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Genesis – 50 Years Ago – Album Rezension

Etwas überraschend erschien im Mai 2017 eine scheinbare Neuauflage des ersten Genesis-Albums. Doch alleine das wäre nicht überraschend – vielmehr die Tatsache, dass uralte Bänder wieder aufgetaucht sind und daraus neue Mixe erstellt wurden, machen die Sache interessant. Steffen Gerlach und Tom Morgenstern sind der Sache auf den Grund gegangen

Ganz unbemerkt von der Öffentlichkeit jährte sich an Ostern 2017 die erste gemeinsame Aufnahme-Session von Genesis zum 50sten mal. Zum damaligen Zeitpunkt gab es den Bandnamen noch nicht, und es war auch gar nicht wirklich geplant, eine neue (Schüler-)Band zu gründen. Es legte aber den entscheidenden Grundstein für alles, was danach noch kommen sollte. Die Aufnahmen des neuen Songwriter-Kollektivs erreichten den damaligen Erfolgsproduzenten Jonathan King, der das Talent erkannte und ihnen in einem Zeitraum von zwei Jahren die Möglichkeit gab zunächst Demos und schließlich drei Singles und ein erstes Album aufzunehmen. Die Jungs waren mit Kings Produktion nicht wirklich zufrieden und entwickelten sich musikalisch damals in eine andere Richtung als es King bevorzugt hätte, und so trennten sich die Wege bald wieder. Das ist wohl auch der Grund, dass diese Frühphase von Genesis selbst gerne ausgeblendet wird. Aber King erinnert sich immer wieder gerne an diese Zeit, wohl auch nicht zuletzt deswegen, weil er noch sämtliche Rechte an den Aufnahmen jener Tage besitzt.

Unzählige Reissues des Debüts From Genesis To Relevation haben seit damals den Markt überschwemmt – mit unterschiedlichstem Artwork und verschiedenen Album-Titeln, aber überwiegend mit identischem Inhalt: dem Stereo-Mix des Albums und oft mit den Non Album-Single Tracks angereichert. Erst 1998 mit der Veröffentlichung des ersten Archive-Box Sets von Genesis bekam man einen erweiterten Blick auf diese Zeit, da darauf zahlreiche, bislang unveröffentlichte Songs der Demo-Sessions sowie einige Alternativ-Versionen der Album-Tracks zu finden sind, die ohne die von King hinzugefügten Orchester-Arrangements auskommen. Denn damit hatten die Jungs nichts am Hut. Die originalen Mehrspur-Tapes galten als verloren, und somit begrub man die Idee, die Songs des Albums noch einmal so abmischen zu können, wie es sich die Band gewünscht hätte. Doch Jahre später werden wir nun doch noch überrascht: Laut Aussagen von King sind die verschollen geglaubten Mehrspur-Bänder vor kurzem in einem Lagerhaus aufgetaucht, in welchem die Bänder mit Hunderten von anderen Bändern verschwunden sind, als die Londoner Regent Sound Studios in den 70ern verkauft wurden. Die Person, die beauftragt wurde, den Lagerbestand zu prüfen, kannte die Verbindung von Genesis zu Jonathan King und nahm Kontakt auf. Gemeinsam mischte King dann mit Steve Levine in dessen Liverpooler Studio etliche Songs neu ab. Die Ergebnisse finden sich nun auf 50 Years Ago, das es ein Weile als Download-Album gab.

CoverDer Titel ist etwas irreführend, da bis auf einen Track sämtliche Aufnahmen erst nach 1967 entstanden. Es sind alle Songs von From Genesis To Revelation aus dem Jahr 1969 enthalten, sowie die Tracks der beiden Singles von 1968 plus ein Demo-Song vom Sommer 1967. Bei der Zusammenstellung hat man sich nicht an die Reihenfolge der als Konzept-Album angelegten Erstveröffentlichung gehalten, und somit fallen hier auch die kurzen, musikalischen Überleitungen, die mit den einzelnen Songs auf dem Original-Album überblendet wurden, unter den Tisch. Dafür hat man nun die Songs mit „ordentlich“ ausgespielten Fade Outs vorliegen. Somit wird auch klar, dass die verwendeten Aufnahmen nicht vom Album-Mastertape stammen können.

