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David Rhodes – Interview 2013

Helmut Janisch befragte David Rhodes einen Kaffee lang zu Bienen und vor allem Davids neuem Album RHODES.

David Rhodes nahm sich für eine Tasse Kaffee Zeit und sprach mit Helmut Janisch über Bienen und sein neues Album RHODES.

it: Hallo David!

David Rhodes: Hallo Helmut, wie geht?s?

it: Danke, gut. Und selbst?

David: Prima! Ich mache mir gerade einen Kaffee. Die Verbindung wird manchmal schlecht, wenn ich in die Küche gehe – kannst du mich noch hören? Ich möchte nur noch kurz ein bisschen Milch dazugießen. So… fertig.

it: Lass uns mit dem anfangen, was die Leute als erstes bemerken, wenn sie das Album kaufen – mit dem Coverbild. Welche Idee steckt dahinter?

David: Am Anfang wollte ich probieren, selber eine Zeichnung zu machen oder eine Art Schriftzeichen, ziemlich leuchtend sollte das sein. Ich hatte an Gelb auf Purpur gedacht, ein strahlendes, dynamisches Design. Ich habe ein bisschen herumexperimentiert, habe mir ein paar Farben gekauft, aber es kam nichts dabei heraus, was mir gefallen hätte. Und dann schaute ich mir die Webseite von einem Freund an, David Stewart – er ist Fotograf – und ich entdeckte das Bild von der Kuh mit dem Rüssel. Ich musste direkt lachen, und ich war gleichzeitig auch fasziniert. Oder vielleicht war ich erst fasziniert und musste dann lachen. Und dann dachte ich „Das ist bestimmt ein guter Ausgangspunkt für ein Cover.“

CowIch rief David an. Er war auch gerade drauf und dran mich anzurufen – wir hatten eine ganze Zeitlang nicht telefoniert. Im Austausch für etwas Filmmusik, die ich ihm geschrieben habe, ließ er mich das Bild verwenden.
Ich hatte es schon gespiegelt und ein Stück weit beschnitten, und dann hat Chris Hughes damit weitergearbeitet. Ich hatte mit einem gelben Schriftzug vor einem grünen Hintergrund – dem Foto nämlich – herumgespielt, um damit etwas sehr Lebhaftes zu erzielen, und dann klatschte Chris den Schriftzug einfach mitten aufs Bild, und es war einfach respektlos und faszinierend und lustig. Wir stellten uns vor, wie jemand in irgendeinem weit entlegenen Land ein Plakat mit diesem Motiv sieht – und keine Ahnung hat, was zum Geier da eigentlich los ist. „Boah, was ist denn das nun wieder?“ [lacht] Es sollte ein fesselndes Bild werden, und das ist es, glaube ich, auch geworden.

it: Mir gefällt auch das Bild mit dem Pferd, das wie ein Kamel aussieht.

David: Ah, du hast es dir angeschaut!

it: Ja, ich habe mir die Bilder angeschaut.

David: Er ist wirklich großartig. Ich habe einige kleine Filme für ihn gemacht.

it: Ich weiß, dass du Cabbage [Kohl; d.Übers.] mit ihm gemacht hast…

David: ? und dann gab es noch Firewalker [Feuergänger; d.Übers.], eine tolle Schuhwerbung… sehr kurz, ich glaube, nur eine oder anderthalb Minuten.

it: Das hast du mir mal geschickt.

David: Ah. Ach so. [lacht]

it: Werden diese Filme vielleicht auch mal veröffentlicht?

David: Die Filme – nein, David hat sie. Ich glaube, sie sind auf seiner Webseite zu sehen.

it: Vielleicht als Bonusmaterial zu deinen CDs?

David: Hm, das ist mal ein Gedanke. Vielleicht – Das ist eine sehr gute Idee.

it: Immerhin sind beide sehr schön, Cabbage und Firewalker.

