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Djabe & Steve Hackett – Freya: Arctic Jam – Rezension

Am Rande eines Auftritts am Polarkreis entstand ein weiteres Djabe & Steve Hackett Studioalbum: Freya – Arctic Jam.

Zur Freude aller Fans ist im Februar 2025 mit Freya: Arctic Jam die nächste Zusammenarbeit von Djabe und Steve Hackett erhältlich. Diesmal handelt es sich aber nicht um Live-Aufnahmen bereits bekannter Stücke, sondern um brandneue Tracks, die in der ersten Hälfte des Jahres 2024 aufgenommen wurden. Das Album entstand ähnlich wie schon die zwei Sardinien-Alben. Allerdings ging es diesmal zur Inspiration nicht in den sonnigen, warmen Süden, sondern in den dunklen, kalten Norden Europas zum Jazz Festival in Bodø.

Jazz am Polarkreis

Bodø ist eine norwegische Stadt weit im Norden sogar jenseits des Polarkreises. Hier leben rund 50.000 Norweger, die viel für Kunst und Kultur übrig haben. Nicht umsonst war Bodø 2024 Kulturhauptstadt Europas. Anfang des Jahres findet hier das Bodø Jazz Open Festival statt und seit über 13 Jahren kommen skandinavische und international bekannte Jazzmusiker an den Polarkreis und begeistern das Publikum mit ihrer Musik. In den letzten Jahren waren so einige bekannte Namen dabei, wie Procol Harum, die Billy Cobham Band, Blood, Sweat & Tears, Larry Carlton, Steve Gadd und auch die uns wohlbekannte Ane Brun.

Djabe war schon seit einiger Zeit mit den Veranstaltern in Norwegen im Gespräch, um am Bodø Jazz Festival teilzunehmen. Kurz nach dem Corona-Lockdown besuchte ihr Kontaktmann zwei Konzerte in Ungarn, bei denen auch Steve mit von der Partie war. So war es eigentlich nicht überraschend, dass es schlussendlich Steve war, der Djabe einlud zusammen mit ihm beim Jazz Festival im Januar 2024 aufzutreten. So resultierten aus neuen Verhandlungen zwei Auftritte beim Festival letztes Jahr. Der erste in der Svömmehallen als gemeinsamer Auftritt Djabe & Steve Hackett und ein zweiter Auftritt für Djabe in Dama Di, an der auch Steve als Gastmusiker auf der Bühne stehen sollte.

Djabe & Steve Hackett

Konzertproben als Basis für das Album

Zur Vorbereitung des Auftritts stand den Musikern die Svömmehallen drei Tage zur Verfügung. Viel mehr Zeit als dieses eingespielte Ensemble benötigte. Also schlug Attila vor, dass man die Zeit nutzen und wieder ein paar gemeinsame Jams aufnehmen sollte, wie sie es schon in Sardinien gemacht hatten. Tamás, der Bassist, hatte schon vorgearbeitet und brachte ein paar Ideen mit, die als Basis für die daraus erwachsenden Improvisationen dienten. Aber es wurde nicht nur Musik gemacht. Die Truppe unternahm kleine Ausflüge, um sich zu inspirieren und die Atmosphäre des wilden Nordens aufzusaugen. So besuchten sie ein Steinzeitrestaurant und durchlebten auch zwei heftige Winterstürme. All diese Eindrücke flossen in die drei Tracks 4, 5 und 7 ein und bildeten die Grundlage für Freya – Arctic Jam.

Das sollte aber noch nicht für ein ganzes Album genügen. Also traf sich Tamás nach seiner Rückkehr in Ungarn mit Drummer Peti Kaszás und die Rhythmustruppe spielten weitere Bass und Drum Improvisationen ein. Die Aufnahmen sandte er an Steve und die anderen, und Stück für Stück kamen die einzelnen Parts der restlichen Musiker wieder zurück zu Tamás, der schon wie bei den vorgehenden Projekten, den Mix mit allen Aufnahmen abschloss und das Album fertigstellte.

