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Genesis – Anatomy Of A Tour – Buch Rezension
Pünktlich zum Abschiedskonzert von Genesis in Deutschland und kurz vor dem Ende der Europa-„Auswahl von Shows“ hat es das Buch Turn It On Again – Anatomy Of A Tour jetzt doch noch in die Merchandisingstände geschafft und wird auch nur dort erhältlich sein. Was bekommt der Fan für sein Geld?
Zunächst einmal ein aufwendig gestaltetes großformatiges Buch. Es ist fast quadratisch (29 x 28 cm), schwarz eingebunden mit einer angenehmen Oberfläche, und gut daumendick. An der Seite ragt eine Lasche hervor. Zu der Lasche kommen wir gleich.
Wenn man das Buch öffnet, entfaltet sich eine Origamiversion der Bühne, wie sie auf der europäischen Tour eingesetzt wurde. Bunt bedruckter Karton und Kunststoff geben einen Eindruck vom Aufbau und dem Farbdesign der Bühne, den Lichttürmen, Netzen, der LED-Bildschirm-Welle. Dazu kommen Fotos, die verschiedene Beleuchtungen und Effekte der Bühne simulieren. Hier wie überall in dem Buch wurde schwarzes Hochglanzpapier verwendet, das die Bilder zum Leuchten bringt. Ein weiteres wiederkehrendes Designelement des Buches sind silbergraue Risszeichnungen der Bühne.
Beim nächsten Umblättern schließt sich die europäische Bühne und ein weiteres Modell entfaltet sich. Ihre Dimensionierung lässt vermuten, dass es sich hierbei um die Bühne für die US-Tour handelt. Das Modell wird wieder von einigen Entwürfen für die Beleuchtung und Teilen der Risszeichnung begleitet.
Damit kommen wir zur Lasche. Mit der kann man ja so einiges anfangen. Man kann beispielsweise daran ziehen, und das ist eine gute Idee, denn man zieht damit eine Art Tablett heraus, in dem ein etwas kleineres Buch liegt, das eigentliche Buch „The Anatomy Of A Tour“.
Beeindruckende detaillierte CAD-Modelle von der Bühne begleiten uns auch hier durch die Lektüre. Fotos von den Bühnen vergangener Touren (von 1977 bis 1992) illustrieren, wie vielfältig und kreativ das Bühnendesign von Genesis schon immer war. Mark Fisher und Patrick Woodroffe umreißen in kurzen Erläuterungen, wie sie auf gerade dieses Bühnendesign kamen und welche Schwierigkeiten dabei auftraten. Sie beschreiben auch, wie sie Lichtquellen verwenden, um den Blick des Zuschauers bei den Stadionshows einerseits auf die Hauptbühne, andererseits auch auf die Außenseiten und in die Höhe zu lenken. Auch der immense technische Aufwand bleibt nicht unerwähnt. Schließlich schreiben sie auch noch einige Worte über die Arena-Bühne.
Die Texte sind recht knapp gehalten. Man wünschte sich gelegentlich schon etwas detailliertere Auskunft zum Beispiel darüber, warum der Bühnenhintergrund geschwungen ist. Immerhin sorgte das kurvige Design dafür, dass Fans links und rechts der Bühne diese nicht voll einsehen konnten. Dazu schweigt das Buch jedoch, und vielleicht muß das auch so sein, denn es besticht mehr durch das Bildmaterial als durch seine Texte. Die Illustrationen sind durchweg sehr reizvoll. CAD-Modelle werden bereichert durch Simulationen der Lightshow. Der Abschnitt über die Formfindung der Bühne enthält eine Reihe von händischen Skizzen, die frühe Designentwürfe der Herren Woodroffe und Fisher zeigen. Auch ist eine E-Mail von Tony Banks abgedruckt, in der er eine mögliche Setliste entwirft. Daneben findet sich eine Sammlung von Ideen für Feuerwerkseffekte. Interessant ist auch eine Liste, die für jeden Tourort vermerkt, wann Einlaß, Konzertbeginn, Sonnenuntergang und Dämmerung dort einsetzen.
Unter dem Buch liegt noch die DVD „Proposal For The Stage Design“. Ohne Menü oder ähnliches beginnt nach den Titeln eine Animation zu laufen. Sie zeigt die simulierte Bühne mit voller Lightshow während eines Konzertes. Untermalt wird das Ganze von dem instrumentalen Teil von Firth Of Fifth. Das Video wurde von Mark Fishers Firma stufish produziert und war, wie der Titel „Proposal For The Stage Design“ schon sagt, Teil des Bühnenentwurfs, den Fisher Genesis vorgeschlagen hat. Leider endet die DVD schon nach weniger als fünf Minuten. Wer wie der Verfasser eine ausführlichere Dokumentation über die Entstehung und Entwicklung der Bühne erwartet hatte, sieht sich enttäuscht.
Ein paar 3D-Modelle, viel stilsicheres Layout, ein erster Blick auf die US-Bühne, knappe Texte und eine zwar reizvolle, aber kurz geratene DVD, das findet sich in der Anatomy Of A Tour. Herausragend sind zweifelsohne die Bühnenmodelle, Tonys Entwurf der Setliste und die allerersten Bühnenentwürfe, die Woodroffe und Fisher auf Kellnerblocks und allem, was gerade greifbar war, skizziert haben.
Fans mit etwas schmalerem Geldbeutel werden sich die Anschaffung sicherlich überlegen müssen, immerhin kostet das Buch £30 bzw. 45€, aber die Anatomy Of A Tour ist unverzichtbar für Komplettisten und ein ganz besonderes Mitbringsel von der Tour..
Autor: Martin Klinkhardt