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Event 2005: Genesis Early Years – Bericht
Vom Aufbau bis zur Nachlese – Das Early Years Event 2005 im Rückblick
Seit 1993 lädt der Deutsche Genesis Fanclub it seine Mitglieder und Interessierte zu speziellen Fanclubtagen ein.
Während in den Anfangsjahren der Schwerpunkt auf dem Fanaustausch und dem Sammlermarkt lag, wurden im Laufe der Jahre mehr und mehr themenbezogene Events angeboten. Ort der Veranstaltungen war seit 1996 immer Eichenzell-Welkers bei Fulda. Im letzten Jahr hatten wir beim zweitägigen RayVent mit Ray Wilson erstmals ein (Ex-)Mitglied der Band als Gast, zuvor gab es bereits zwei Events, die sich einer Ära widmeten: Das Selling England By The Pound-Event 1996 und das The Lamb Lies Down On Broadway-Event 2001 – letzteres fand ebenfalls an zwei Tagen statt. In diesem Jahr standen die frühen Jahre der Band im Mittelpunkt. Das Genesis Early Years-Event 2005 drehte sich rund um Genesis von 1967 bis 1973 (einschließlich des Live-Albums) und fand am 15.05.2005 im Bürgerhaus in Eichenzell-Welkers statt. Als besonderen Gast durften wir diesmal Richard Macphail begrüßen.
Viele Ideen wurden diskutiert, viele Szenarien durchgespielt, aber schnell wurde klar, dass es für ein neues Clubevent-Konzept 2005 bandhistorisch gesehen einen ziemlich großen Sprung in die Vergangenheit geben sollte – nach dem höchst erfolgreichen, aber eher gegenwartsbezogenen RayVent 2004. Die frühen Jahre sollten erstmals Thema sein und schnell war man sich einig, dass eine große Ausstellung höchst interessant wäre, aber auch eine ganze Menge Arbeit bedeuten würde. Nach Richard Macphails Zusage konnten die Detailarbeiten zum Early Years Event beginnen. Besonders die Beschaffung der Originale und Replikas für die Ausstellung erwies sich als zeitaufwendig und schwierig. Richard Macphail freute sich auf das Event, und stellte sich für eine Fragestunde zur Verfügung, bei der die Gäste Gelegenheit haben sollten, dem einstigen Roadmanager Details zu den frühen Jahren der Band und seiner Mitglieder zu entlocken. Um das Programm abzurunden sollte es außerdem einen Live-Act geben. Da nie zuvor sehr frühe und teils unveröffentlichte Genesis-Stücke live gespielt wurden, kam die Idee auf, eine Genesis-Cover Band genau damit „zu beauftragen“. Die langjährigen Clubmitglieder Steffen Gerlach und Bernd Vormwald erklärten sich bereit, eine entsprechende Band zusammenzustellen. Zwar hatten die Musiker wenig Zeit zum Proben, jedoch gelang es ihnen, einen abwechslungsreichen Set zusammenzustellen.
Im Frühjahr startete dann der Kartenvorverkauf …
Time Table – Der Tagesablauf
Zwei Programmpunkte standen fest: die Fragestunde mit Richard und der Liveact Champagne Meadow. Dazwischen gab es zwei Blöcke mit Videopräsentationen. Somit war genug Zeit vorhanden, sich die umfangreiche Ausstellung anzusehen und mit anderen Fans zu klönen.
Das Bürgerhaus war ähnlich aufgebaut wie schon im Jahr zuvor beim RayVent. Es gab einen „Frontstage“, allerdings wurde der Ausstellung mehr Platz eingeräumt. Acht Schaukästen wurden nach Jahren sortiert aufgebaut. In den Schaukästen befanden sich Zeitungsartikel, Singles, Promos, Fotos und sonstige ausstellungswürdige Raritäten aus der Frühzeit. Etwas Aufsehen erregte dabei die Jackson-Tape-Schachtel. Das war aber natürlich nicht das Original, sondern eine verkleinerte Kopie. Auch bei den Tourpostern bzw. Konzertpostern ergab sich oft das Problem, dass an Originale kaum heranzukommen war. Aus diesem Grund wurden von ausgewählten Motiven Reproduktionen angefertigt. Daneben gab es aber auch noch sehr viele Originale aus der Zeit zu sehen. Eine acht Meter lange Wand nur mit Vinyl aus der Frühzeit komplettierte die umfangreiche Ausstellung. Eine solche Ausstellung hat es in dieser Form noch nie gegeben und es ist fraglich, ob es eine vergleichbare Ausstellung überhaupt noch einmal geben wird.