Nur eine Änderung in der Band

In der Band gab es nur einen Wechsel. Zoltán Bubenyak ist der neue Mann an den Keyboards ab. Ansonsten blieb alles beim Alten: Attila Égerházi (Gitarre, Percussion) und Tamás Barabás (Bass) gehören zum festen Kern von Djabe. Áron Koós-Hutás war mit seiner Trompete schon bei der ersten Reise nach Sardinien dabei. Der Schlagzeuger Péter Kaszás stiess kurz darauf zur Band und trommelte bereits auf dem zweiten Sardinien-Album.

Djabe & Steve Hackett live

Freya – die Songs im Detail

In The Silence

(Tamás Barabás, Péter Kaszás) 8:26

Ein atmosphärischer Beginn eröffnet das Album und ich höre den vertrauten, unverkennbaren Sound von Djabe, aber es sind andere Farben – norwegisch. Wie der Titel schon ankündigt ein ruhiger Track mit stimmig gespieltem Bass und einem gelungenem Hackett Solo in der zweiten Hälfte. Ich fühle mich sofort wie zu Hause und lasse mich entspannt von der Musik mit auf die Reise nehmen.

Freya

(Tamás Barabás, Péter Kaszás) 05:26

Das Titelstück beginnt mit einem angenehmen, von Schlagzeug und Bass getragenen Rhythmus, in den sich schon früh die Trompete einklinkt. Dies ist einer der wenigen Djabe-Songs mit Vocals – gehauchtem Gesang von Péter Kaszás. Zoltán Bubenyak glänzt hier mit einem wirklich gelungenen Klavier-Part. Mit etwas mehr als fünf Minuten ist das kürzeste Stück und ein gefälliger Song, der sich als Single-Auskopplung angeboten hätte.

Stone Age Tea

(Tamás Barabás, Péter Kaszás)

Stone Age Tea spielt auf den Besuch der Truppe im Steinzeit-Restaurant an. Hier dominieren Passagen  mit einem deutlichen Jam-Charakter. Die Spieler wechseln sich mit ihren Parts ab und die Läufe wirken – passend zum Thema – rauher und improvisierter als in den ersten beiden Tracks.

Whispers In The Wood

(Tamás Barabás, Zoltán Bubenyak, Attila Égerházi, Steve Hackett, Péter Kaszás, Áron Koós-Hutás)

Der erste von drei Songs, die aus den Jams in der Svömmerhallen entstanden sind. Anfangs nimmt mich ein für mich ‚nachdenklicher‘ jazziger Beginn gefangen. Dann ein überraschender Wechsel zu einer beschwingt anmutenden Gitarrenpassage – ein etwas harscher Wechsel für meinen Geschmack, zumal es danach erneut zu einem langsamen Jam mit Steves Gitarre zurückkehrt, der sich dann aber zu etwas wirklich Interessantem entwickelt. Der letzte Teil kehrt zum beschwingten Thema zurück und endet kraftvoll.

Sliding Trees Wood

(Tamás Barabás, Zoltán Bubenyak, Attila Égerházi, Steve Hackett, Péter Kaszás, Áron Koós-Hutás) 9:17

Sliding trees wood ist ein ruhiger Track mit einer entspannten Gitarrenlinie. Nach einer Einleitung überrascht uns Steve mit einem kleinen Mundharmonikasolo, dem etwas später auch noch ein starker Gitarrenpart folgt. Ist für mich vielleicht das stärkste Stück von Freya. Eher langsam und sehr stimmig mit vielen guten Soli und ein paar kleinen und grossen Überraschungen. Ich kann mir unter ‚Sliding Trees Wood‘ bildhaft nichts vorstellen, aber beim Zuhören fällt es mir leicht, mir verschneite Hügel und einen sternenübersäten Nachthimmel vorzustellen, auf dem die Nordlichter zur Musik tanzen.

The Lost Ship

(Tamás Barabás, Péter Kaszás) 6:06

Ein funkiger, bassgetriebener Rhythmus bietet Tamás und Péter die ideale Spielwiese, um mit ihrem vielfältigen Können zu glänzen. Wer gerne in einem Stück interessanten Bassläufen folgt, oder die Variationen und Fills des Schlagzeugers bewundert, kommt hier auf seine Kosten. Aber auch die anderen Musiker glänzen hier mit ihren Instrumentalpassagen. Der Schluss kommt viel zu schnell, das hätte ruhig noch etwas länger gehen können.

