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David Rhodes – Rhodes – CD Rezension

Zum Trio gewachsen veröffentlicht David Rhodes als Rhodes das Album Rhodes. Die Aufnahmen dazu finanzierte er mit der Unterstützung seiner Fans – also uns. Das Ergebnis unterscheidet sich vom Vorgänger.

David Rhodes hat sein zweites Soloalbum herausgebracht. Doch halt – nicht wirklich sein Soloalbum. Diesmal ist es etwas anders als bei Bittersweet. Die zentralen Musiker, die auch schon 2009 dabei waren und später mit David auf Tour gegangen sind, haben ein Trio gegründet und als solches das neue Album eingespielt. Es handelt sich dabei um David Rhodes selbst an den Gitarren, Ged Lynch am Schlagzeug und Charlie Jones am Bass. Dieses Trio nennt sich – weil alle anderen Namensversuche offenbar entweder zu wenig oder zuviel Bedeutung hatten – einfach „Rhodes“. Und so heißt dann auch das neue Album.

Die Sessions, bei denen Anfang des Jahres die Songs eingespielt wurden, hat das Trio per Crowdfunding über die Webseite PledgeMusic finanziert. Erst lief die Unterstützung etwasschleppend an – irgendwann jedoch war der Bann gebrochen und die Zielsumme wurde mühelos erreicht. Etliche Genesis-Fans machten mit, ebenso wie der Genesis-Fanclub itals solches. Kein Wunder also, dass die it-ler den Werdegang des Projekts mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgten – so als „persönlich Beteiligte“…

Mit dieser Unterstützung konnte die Band rund ein Dutzend Songs aufnehmen, von denen zehn auf das Album kamen. Bei Rhodes zeichnet David Rhodes immer noch alleine für die Songkomposition und die Texte verantwortlich. Die entstandene Musik ist jedoch wesentlich straffer als noch auf Bittersweet. Die Instrumentierung ist ausschließlich auf Bass / Gitarre / Schlagzeug beschränkt, keine Keyboards, keine Streicher, keine anderen Filigranheiten.

Trotzdem ist hier wieder die Tiefe und die Qualität enthalten, die von Bittersweether bekannt ist. Kraft und Magie sind vielleicht zwei gute Stichwörter, die das Spannungsfeld von Rhodes umreißen. Das Spektrum umfasst derbe Rocknummern, melancholische Walzer und groovenden Gitarrenpop. David Rhodes‘ Instrument hat natürlich überall eine tragende Rolle, wird auf unterschiedlichste Weise benutzt (oft sehr lautstark) und ergänzt um die typisch Rhodes’schen Spielereien. Das Rhythmusduo ist mal energetisch, mal sensibel und der gekonnte Albummix von Tchad Blake schafft es, den Stimmungen der einzelnen Song mit subtilen Mitteln immer noch eine spezielle Note zu verleihen.

Die Texte lassen wieder jene nachdenkliche Zerknirschtheit von Bittersweet anklingen, sind jedoch diesmal vielleicht etwas weniger markant. David Rhodes‘ Phrasierungen sind gelegentlich dafür recht außergewöhnlich – etwa den Satz „slipping by squeeze between the glass“ singt er völlig gegen jede übliche Betonung gebürstet. Dass das uninteressant wäre, soll damit gar nicht gesagt sein.

Interessant ist auch noch das Cover des Albums – es zeigt eine Kuh mit umgeschnalltem Elefantenrüssel. Darauf angesprochen erklärt David Rhodes, für ihn sei das Motiv spielerisch und surreal und visualisiere das Thema Identität: Kann man sie ändern? Sind alle Versuche nur Verkleidung? Vielleicht träumen Kühe ja von Savannen und so sieht ihr Versuch aus, das auszuleben. In jedem Fall wollte er was buntes, knalliges.

If I Could Empty My Head

Das Eröffnungsstück ist eine flotte Rocknummer mit federnd treibendem Rhythmus und Gitarrenlick, kraftvoll wummernden Overdubs und im Mittelteil dann einem jaulenden Solo. Der Text ist wage selbstreflektierend. Hier stellt sich bereits viel von dem vor, was einem auf dem gesamten Album begegnen wird.

Grinding Wheel

Der zweite Song ist eine statisch groovende Klage – auch wenn der Text sich mehr wie eine Anleitung liest. Der Rhythmustrack bleibt ganz passend ein wenig aseptisch, gedämpft und cool. Das Gitarrensolo dann ist wieder mächtig und sägend.

Ship Of Fools

Eine unheimliche Harmoniefolge – angenehm einlullend und wage beunruhigend zugleich. Der Refrain setzt sich beinahe unbeherrscht dagegen. Der Text erzählt die vielleicht nicht sonderlich originelle Geschichte vom Schiff des Lebens, das führerlos in den Untergang treibt – in seiner Gesamtheit ist das Stück trotzdem sehr stimmungsreich und einnehmend.

