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Genesis – And Then There Were Three Tour (1978) – Tourbericht
Mit einer gigantischen Spiegel-Installation gingen Genesis 1978 auf And Then There Were Three Tour und eroberten vor allem Amerika.
Nicht lange nach Steve Hacketts Ausscheiden stürzte die Band sich wieder in die Aufnahmen für ein neues Album. Ironisch nannten sie es And Then There Were Three. Fast schien es, als wenn Genesis erst jetzt ihre endgültige Konstellation gefunden hätten. Ein neuer Gitarrist für die Studioaufnahmen wurde nicht engagiert, und so übernahm Mike Ruthertord alle Gitarrenparts.
Neuer Live-Gitarrist
Auf der bevorstehenden Promotion-Tour konnte er dies iedoch nicht tun. Also suchte man einen Gitarristen. der die Band auf der Bühne, speziell für die alten Hackett-Stücke, unterstützen sollte. Als erstes probierte man den farbigen Alphonso Johnson aus. Doch es stellte sich schnell heraus, dass er nicht der Richtige war, und so fragten sie einen gewissen Daryl Stuermer. Begeistert sagte er zu und ist bis heute nicht aus den Live- Auftritten von Genesis wegzudenken.
Der Ablauf der Tour sollte diesmal ein wenig anders als der der vorangegangenen gestaltet werden. Um ihre Familien nicht über Gebühr zu belasten, planten sie immer wieder Unterbrechungen ein, um nach Hause zuruckzukenren. So kam es, dass Genesis drei amerikanische Touren durch führten. In Deutschland spielten sie im Mai 1978 und kehrten im Herbst für einige Festivals wieder zurück. Zwischendurch tourten sie durch das restliche Europa und spielten Open-Airs in Knebworth (tatsächlich wurde nur ein einziges Konzert ni England gespielt) vor 100.000 undin Paris bei der Fête de l’Humanité vor 120.000 Fans. Zum Abschlusss reisten sie ins ferne Japan, um dort 6 Konzerte zu geben. Insgesamt zusammen mehr als acht lange Monate „on the road“.
Stage Setup & die legendären Spiegel
Auch der Aufwand sollte sich zur letzten Tour noch erhöhen. So wurden Trucks benotigt, um das gesamte Equipment zu transportieren. Etwa 30 Helfer (Roadies, Licht-mixer, Klavierstimmer u.a.) waren mit von der Partie. So ist es kein Wunder, dass jeder Tag der Tour etwa 50.000 DM kostete. Doch inzwischen waren die Garantie-Gagen auch in Deutschland so hoch, dass wesentlich mehr für Genesis übrigblieb als noch zwei Jahre zuvor.
Für die Bühnenpräsentation wurden neue spezielle Effekte entwickelt. Jeffrey Shaw, mit dem die Gruppe bereits mehrere Jahre zusammenarbeitete, hatte die Idee mit den „Mirrors“. Ursprünglich sollten ale
Beleuchtungsanlagen auf den Boden verlegt werden, um sie per spiegel zu benutzen. Insgesamt erschien dies der Band dann aber zu riskant und kompliziert. So wurden große achteckige Spiegel über der Bühne angebracht. Diese computergesteuerten kreisenden und rotierenden Spiegel waren so programmiert, daß sie die regenbogenfarbenen Scheinwerfer und diegrellgrünen Laserstrahlen auf die spielenden Akteure reflektierten, was tolle Effekte hervorbrachte.
Insgesamt wog die Lichtanlage gigantische 6 Tonnen. Während der einwöchigen Proben in Dallas wurden einige Sequenzen von Supper’s Ready einstudiert. Wie oft nachher tatsächlich diese Teile in der Show verwen det wurden, ist leider nicht bekannt. Sicher ist nur, dass am 14.06.1978 in der Dortmunder Westfalenhalle zum Schluss Apocalypse In 9/8 und As Sure As Eggs Is Eggs gespielt wurden.
Setlist der Shows
Der reguläre Set änderte sich während der Tournee nur leicht. Hauptsächlich bestand er aus den folgenden Stücken:
Eleventh Earl Of Mar
In The Cage
Burning Rope
Ripples
Deep In The Motherlode
Fountain Of Salmacis
Down And Out
One For The Vine
Squonk
Say It’s Alright Joe
The Lady Lies
Cinema Show ….. Afterglow
Follow You Follow Me
Dance On A Volcano
Los Endos
I Know What I Like
Manchmal wurden auch Ballad Of Big, Dancing With The Moonlit Knight, The Musical Box (closing section) oder In That Quiet Earth gespielt.
Die Bühnenshow 1978 wurde von der Musik und den eingesetzten visuellen Efekten geprägt. Kostümierungen wie zu Gabriels Zeiten waren da schon Mangelware. Erwähnenswert ist deshalb der „Drunk Joe“, den Phil während Say It’s Alright Joe verkörperte. Mit Hut und Trenchcoat lehnte er an Tonys Keyboard. Am 29. Juli im Madison Square Garden, New York, kam es zu einer Art Mini-Reunion,
als Peter Gabriel für die Zugabe | Know What | Like auf die Bühne kam und zusammen mit Phil am Mikro stand.
Die Tournee war ein großer Erfolg für die Band. Speziell in Amerika war sie nun bekannter als ei zuvor. Doch die Zeit der Kultband Genesis war vorbei, und auch das GENESIS-Publikum änderte sich. Waren es einst fast ausschließlich männliche Zuschauer, so lockten die neuen, soften Klänge á la Follow You Follow Me nun auch das weibliche Geschlecht zu den Konzerten. Mit steigender Popularität und Bekanntheit waren sei eine Band für die Massen geworden.
Autor: Peter Schütz
zuerst veröffentlicht in it-Magazin #11, Juni 1994
Poster Image: George German