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First Final Farewell Tour Rehearsals Bericht

Bevor im Mai 2004 die First Final Farewell Tour begann, probte Phil mit seiner Band in Neuchâtel in der Schweiz. Andreas Bonder war vor Ort und berichtet von den Tourproben.

Einer Einladung folgend fuhren wir am Wochenende des 22./23. Mai nach Neúchatel in die Schweiz. Gut ausgeschlafen trafen wir am Samstagmorgen im Hotel der Band ein. Man erinnerte sich gut an uns, und wir wurden prompt zum Frühstück eingeladen. Man freute sich, mal neue Gesichter zu sehen, da man seit 2 Wochen dasselbe Programm hatte: Aufstehen, proben, Mittagessen, proben, Abendessen, schlafen gehen.

Die Rehearsals fanden in einer Sporthalle in Neúchatel statt, die für 3 Wochen angemietet war. Innendrin glich es schon sehr stark einem perfekten Setup, nahezu als wolle man abends vor einer großen Kulisse spielen. Die Bühne war komplett fertig aufgebaut, die Lichter justiert, riesige Bildschirme hingen schon hinter der Bühne und auch der Sound war fantastisch. Wir bekamen eine Ecke in der Halle zugewiesen, in der wir uns für die Zeit der Rehearsals aufzuhalten hatten. Also schlenderte so jeder Musiker an uns vorbei, bis auch der unscheinbare Phil unseren Weg kreuzte. Mit einem „Hi“ und einem Grinsen im Gesicht begrüßte er uns auf seine bekannte, lockere Art. Es ist viel Zeit seit seinen letzten Konzerten vergangen und er machte auf uns einen sehr positiven und gelassenen Eindruck. Er schien sehr zufrieden. Um 12 Uhr fingen die Proben zu einzelnen Stücken an. Das erste war
True Colors. Wir sind überzeugt, dass gerade dieses Lied ein absoluter Höhepunkt der Show sein wird, da er dieses mit seinen 5 Backgroundsängern zum Besten geben wird. Gerald Albright stieg auf eine Empore hinter der Bühne hinauf und ließ dieses Lied einmalig erklingen. Es war schon sehr beeindruckend, Phil und die Band nach 7 Jahren wieder im Einklang zu hören. Des Weiteren wurden noch einige Veränderungen an
Wear My Hat und
Something Happened… vorgenommen, bevor es dann zum Mittagstisch ging. Die Musiker gingen dafür in einen zur Halle hin abgetrennten Raum. Phil klappte noch auf der Bühne seinen Laptop auf, setzte sich vor seine Drums und arbeitete weiter an dem ganzen Set. Es ist wirklich so, dass er nach den Proben alle Details aufschreibt, um sie am nächsten Tag mit den Musikern zu besprechen.

setlistUm 14 Uhr wurde dann das komplette Konzert gespielt! Ohne Pausen, ohne Zuschauer, ohne Klatschen, aber mit dem Sound, als wäre die Band schon in ausverkauftem Haus. Eine einzigartige Atmosphäre.. Los ging das Ganze mit einer Drumeinlage von Phil, Chester und Luis. Einige Passagen sind dort dem bekannten
Timbantiocha entnommen, das er schon auf der 1997er Tour mit Luis Conte und Ricky Lawson spielte. Ein schöner Übergang mündet dann in
Something Happened... Dort werden dann auch erstmals alle Bühnenlichter zum Einsatz kommen. Es folgte das immerschöne
Against All Odds, danach
Don’t Lose My Number. Das erste „neuere“ Stück der Tour ist
You’ll Be In My Heart.
One More Night gehörte zu diesem Set genauso wie die Brother Bear Stücke
On My Way und
Welcome.
Can’t Stop Loving You ist ein schönes Live-Stück geworden. Er integriert alle Backgroundsänger und gibt diesem Song dadurch eine sehr persönliche Note. Bei
True Colors kann einem schon mal die Gänsehaut über den Rücken fahren. Es weicht etwas von der Studioversion ab, klingt aber sehr viel schöner, wie alle meinten. Es baut sehr stark auf einer A-Capella Version auf und erreicht ein Maximum an Harmoniegefühl. Es wurde an den 2 Tagen auch öfters geprobt als andere Stücke. Perfektionismus ist halt alles…

Come With Me,
I Missed Again und
No Way Out sind ebenfalls neu auf dieser Tour. Das berühmte
In The Air Tonight wird auch auf dieser Tour wieder bombastisch sein. Sowohl die Performance an sich als auch die Lightshow faszinieren. Phil läuft wie gewohnt langsam über die Bühne, steigt hoch auf eine Empore und man stellt sich die Frage: „Entweder springt er jetzt an seine Drums oder er verpasst den Einsatz.“

Und plötzlich ist es da… Umgeben von weißen Blitzen und blauem Bühnenlicht geht es dann so richtig ab…
Sussudio ist das reguläre letzte Stück. Die Zugaben stehen nach div. Aussagen auch schon fest.
It’s Not Too Late ist die erste Zugabe. Ein wahres Sahnestück vor seinem Abgang.