You Are The North Wind

Die stramme Dreierkombo kann auch sensibel. Mit zurückhaltender Instrumentierung, einer trickreichen Rhythmuslinie und assoziativen Worten wird entspannt-leidenschaftliche Sehnsucht ausgebreitet. Akustisch, perkussiv, warm.

Monkey On My Back

Die straighteste Rocknummer auf dem Album. Eine fett groovende Gitarre und Stakkato von Bass und Schlagzeug preschen voran. Das ist beinahe hypnotisch in seiner Simplizität. Gedanklich ist Monkey On My Back in gewisser Weise eine Fortführung von Monster, Monster aus Bittersweet.

Waggle Dance

Dieses Stück sang David Rhodes schon während seiner Tour zu Bittersweet. Auf einer zum Mitwippen anregenden, swingenden Grundlage breitet sich eine sexy Anbaggernummer aus, deren Text amüsante Doppeldeutigkeiten knüpft, die sowohl auf den Schwänzeltanz der Bienen, als auch auf menschliches Paarungsbegehren passen.

Time

Ein wiegender Walzer. Akustische Gitarren. Angesichts des doch recht zerknirschten Textes über die „Zeit, die nicht auf unserer Seite“ gewesen ist, strahlt die Musik erstaunlicherweise doch recht viel Unerschütterlichkeit aus. Mit einem bedauernden Unterton. Ein verwirrender Song – der vielleicht gerade wegen seiner inneren Ruhe zu überzeugen weiß.

Three Is Everything

Der wohl selbstreflektierendste Song auf Rhodes. David singt vom Wachsen der Familie, dem Vergehen der Jahre – und dem verbliebenen Traum nach einem Ort voll Frieden und Behaglichkeit. Dazu ein verspielt geträllerter Chorschnörkel und voranschreitendes, schlichtes Gitarrenschrummen. Damit strahlt Three Is Everything vielleicht die größte Anmut, Gelassenheit und Lebensbejahung aller Songs von Rhodesaus.

My Blue Balloon

Dieses Stück ist eher etwas unscheinbarer. Der blaue Ballon soll durch die Welt fliegen und von seinen Erlebnissen berichten – er tut dies mit statischen Melodielinien und einem sich kaum abhebenden Refrain um dann im Mittelteil geradezu zu explodieren.

Be Mine

Zum Abschluss erneut ein eher nachdenkliches Stück, das aber von scheuem Optimismus durchdrungen ist. Auf abgehackt dahintastende Strophen folgt ein sehnsuchtsvoller, sacht wiegender Refrain der schließlich in ein brachiales Gitarrensolo mündet. Damit klingt das Album aus. Als allerletztes hört man das Geräusch des Ausstöpselns einer Gitarre aus dem Verstärker.

Fazit

Zwar bockiger als der Vorgänger, doch Rhodes bietet wieder eine große Spannbreite an Stimmungen und Gedanken. Die Reduktion der Musik auf das Trio dirigiert das Ganze in eine Richtung von Wave. Diejenigen, die Bittersweet irgendwie Gabriel-artig empfanden, werden nun wohl endgültig verstummen.

Autor: Thomas Schrage


Bezugsmöglichkeiten von Rhodes: Das Album ist als Download, CD und Vinyl erschienen und war zunächst nur über PledgeMusic zu erwerben. In keiner dieser Darreichungsformen ist es von dort jedoch noch zu beziehen.

Es ist allerdings vorgesehen, dass Rhodes als Download bei Bowers & Wilkins in der Reihe Society Of Sound angeboten werden wird.

Für die CD und die Schallplatte kann man bis auf weiteres bei David Rhodes über facebook anfragen, wie er uns versprach.


Rhodes (2013)

01 If I Could Empty My Head 3:18
02 Grinding Wheel 4:51
03 Ship Of Fools 5:35
04 You Are The North Wind 2:47
05 Monkey On My Back 3:35
06 Waggle Dance 4:31
07 Time 3:31
08 Three Is Everything 4:11
09 My Blue Balloon 4:51
10 Be Mine 5:14

RHODES

David Rhodes – Guitars, Voice
Ged Lynch – Drums, Percussion
Charlie Jones – Bass

Producing, guiding, advising, cajoling, compiling, artworking, additional percussing, incessant unplugged contrapuntal guitaring, mastering and hosting of gin Fridays: Chris Hughes

Recording: Mark Frith at Ashley Manor, Wiltshire
Mixing: Tchad Blake at Mongrel

Photographing and encouraging: Richard ‘Dickie’ Chappell
More artworking: RidArt

Song writing: David Rhodes
Publishing: Real World Music