Welche Tapes konkret aufgetaucht und verwendet wurden, ist noch nicht ganz nachvollziehbar, denn dummerweise gibt es zu der bislang nur als Download angebotenen Veröffentlichung keinerlei erklärende Liner Notes. Aber zum Verständnis ist an dieser Stelle ein kurzer Einblick in die Produktions-Abläufe jener Zeit sinnvoll: Mehrspuraufnahmen waren damals auf maximal vier Spuren beschränkt, womit man entweder möglichst viel live einspielen/-singen oder sich bei mehreren Aufnahme-Schritten eines Tricks bedienen musste: auf das erste 4-Spur-Band nahm man die Band live, aber ohne Gesang auf (z.B. Drums auf Spur 1, Bass auf Spur 2, Gitarre auf Spur 3, Klavier auf Spur 4). Um anschließend Gesang, Backing Vocals und Streicher aufnehmen zu können, wurden diese vier Spuren in Mono zusammengemischt und auf eine Spur eines zweiten 4-Spur-Bandes überspielt. Die drei freien Spuren konnten dann mit weiteren Aufnahmen gefüllt werden (z.B. Lead Vocals auf Spur 2, Backing Vocals auf Spur 3 und Orchester auf Spur 4). Dieses Verfahren ließ sich mehrfach wiederholen. Der Nachteil dabei: Für die finalen Abmischungen in Mono und Stereo ließ sich immer nur das jeweils letzte Vierspur-Tape benutzen und natürlich konnte an dem zuvor erfolgten Mono-Mix auf Spur 1 nichts mehr geändert werden. Das führte dazu, dass es nur wenig Möglichkeiten gab, das Stereo-Panorama auszunutzen und die heutzutage kurios wirkenden Verteilungen wie Musik ganz links und Vocals ganz rechts waren die Folge von nur vier positionierbaren Spuren. „Ping-Pong-Stereo“ nannte man dies dann später nicht zu unrecht. Allerdings spielte die Stereofonie bis ca. 1968 keine große Rolle, weder für Produzenten noch für Konsumenten, und daher galt nur dem Mono-Mix die volle Aufmerksamkeit.

Interessant sind nun die aufgetauchten Fotos der Vierspur-Bandkartons mit den handschriftlichen Anmerkungen. Die Tapes, die als Quelle für das Stereo- und Mono-Master dienten, haben die Songs zwar in der späteren Album-Reihenfolge, jedoch abwechselnd verteilt: Auf dem ersten Tape befinden sich die ungeraden, auf dem zweiten die geraden Tracknummern. Da keins der beiden Tapes die Überleitungsstücke enthält, liegt die Vermutung nahe, dass die Schlussmischung quasi in Echtzeit zusammen mit einer dritten (Mono-) Bandmaschine erfolgte, mit der diese Stücke zugespielt wurden. Das Ergebnis waren die bekannten Masterbänder für die Stereo- und Mono-Veröffentlichungen des Albums. Doch wie bereits erwähnt: die verwendeten Bänder für diese Veröffentlichung gehen erstmals weiter zurück als diese Masterbänder, was 50 Years Ago in Sachen Sound und/oder Mix sehr attraktiv macht.

Für eine Track-by-Track-Beschreibung kehren wir dazu zu der ursprünglichen Song-Reihenfolge des Albums From Genesis To Revelation zurück (zeigen aber die Tracknummer der aktuellen Veröffentlichung) und versuchen anhand folgend angenommener Tape-Bezeichnungen nachzuvollziehen, welche Bänder verwendet wurden:

4-Track A (Basic Tracks)

4-Track B (Redux 4-Track A + Overdubs) – Bezeichnung auf den Bandkartons: „2nd 4 to 4 MASTERS“

tape„Redux“ steht für den Mono-Reduktionsmix der vier Spuren des jeweils vorherigen Tapes, als „Overdubs“ bezeichnet werden die drei Spuren, die nach dem Reduktionsmix auf demselben Tape aufgenommen wurden. Es ist wahrscheinlich, dass es bei einigen, komplexeren Songs sogar ein „4-Track C (ReduxAB + Overdubs)“-Tape gegeben haben könnte. Dies ist jedoch nicht eindeutig zu klären und daher lassen wir es der Einfachheit halber hier unberücksichtigt.