Ich habe Phil auf dieses Lied angesprochen und er ist sehr froh, dass es so geworden ist und die Resonanz darauf bisher so positiv ist. (Ich würde alleine wegen dieses Lieds zur Show gehen) Danach gibt es noch mal ein kurzes „Drum Thing“ mit einem Intro in das übliche
Take Me HomeEndup, bei dem Phil Congas spielen wird.

Dasselbe Schauspiel am zweiten Tag. Wieder wurden einige Lieder neu geprobt, zu meinem Gefallen auch It’s Not Too Late. Wirklich ein Hammerlied als Zugabe und ganz anders als man es sich vielleicht vorstellt. Es gab wieder Mittagessen, diesmal durften wir dabei sein. Ohne Laptop scheint in Amerika ja gar nichts mehr zu gehen. Mindestens 5 Stück waren da und man chattete per Webcam mit den Daheimgebliebenen, tauschte Abflugzeiten und Hotelaufenthalte aus, etc. Für das Essen gab es eine eigens mitgebrachte Catering-Firma, die mehrere Menüs zur Auswahl hatte. Es war für alles gesorgt. Wie gehabt sollte es um 14 Uhr weitergehen. Doch siehe da, Phil ließ sich den Formel 1 Grand Prix von Monaco auf die großen Leinwände produzieren und mit einem Höllenlärm verfolgten wir die ersten Minuten des Rennens. Um kurz nach 14 Uhr ging es dann mit dem kompletten Set weiter.

Seine Frau Orianne und sein Sohn Nicholas waren an diesem Tag ebenfalls in der Halle und sahen sich die Proben an. Nicholas übte sich teilweise im „Lufttrommeln“, was ihm sehr gut gelang und alle erheiterte. Phils Hund Jack raste ebenfalls vor der Bühne auf und ab. Es war eine sehr familiäre Atmosphäre und alle waren guter Laune.

Kurz nachdem die Show vorbei war, die Tanzschritte zu
Wear My Hat nochmals verändert wurden, bat Phil um schnelle Zusendung des Videomaterials an Arnold McCuller, damit er sich schon mal darauf einstellen kann was ihn erwartet. Man rechnet also fest mit seiner Wiederkehr für die Nordamerika-Tour.

Ein Fazit ?

Schwer.. Man ist immer noch fasziniert von dem, was man gesehen und gehört hat. Auffällig ist, dass viele Songs von der 90er und der 97er Tour ähnlich und auch im Ablauf sehr ähnlich klingen. Ebenfalls auffällig ist, dass er kein Lied seines persönlichen Lieblingsalbums Both Sides spielt. Jedoch ist wie bei der Both Sides-Tour die erste Hälfte die langsamere, in der zweiten geht es schon mehr zur Sache. Für mich persönlich sind die neuen Stücke absolut klasse integriert worden, und werden wohl auch bei der breiten Masse großen Anklang finden. Phil ist wirklich ein Workaholic und wirkte an diesen Tagen sehr entspannt und scheint sich riesig auf seine Abschiedstournee zu freuen.

Abschiedstournee ?

Meiner Ansicht nach JA. Als ich ihm im Vorbeigehen fragte, ob mein Lieblingsstück denn dann wohl auf der nächsten Tour gespielt werde blieb er stehen, drehte sich um, zeigte mit ernster Miene und erhobenem Zeigefinger auf mich und sagte wörtlich: „Genieß diese Tour, es wird ganz sicher meine letzte sein“. Drehte sich um, verschwand hinter dem Vorhang und hinterließ einen etwas geschockten Menschen. Nichts desto trotz, FREUEN WIR UNS ERSTMAL AUF DIESE TOUR!!!

Ich war stolz dabei zu sein und kann nur jedem raten, sich mindestens ein Konzert von Phil anzusehen. Ich bin leider überzeugt, dass es wirklich seine letzte Tour ist und ich sah ein dankbares und zufriedenes Lächeln in seinen Augen als ich ihm am nächsten Tag sagte: „Wenn du wirklich gehst, dann sei sicher: Du gehst mit der besten Show, mit der du je unterwegs warst“.

Autor: Andreas Bonder