David: So ist das eben mit dem Cover. Und was dann noch herauskam, als Chris Hughes mit dem Bild herumspielte, war seine Idee, dass der Hintergrund mehr wie ein Gemälde als wie ein Foto aussehen sollte. Also hat er es mit einer Bildbearbeitung so hingedreht, dass der Hintergrund wie gemalt aussieht. Das einzige, was also noch scharf ist im Bild, ist die Kuh. Dann kam ihm noch die Idee für diese Savannenfarbe, diese orange Färbung. Daran hat er dann noch herumgefummelt, und wir haben dabei sehr viel über das Bild gesprochen und sind dann zu diesem Ergebnis gekommen.

it: Es sieht gar nicht mal schlecht aus, ein schönes Bild. Warum hast du das Album einfach nur Rhodes genannt? Warum kein richtiger Albumtitel wie beim Vorgänger?

David: Es sollte nicht so sehr mein Projekt als vielmehr ein Bandprojekt sein. Indem ich es Rhodes genannt habe, ist es etwas weniger persönlich geworden. Ich habe nach Namen gesucht und mir sind keine eingefallen. Und da habe ich gehofft, dass die Band, dass wir von jetzt an als Rhodes angekündigt werden und nicht irgendwie anders. Und dann fiel mir einfach kein anderer Name ein. Ich habe mich da zu sehr bemüht, und wenn man sich zu sehr bemüht, dann kommt nur noch Quark heraus. Es kam mir besser vor, es dabei zu belassen.

it: Also ist der Name auf dem Album sowohl der Name der Band als auch der Albumtitel?

David: Das ist die Theorie, ja. [lacht]

it: Nach Bittersweet und einer ganzen Reihe von Soloshows in den Jahren darauf – wann hast du da angefangen, ein neues Album machen zu wollen, und bist du da genauso rangegangen?

David: Oh, nein, nein, das ist ganz anders. Als wir anfingen, die Bandshows zu machen, da versuchte ich gerade – Ich hatte da, glaube ich, ein paar Stücke geschrieben, und es war toll, sie von richtigen Musikern gespielt zu hören. Ich habe auch ganz bewusst nicht so detaillierte Demos von den Stücken gemacht. Meine Absicht war es, dass das ein Band-Album wird, ein Trio und dann Keyboards und keine unnötigen Overdubs und es einfach so zu lassen, wie wir die Stücke, oder wenigstens einige davon, bei den Liveshows gespielt haben. Ich wollte das eigentlich schon ein Jahr vorher machen, aber das Geld dafür zusammenzubringen war schwierig. Also, ja, es sollte wirklich ein traditionelles Album von einem Trio sein, bei dem so live wie möglich aufgenommen wird, ein paar Overdubs und das war’s.

it: Hast du darum auch keine Keyboards und keine Streicher auf dem Album?

David: Genau. Ich wollte es etwas reiner machen, denke ich, reiner und muskulöser.

it: Das ist es auch.

David: Ja. Das habe ich wohl hinbekommen.

it: Letztes Mal war ja Richard Evans am Album beteiligt. Dieses Mal nicht. Warum?