Passend zum Event gab es ein Programmheft, das sich optisch an das 1972er Original-„Show Souvenir“ anlehnte. Es enthielt alle Tourdaten der Frühzeit bis 1973 sowie überarbeitete Versionen der On Tour-Artikel aus unseren älteren Fanclub-Heften. Dazu gab es eine Genesis-Rosette, die dem „Watford“-Original von 1972 ähnlich sah und als Erinnerung an das Event dienen sollte. Programm und Rosette sind derzeit noch käuflich zu erwerben. Mehr Informationen dazu findet ihr unter diesem Link. Des weiteren gab es auch wieder den Sammlermarkt, einen der Klassiker bei den Fanclub-Tagen und –Events.
Die Videovorführung wurde in zwei Teile aufgeteilt, den Start machte der legendäre Auftritt im belgischen Fernsehen 1972, zum Ende des Tages gab es dann den Bataclan-Auftritt (Paris) in einer vergleichsweise atemberaubenden Qualität. Hier hatten sich Fans sehr viel Mühe gegeben, die mäßige Aufnahme aufzupolieren.
Richard Macphail und seine Frau Maggie waren während des Tages fast ohne Unterbrechung dabei und so hatten viele Fans schon vor der Fragestunde Gelegenheit, sich mit Richard zu unterhalten. Gegen 16 Uhr war es dann soweit: Die offizielle Fragestunde konnte beginnen. Fragen und Antworten wurden vom Englischen ins Deutsche und umgekehrt übersetzt, damit niemand Probleme bekam, alles zu verstehen. Richard beantwortete geduldig alle Fragen. Gleich zu Beginn ließ er eine besondere Katze aus dem Sack. Bezüglich des Jackson-Tapes hatte er am Morgen des Events mit Tony Banks telefoniert. Dieser bestätigte ihm, dass die Band das Tonband gekauft hat und dass es offiziell veröffentlicht werden soll – über die Website. Insgesamt 90 Minuten stellte sich Richard geduldig den Fragen der Gäste, machte dabei auch unterhaltsame Späße und erzählte eine Reihe von Anekdoten. Mit tosendem Applaus dankten es ihm schließlich die Gäste des Events und Richard war sichtlich gerührt. Das komplette Interview könnt ihr hier nachlesen.
Als wäre das nicht schon Highlight genug gewesen, kamen anschließend – nach der Verlosung – Champagne Meadow auf die Bühne. Begleitet von Dias mit den Konterfeis von Genesis spielten sie einen illustren Set, basierend auf den Demo-Bändern der Frühzeit. Dabei wurden bei den meisten Songs bekannte Drumsounds der Neuzeit als rhythmische Untermalung verwendet. So konnte man Shaking The Treeheraushören, This Must Be Love, Dreaming While You Sleep oder sogar The Man With The Horn. Es war sehr interessant zu hören, wie die alten Songs, die ohnehin praktisch niemand bisher live gehört hat, mit diesen Rhythmen funktionierten. Das Publikum jedenfalls war begeistert. Einige Highlights dieser Performance gibt es im Download-Bereich unserer Website.
Schließlich war der Tag schneller zu Ende, als den meisten lieb war. Ausschließlich zufriedene Gesichter gingen so vollgepackt mit neuen Informationen und Raritäten nach Hause.
Where The Sour Turns To Sweet – Die Nachlese
Viel Arbeit ist es gewesen, es waren teils nervenaufreibende Vorbereitungen nötig, aber am Tag selber kam es allenfalls zu positivem Stress. Das Feedback der Gäste hätte besser nicht sein können. Richard Macphail und seine Frau haben den Tag sehr genossen und besonders Richard zeigte sich emotional sehr berührt von dieser „Zeitreise“, wie er es nannte und dem herzlichen Empfang durch die Gäste des Early Years Event. Erfreulich war auch die Anwesenheit vieler junger Fans und weiterer neuer Gesichter – neben vielen alten Bekannten, die man oft nur an solchen Tagen sieht. Dazu kam ein absolut passender Live-Act. Es passt gut ins Bild, dass es ein sonniger Tag war und es ständig viel zu lachen gab.
Auch in Zukunft wird es solche Veranstaltungen geben, solange es ein Publikum dafür gibt. Die Vorbereitungen für 2006 haben bereits begonnen…
Autor: Christian Gerhardts