A Storm Is Brewing

(Tamás Barabás, Zoltán Bubenyak, Attila Égerházi, Steve Hackett, Péter Kaszás, Áron Koós-Hutás) 10:26

Der aufziehende Sturm zeigt sich etwas ruhiger mit langsamen, präzis gesetzten Tonfolgen und Einsätzen. Das gilt auch für Steves Solo, das sich herrlich abwechslungsreich zeigt. Aber die auch Beiträge von Zoltán am Keyboard, Áron an der Trompete und Attila an der Gitarre glänzen mit wunderbar melodischen Stimmungen.

Fazit:

Djabe & Steve Hackett

Die gute Nachricht: Sie können es noch. Es sind die typischen Djabe-Klänge unterstützt von Steves Gitarrenarbeit. Der Sound bleibt der locker fliessende Ambient-Jazz, getragen von einer starken Rhythmus-Sektion, gewürzt mit Soli von Gitarre, Trompete. Nur bei den Keyboards nehme ich eine neue, Handschrift wahr. Steve bringt sich hier wieder gleichwertig als Bandmitglied ein und fügt sich mit seiner Gitarrenarbeit nahtlos in das Gefüge der Instrumente ein. Der Fan der Sardinien Alben wird sich sofort wohlfühlen. Wer nach Neuem sucht, wird nicht fündig werden.

Aber es ist keine Wiederholung der Sardinien Alben. Hier herrscht ein anderer Mood. Statt sonnendurchfluteten, heissen Landschaften werden hier windgepeitschte Küsten, verschneite, sich im Wind wiegende Wälder besungen. Ein gelungenes Album, das jedem Freund von Djabe ans Herz gelegt sei und ich wünsche mir, dass Djabe und Steve öfter Zeit finden, um ein wenig zu jammen.

Formate

Freya erschien bereits auf Vinyl am 14. Februar 2025 (2 x 180 gr LP, GR-176), wobei die sieben neuen Stücke drei der vier Seiten füllen. Auf der vierten Seite finden sich als Bonus drei zusätzliche Live-Tracks (Beginning Of Legends, The Magic Stag, Golden Sand). Zwei Wochen später kommt die CD-Version auf den Markt. Sie enthält eine CD mit den sieben Audio Tracks und eine DVD mit reichlich Material. Dies beinhaltet einen 5.1 Mix des Albums, vier zusätzliche Live-Bonus-Tracks (Beginning Of Legends, The Magic Stag, Golden Sand, Island) und neben ein paar Live-Video Aufnahmen (Györ Juni 2023) ein Dokumentar-Video des Arctic Jam in Bodø.

Autor: Zoltan Kemelen

Freya: Arctic Jam erscheint am 28. Februar und kann in Deutschland bei Amazon und JPC bestellt werden. In Großbritannien ist es zudem direkt bei CherryRed erhältlich. Auch direkt bei Djabe könnt ihr es erwerben.

Djabe & Steve Hackett – Line-Up

Steve Hackett – guitar, harmonica
Tamás Barabás – bass guitar, vocal, guitar, tabla, synth program
Attila Égerházi – guitar, percussion
Péter Kaszás – drums, vocal
Áron Koós-Hutás – trumpet, flugelhorn
Zoltán Bubenyák – keyboards


CD

Freya Arctic Jam Cover

In the Silence
Freya
Stone Age Tea
Whispers of the Woods
Sliding Trees
The Lost Ship
A Storm is Brewing

Blu-ray

5.1 MIX
In the Silence
Freya
Stone Age Tea
Whispers of the Woods
Sliding Trees
The Lost Ship
A Storm is Brewing

Live audio extras
Beginning of Legends
The Magic Stag
Golden Sand
Island

Live Video extras
Filmed in concert Győr, Hungary, 19 June 2023
Camino Royale
Ace of Wands
Tale
The Carpet Crawlers

Documentary
Arctic Jam

Links:
Life Is A Journey: The Sardinia TapesRezension
Back To SardiniaRezension
Djabe website