HorseDavid: [lacht] Mehrere Gründe. Bei meiner ursprünglichen Planung was Richard dabei. Ich wollte bei Realworld aufnehmen, wenigstens die einzelnen Tonspuren, und danach wollte ich das Album eigentlich bei Richard fertigmachen; er hat dort ja ein Studio. Aber dann änderten sich die Pläne; ich hatte bei Realworld wegen der Studiobuchung angefragt, und die machten mir einen dermaßen miesen Preis, dass ich beschlossen habe, da nicht hinzugehen. Sie haben mir zehn Prozent Rabatt vom Normalpreis angeboten, das fand ich unverschämt [lacht].
Da hatte ich grade wieder mit Chris Hughes Kontakt aufgenommen. Er ist ein alter Freund und hat, wie du ja weißt, Tears For Fears produziert, Cars, Adam & The Ants… lauter gute Sachen, für die er getrommelt oder produziert hat. Wir waren mal in derselben Band, als wir so… ich war damals sechzehn und er achtzehn. Seitdem hatten wir aber nicht mehr viel Kontakt gehabt. Damals haben wir sonntagsabends in irgendwelchen Kellern im East End geprobt. Wir hatten uns ein bisschen aus den Augen verloren, aber sind uns einmal im Jahr bei der Feuerwerksparty eines Freundes im November begegnet. Ich wollte mal bei ihm vorbeigehen, um mit ihm zu improvisieren und Ideen auszuprobieren und herumzualbern; das war richtig gut, da zu sein, einander zu sehen und Zeit zu verbringen. Ich hab mich zum Kaffee mit ihm getroffen und meinte: „Du hast doch angeboten, vorbeizukommen und zu helfen, wenn die Band vor den Aufnahmen die Stücke einstudiert…“ – „Ja,“ sagte er, „das ist gut, das passt, ich bin dabei.“ Dann habe ich Richard angerufen: „Chris möchte dazukommen und die Band beim Proben unterstützen. Was hältst du davon?“ Er fühlte sich nicht so wohl damit und hat dann beschlossen, überhaupt nicht mitzumachen. Da stand ich nun mit massiven – ohne Toningenieur, ohne Produzent, ohne Studio und mit der Frage, was zum Geier ich jetzt machen soll. Und versuchte ein Studio zu buchen, und einen Termin zu finden, zu dem Ged und Charlie beide Zeit hatten. Platten aufzunehmen ist hart [lacht] – jedenfalls ist die logistische Seits hart und prekär.
Ich erzählte Chris davon, und er meinte: „Komm doch und nimm mein Studio“, und ich sagte „Das ist ja großartig, vielen Dank!“ Und er meinte: „Ich komme zu den Proben, und wenn du da bist, stoß ich einfach dazu und dann kannst du mit meinem Toningenieur aufnehmen“; er hat nämlich einen Toningenieur namens Mark.
Als wir dann bei den Proben waren, stellte sich heraus, dass Chris zu krank war, um zu kommen. Also machten wir alle unsere Proben und studierten die Tracks so ein, wie wir fanden, dass sie sein sollten, und wir waren startklar, um dann mit den Aufnahmen anzufangen. Ich glaube, wir habe übers Wochenende geprobt und wollten dann am Montag mit den Aufnahmen anfangen. Chris kam dann zu den Aufnahmen dazu und blieb auch die ganze Zeit über; das war toll. Ja, das war die verwickelte Geschichte zum Thema, warum und wo und wie wir das Album eingespielt haben.

it: Aber du arbeitest schon noch mit Richard als Footnotes zusammen, oder?

David: In letzter Zeit haben wir keine Projekte gehabt, und er arbeitet auch gerade mit einer Sängerin namens Birdy. Er ist der musikalische Leiter für ihre Liveband. Er hat sich damit für über ein Jahr lang festgelegt, also macht er gerade seine Sache dort.

it: Magst du nicht mal deinen Kaffee trinken?

David: Ach, ich trinke zwischendrin immer mal wieder einen Schluck. [lacht] Rede ich etwa zuviel?

it: Das nicht, aber ich möchte auch nicht, dass dein Kaffee kalt wird [lacht]. In meiner Besprechung von Bittersweet habe ich eine Grafik benutzt, um zu zeigen, wie sehr mich jeder Song jeweils an Random Hold oder ältere Stücke erinnert. Ich weiß noch, dass du das sehr seltsam fandest, aber das war eben mein Zugang zu der Musik. Wenn ich so etwas auch für das neue Album machen sollte, würde ich kaum etwas finden, das mich an irgendwas außer David Rhodes erinnert.

David: Gut so! [lacht]

it: Findest du auch, dass dieses Album vielleicht viel mehr deinen eigenen Stil zeigt als alle Soloaufnahmen, die du davor gemacht hast?

David: Oh ja. Ganz sicher. Das Album ist viel bestimmter, finde ich, weniger schüchtern und weniger prätentiös. Ich habe einigermaßen die Nase voll davon, dass alle Leute so geziert mit ihrem Kram umgehen.

it: Das ist ja auch eine gute Sache – ein Album, das geradeheraus ist, nicht so viele Effekte, sehr – direkt.

David: Es ist ehrlich und sauber, ja. Das war auch der Plan. Ich habe wirklich oft mit Chris darüber gesprochen, was ich mir davon erwarte. Es war toll, wie gut er das interpretiert hat und wie sehr er uns geholfen hat, das umzusetzen.

it: Magst du etwas über die einzelnen Stücke auf dem Album erzählen?

David: Oje… [lacht] Können wir das Stück für Stück machen?

it: If I Could Empty My Head.