Die bisher bekannten Stereo- und Mono-Masterbänder wurden offensichtlich für diese Neuausgabe nicht verwendet. Stattdessen hat man aus den vorliegenden 4-Track-Tapes drei verschiedene Arten von Neuabmischungen erzeugt:

Mono-Mix (Redux 4-Track B) – bezeichnet als „mono mix“

Mono-Mix (4-Track Tape A + Overdubs 4-Track Tape B) – bezeichnet als „new mix“

Stereo-Mix (4-Track Tape A + Overdubs 4-Track Tape B) – bezeichnet als „new stereo mix“

Es stellt sich hier natürlich die Frage, warum nicht alle Mixe, die das 4-Track Tape A einbeziehen, in Stereo angefertigt wurden, denn immerhin gab es sieben verfügbare Einzelspuren (vier des ersten Tapes und die drei Overdub-Spuren des zweiten). Darüber lässt sich nur spekulieren – allerdings ist von anderen Aufnahmen aus dieser Zeit (Beatles) bekannt, dass schon das Tape A oft mehrere Instrumente auf einer Spur zusammen aufgenommen hatte – die sich dann wie die späteren Reduktionsmixe nicht mehr trennen ließen. Ein Stereomix hätte in diesen Fällen möglicherweise dann doch wieder eher nach „Ping-Pong-Stereo“ geklungen – was man wohl vermeiden wollte.

08 Where the Sour Turns to Sweet[mono mix] (3:25)

Diese Version dürfte nahezu identisch mit dem original Mono-Mix der 1969 veröffentlichten Mono-Version des Albums sein, der seinerzeit schon etwas länger ausgespielt wurde als auf dem Stereo-Album. Beim direkten Vergleich mit dem Mono-Album ist dieser nochmals etwas länger.

23 Where the Sour Turns to Sweet(New Mix) [mono w/o strings] (3:29)

Diese weitere Version geht nochmal einen Schritt zurück, denn es sind keine Streicher zu hören und der Song ist nochmals einen Tick länger ausgespielt.

21 In the Beginning(New Mix) [mono] (4:23)

Diese Mono-Version kommt ohne das „Drone“-Intro aus, aber beinhaltet die Piano-Überleitung zu Fireside Song, welches bei bisherigen Veröffentlichungen als Intro zu selbigem gezählt wurde. Eine Intro-lose Version war bisher nur auf einer Acetate-Version des Albums aufgetaucht

22 Fireside Song (New Mix) [mono w/o strings] (3:38)

Das Piano-Intro wurde hier weggelassen und In The Beginning zugerechnet. Dieser neue Mono-Mix verzichtet auf die Spur mit den Streichern. Er ist somit vergleichbar mit dem „Rough Mix“ der Acetate-Version des Albums. Da die auf dem Album überblendete Überleitungsmusik zu The Serpent nicht zum Einsatz kommt, ist der Song ganze 10 Sekunden länger als die bekannte Stereo-Version.

13 The Serpent [mono mix] (4:02)

Bei dieser Version gibt es kein Überleitungs-Intro und der Song hat hier ein komplettes Fade Out, was ihn ein paar Sekunden länger macht.

14 The Serpent(Vocals) (3:57)

Dieser Acapella-Mix nutzt lediglich die beiden Spuren der Lead und Backing Vocals auf dem 4-Track-B-Tape. Die Playbacks, die die Akteure damals auf Kopfhörer hören konnten, sind noch wahrnehmbar und wurden bei stummen Stellen ausgeblendet. Hier gibt es kein Fade Out und der Gesang wird bis zum Ende der Aufnahme ausgespielt.

12 Am I Very Wrong? [mono mix] (3:02)

Verglichen mit der Version auf dem Mono-Album, sind keinerlei Mix-Unterschiede festzustellen. Doch hier fehlt das überleitende Piano-Intro und der Song wird einen Tick später ausgeblendet.

19 In the Wilderness[mono mix] (3:23)

Hier haben wir einen Mono-Mix des Tracks mit dem bereits bekannten Streicher-Arrangement, der allerdings statt dem bekannten, überblendeten Piano-Outro des Themas in Moll eine halbe Minute länger ausgespielt wird.

16 The Conqueror[mono mix] (3:27)

Der Mix gleicht bis auf schwächelnde Bass-Frequenzen dem Mono-Album, aber ist mit vollständigem Fade Out ein paar Sekunden länger als auf selbigem.

