CD. Es dauerte dann auch bis zum Jahr 2015, bis das Stück auch anderswo auf CD erschien – nämlich auf Harvest For The Heart – der Anthony Phillips Werkschau (!).

Den Schluss bildet it – hierbei handelt es sich nicht um die Studioversion des Lamb-Albums, sondern um die Version, die im Rahmen der Promotion des Archive 1967-1975 Boxsets ohne Übergang quasi als Stand-Alone-Track auf einer Promo landete. Es ist quasi eine Fake-Liveversion in Form eines neuen Studio-Mixes mit neuem Gesang. Die gleiche Version findet man auch auf dem Boxset, hier jedoch mit Übergang des Tracks davor, In The Rapids.

Die Grüße

Eine weitere Überraschung auf der CD sind die Grüße aus dem Bandumfeld. Tony Banks, Paul Carrack, Phil Collins, Peter Gabriel, Steve Hackett, Richard Macphail, Anthony Phillips, Mike Rutherford, Chris Stewart, Daryl Stuermer, Chester Thompson und Ray Wilson (alphabetisch sortiert) geben sich die Ehre und es ist schon eine runde Sache, dass alle wichtigen Genesis-Mitglieder dabei sind.

Den Vogel schießt Tony Banks gleich zu Beginn ab, der uns mit einem deutschen Gedicht herausfordert, das er rezitiert. Eine Zeile lässt er weg und will wissen, welche Worte fehlen. Es handelte sich um das Lied der Loreley vom Heinrich Heine. Den längsten Beitrag hat Phil, der sich in einer Art Ansprache bei allen für die Unterstützung auch der einzelnen Projekte bedankt und seine besondere Beziehung zu Deutschland herausstellt. Peter dagegen hat einen der kürzesten Beiträge.

Steve wiederum rät dazu, um Geburtstag nichts zu rauchen, das er nicht auch rauchen würde. Richard Macphail hatte zu der Zeit noch keine Ambitionen ein Buch zu schreiben, aber der Fanclub berichtete über ihn und viele seiner Anekdoten fanden den Weg in das it-Magazin, wofür er sich herzlich bedankt (seine Private Tales & Stories aus den it-Magazinen fanden auch den Weg auf die Website und sind hier zu finden).

Ant kommt bei seinem Dank natürlich nicht ohne seinem typischen Humor aus und nimmt Bezug auf ein aktuelles Fußballergebnis – „the time is five to one“ – Deutschland hatte zuvor 1:5 gegen England verloren. Chris Stewart ist vermutlich eine Überraschung in der Liste und entsprechend stellt er sich auch vor und erklärt, was er nun macht (mehr über Chris Stewart erfahrt ihr auch in unserem Interview mit ihm).

Insgesamt ist das eine feine Sache und es zeigt auch, welchen Stellenwert sich der Fanclub über die Jahre erarbeitet hat.

Fazit

Auch wenn man die CD nicht ständig auflegt, weil die meisten Titel auch anderswo verfügbar sind und sich auch mit der Zeit Hörgewohnheiten oft von „CDs einlegen“ zu „Playlist laufen lassen“ geändert haben, so ist diese CD mehr als ein Kleinod der Clubgeschichte. Die Grüße und das seltene Compression sowie das Artwork und Booklet machen sie besonders – und wertvoll! Bis zu 150€ ist Sammlern diese CD mittlerweile wert. Eine solche Wertsteigerung ist selten.

Autor: Christian Gerhardts (März 2025)