David: Ich hatte da ein kleines – zwei Riffs eigentlich gefunden. Das eine ist das am Anfang, und dann das kleine in der Strophe. Der Song ist eine Mischung aus Lustigem und Ärger. Wir tragen ja so viele Erfahrungen mit uns herum, die alles, was wir tun und erleben, einfärben, und es wäre manchmal schön, wenn man all die blöden Erfahrungen wegschmeißen könnte und neu anfangen, tabula rasa machen, und einfach den Moment genießen. Ganz einfach! [lacht]

RHODES Bandit: Grinding Wheel.

David: Das gab es schon in einer anderen Form. Es geht um Zeit und Erfahrung, um den Versuch, mit seinem Leben weiterzumachen, und nicht zu prätentiös zu sein, das Thema ist also auch wieder hier. Und es hat diesen schönen Groove – die Basslinie, mit der Charlie in der Strophe ankam, ist einfach supercool. Wir haben das den ganzen Abend gespielt, und ich den einen Akkord. Fantastisch. Minimale Musik.

it: Ship Of Fools – das ist ein älteres Stück, oder?

David: Stimmt. Das habe ich allein geschrieben, als ich anfing, Soloshows zu spielen. Es ist ziemlich selbsterklärend, glaube ich.

it: You Are The North Wind.

David: Das ist nur eine kleine Geschichte über – jemand. Ist es ein Liebeslied?

it: Auf jeden Fall klingt es so!

David: Oh ja! [lacht] Und darüber, wie man manchmal fühlt, dass jemand wunderbare Klarheit in dein Leben bringen kann.

it: Monkey On My Back.

David: Das ist ein sehr direkter kleiner Rocksong, glaube ich. Ged spielt das wunderbar, aber er – es gibt dort nur ein paar Mal, wo er aufs Becken haut. Das wirkt sehr muskulös und sehr schlank, sowas mag ich. Es geht um die Probleme, wenn man sich von etwas völlig ausgelaugt fühlt.

it: Waggle Dance.

David: Dem Namen nach geht es um Bienen [waggle dance ist der Schwänzeltanz der Bienen; d.Übers.], aber ich glaube, es ist auch ein Liebeslied. [lacht] Jeder, den das fasziniert, sollte mal etwas über Bienen lesen; dann sind sie bestimmt noch faszinierter.

it: Hast du deine Bienen eigentlich noch?

David: Ja! Ich habe im Moment drei Völker, denen es gut geht. Zwei Völker habe ich in diesem Jahr schon verloren. Am Frühlingsanfang ist es sehr leicht, ein Bienenvolk zu verlieren. Dann geht ihnen die Nahrung aus, oder das Wetter ist schlecht oder sie erliegen irgendwelchen Krankheiten, die sie sich im Herbst geholt haben. Da hatte ich dann nur noch zwei Kolonien. Und dann habe ich einen großen Schwarm aus dem einen Volk gefangen, und allen dreien scheint es gut zu gehen. Hoffentlich bekomme ich in den nächsten Wochen ein bisschen Honig, und dann gehen sie recht gesund in den Winter.

it: Viel Glück damit! – Das nächste Stück ist Time.

David: Ein akustisches Stück. Das war das Stück, von dem ich am meisten geschrieben hatte, als ich es Charlies und Ged zeigte. Es war ziemlich offensichtlich. Ich hatte den größten Teil der Basslinie gefunden, so dass Charlie einfach mit arbeitete. Ein schönes Gefühl. Ich glaube, ein guter Teil des Album beschäftigt sich mit – weiß nicht – dem Altwerden? [lacht]

it: Fühlst du dich alt?

David: Hm. Manchmal. Und manchmal überhaupt nicht.

it: Wie wir alle vermutlich.

David: Ja, vermutlich.

it: Three Is Everything.

David: Das fing damit an, dass ich etwas gelesen habe, was der Künstler Marcel Duchamp gesagt hat. Er sagte, Eins sei Einheit, Zwei sei Dualität, Drei sei Unendlichkeit. Ich glaube, er bezog es in gewisser Weise auf die Heilige Dreifaltigkeit. Ich habe da einen religionsferneren Standpunkt eingenommen und mit dem Wort herumgespielt. Es gibt ziemlich viel Wortspielerei darin. Ein schönes Lied. Ich mag es.

it: Ich auch.