In Hiding Cover06 In Hiding (New Stereo Mix) (2:38) (SINGLE!)

Nun wird es richtig interessant! Dieser neue Mix in stereo ist eigentlich nur möglich, wenn auf beide Mehrspurbänder, also 4-Track-A und 4-Track-B, zugegriffen werden konnte, denn das Playback der Band präsentiert sich hier in einem sonst nicht möglichen Stereo-Panorama. Dazu kommen zwei Spuren mit Gesang. Die Spur mit dem Streicher-Arrangement hat man hier wieder ausgelassen.

01 In Hiding (Vocals) (2:35)

Zusätzlich bekommen wir auch hier noch eine Acapella-Version, die sich vom 4-Track-B-Tape einfach nur Lead Vocals und Backing Vocals hernimmt. Auch hier hört man noch leise das Playback der Kopfhörer.

02 One Day(New Stereo Mix) (3:29)

Auch dieser neue Stereo-Mix entstand mit den beiden ursprünglichen 4-Track-A- und 4-Track-B-Tapes. Das Band-Playback erstrahlt in Stereo plus die Gesangsspuren minus Streicher und Bläser, was am ehesten einen Vergleich mit der Acetate-Version zulässt. Auch das Intro wurde für diesem Mix belassen und nicht eingeblendet.

10 One Day [mono mix] (3:22)

Zum Vergleich gibt es hier noch eine Mono-Version mit Streicher/Bläser, allerdings im Verlgeich zum Mono-Album hier mit „ordentlichem“ Ende.

20 The Window [mono mix] (3:34)

Üblicherweise nur Window betitelt, fehlt auch hier als Intro die Piano-Überleitung, aber der Schluss ist dafür 20 Sekunden länger und wird ausgeblendet.

11 In Limbo [mono mix] (3:27)

Das gleiche gilt auch hier: keine Piano-Überleitung als Intro, aber am Ende ein fast 20 Sekunden längeres Playout ohne(!) Fade Out. Die Aufnahme scheint hier höhenlastiger als auf dem Mono-Album.

05 The Silent Sun [mono mix] (2:14)

Song Nr. 12 des Albums stammt nicht aus den Album-Sessions und wurde bereits 1968 als Single veröffentlicht. Diese Mono-Version unterscheidet sich nicht wirklich von bisherigen Veröffentlichungen. Ob der Track neu von einem Tape überspielt wurde, ist zu bezweifeln.

15 The Silent Sun (Alternate New Mix)[mono w/o strings] (2:13)

Das verhält sich hier etwas anders: diese Version der ersten von Genesis veröffentlichten Single kommt erstmals ohne die allseits bekannten Streicher aus.

09 A Place to Call My Own(New Mix) [mono w/o strings/brass] (2:22)

Vom Album-Closer wurde ebenfalls ein neuer Mono-Mix erstellt. Zu Beginn ist ein Einzähler zu hören, und auch hier wird komplett auf die Spur(en) mit Streicher und Bläser verzichtet. Noch dazu ist diese Version 20 Sekunden länger als die bekannte Stereo- und 15 Sekunden länger als die Mono-Version.

04 A Place to Call My Own(Vocals) (1:03)

Als Zugaben-Schmankerl gibt es hier noch Peter Gabriels Lead Vocals rein acapella ohne begleitende Backing Vocals. Quelle dürfte das 4-Track-B-Tape sein.

Somit sind alle Album-Tracks abgedeckt. Aber es gibt auch von den beiden Singles von 1968 neue Überspielungen. The Silent Sun wurde bereits genannt. Dazu gesellen sich folgende Tracks…

18 That’s Me [mono mix] (2:37)

Auch diese Mono-Version unterscheidet sich nicht wirklich von bisherigen Veröffentlichungen. Ob der Track neu von einem Tape überspielt wurde, ist zu bezweifeln, auch wenn man das Gefühl hat, dass der Track noch etwas „aufgeblasen“ wurde.

03 A Winters Tale [multiple mono takes with studio chatter] (7:38)

Mit der zweiten, veröffentlichten Genesis-Single bekommen wir hier nochmal einen echten Knaller geboten! Lässt die Spielzeit zunächst auf eine unbekannt lange Version schließen, wird man beim ersten Hören mit einem Mitschnitt überrascht, dass ein stückweit die Arbeit im Studio dokumentiert: man wird Zeuge von Unterhaltungen zwischen Band und Produzent, während die Band mehrere Male den Song beginnt, aber wieder abbricht. Lediglich der letzte Take ist komplett und auch nur über diesem wurde Gabriels Gesang aufgenommen. Diese Mono-Version läuft minimal langsamer als die uns bekannte Single-Version, ist aber ansonsten ziemlich identisch.

07 On The Trail Of The One Eyed Hound(New Stereo Mix) (2:39)

Die B-Seite von A Winter’s Tale war bisher unter One Eyed Hound bekannt. Vermutlich fiel der nun hier veröffentlichte Song-Titel wegen seiner unvorteilhaften Länge beim Druck auf 7?-Labels unter den Tisch. Neben dem bislang ungehörten Einzähler ist einiges neu gemischt: neben einer Mono-Spur des Basic-Playbacks, dürften Lead und Backing Vocals sowie eine zweite (E-)Gitarre neu abgemischt worden sein.

17 Image Blown Out [alternate demo version] (2:48)

Dieser Track fällt aus dem Rahmen. Die Aufnahme stammt vom ersten Demo, das die Band im Sommer 1967 für King aufnahm, und hat nur bedingt mit dem späteren Album zu tun. Bei den Album-Sessions wurde der Song erneut aufgenommen, allerdings nicht verwendet. Erst 1998 erschien er auf dem ersten Archive-Box Set. Diese hier verwendete Version tauchte erstmals 2005 als einer der Bonus Tracks der 2CD-Edition des Albums von Edsel auf. Einen Unterschied zu jeder Veröffentlichung ist kaum auszumachen.

Fazit:

Wer hätte es gedacht? Verspricht das billige Cover dieser bislang nur als Download erhältlichen Veröffentlichung lediglich ein weiteres Reissue des ersten Genesis-Albums mit identischem Inhalt, entpuppt sich selbige bei genauerer Betrachtung als wahre Schatztruhe. Denn wer sich bisher am unattraktiven Sound des Original Stereo-Albums mit all seinen ungeliebten Streicher- und Bläser-Arrangements gestört hat, sollte hier auf alle Fälle nochmal ein Ohr riskieren. Man bekommt kein aufpoliertes Remastering des Stereo- oder Mono-Albums, was durchaus auch schon interessant sein könnte, da es vom besseren Mono-Mix bislang keine CD-Veröffentlichung gab. Hier geht man mindestens einen weiteren Produktions-Schritt zurück, was zum einen klanglich ein Schritt nach vorne ist und die Songs komplett ohne Überblendungen hörbar macht (8 von 13 Album-Tracks). Teilweise geht man noch einen Schritt weiter und eliminiert die Streicher/Bläser-Elemente in einem neuen Mono-Mix (5 Album-Tracks) oder konnte sogar komplett neue Stereo-Mixes erstellen (2 Album Tracks). Dazu kommen als Bonbon zwei Acapella-Mixes, ein Einblick in den Aufnahmeprozess zu einer Single, ein neuer Stereo-Mix der dazugehörigen B-Seite und ein seltener Demo-Track, der bislang nur auf einer Veröffentlichung zu finden war. Bei aller Freude bleiben einige Fragen offen: Warum gib es 50 Years Ago nur als Download? Warum hat er die Tracklist so durcheinander gewürfelt? Hätte man von allen Tracks neue Stereo-Mixes erstellen können, oder sind nicht alle Multi-Track-Bänder aufgetaucht? Was ist mit den Outtakes Visions Of Angels, Build Me A Mountainund Image Blown Out der Album-Sessions? Sind die zahlreichen, musikalischen Überleitungen in kompletter(er) Form ebenso aufgetaucht? Möglicherweise hat Jonathan King zum 50sten Jubiläum der Band auch erst einmal vorfühlen wollen, ob es für derartiges Material einen Markt gibt. Vielleicht überrascht er uns ja 2019 zum Jubiläum des Albums mit weiteren Schmankerln? Etliche Demo-Songs warten immer noch auf ihre Erst-Veröffentlichung.

Autor: Steffen Gerlach mit Unterstützung von Tom Morgenstern

50 Years Ago kaufen: nicht mehr verfügbar

UPDATE Januar 2022: Mittlerweile sind diese Versionen im offiziellen Genesis YouTube Channel verfügbar