David: Gut! [lacht] Es gibt einen sehr schönen Mix von Tom Lord Alge von dem Stück. Er hat zwei Stücke für mich abgemischt. Es gab die Mixe von Chad, und dann hat Tom noch If I Could Empty My Head und Three Is Everything gemischt.

it: Das nächste Stück ist My Blue Balloon.

David: Das ist eine kleine Geschichte über, ganz offensichtlich, ein kleines Kind mit einem Ballon, und wie beide angefüllt sind, mit Luft, mit Hoffnungen und Wünschen. Sie wollen sich losmachen und die Welt entdecken, aber sie müssen sich damit abmühen.

it: Be Mine, das letzte Stück.

David: Ziemlich klar, glaube ich. [lacht]Ein bisschen Liebe und ein bisschen Verlangen. Hm, ich sollte das näher erklären. Es ist fast so, als würde man eine Seite einer Unterhaltung hören, und dann kommt man an das Ende, wo alles losbricht, und das ist fast ein Ausdruck für den Aufruhr und den Streit, der in einer Beziehung vorkommen kann. Ergibt das einen Sinn?

it: Zum Download gibt es keine Songtexte. Wird es im Beiheft der CD welche geben?

David: Nein.

it: Warum nicht?

David: [lacht] Ich finde es okay, wenn die Leute hören, – Ich glaube, der meiste Gesang ist ziemlich verständlich. Es stört mich auch nicht, wenn die Leute etwas falsch verstehen oder ihre eigene Auffassung haben. Das ist in Ordnung. Vielleicht ist das auch wieder der Versuch, damit nicht zu pingelig zu sein. Ich möchte lieber, dass die Leute sich das Album anhören.

it: Hast du noch Stücke geschrieben, die es nicht aufs Album geschafft haben?

David: Zwei Stück sind herausgefallen. Das war aber gut so. Ich wollte, dass das Album nicht länger ist als 40 Minuten; jetzt sind es, glaube ich, 42 geworden. Die zwei Stücke, die nicht dabei sind, haben schöne Momente, aber sie sind – Das eine war vom Text her nicht sehr gut, das hat mir nicht gefallen. Und das andere Stück ist ganz schön, aber ich werde es dann auch irgendwann mal verwenden. Es ist gut aufgenommen und klingt gut, also werde ich es bestimmt mal benutzen.

it: Vielleicht als erstes Stück auf dem neuen Album…?

David: Oder so [lacht]

it: Du hast mal erzählt, dass du ein Stück auf auch Italienisch und Deutsch gesungen hast…

David: Waggle Dance, ja.

it: Was war die Idee dahinter, und was passiert mit den Aufnahmen?

David: Die Idee dahinter ist die Hoffnung, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit in Deutschland und Italien zu bekommen. Als wir in Lichtenstein gespielt haben, habe ich das Stück auch auch Deutsch gesungen. Das hat einige zum Lachen gebracht. [lacht] Es soll ja auch spielerisch sein. Mein Akzent ist natürlich fürchterlich, und ich kann ja gar kein Deutsch. Mein Italienisch ist auch ziemlich schlimm. Die italienische Fassung klingt – sehr merkwürdig in meinen Ohren. Hoffentlich werden die Versionen verwendet, und hoffentlich kommen sie gut an.

Rhodes Bandit: Werden die Stücke dann auf iTunes angeboten?

David: Naja… Nein, ich überlege mir immer noch, was der beste Plan für eine Veröffentlichung ist, denn – Es gibt die Überlegung, dass es am besten sein könnte, Lizenzabkommen für einzelne Länder zu machen, oder das über Burning Shed zu machen oder so. Ich muss noch genauer planen und nachdenken, wie das Album veröffentlicht werden kann. Jetzt, wo es funktioniert hat, ist es ja lustig, aber es war eigentlich wirklich sehr schwierig, das Geld für die Aufnahmen zusammenzubringen. Das haben wir ja über Pledge gemacht, und BMW hat geholfen. Aber jetzt ist es noch viel schwieriger, es zu veröffentlichen und zu bewerben. Egal wie man es angeht, auf allen Seiten droht Ärger. Ich weiß noch nicht, wie es am besten läuft. Das große Problem für einen nicht so bekannten Künstler besteht darin, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen und zwar über einen längeren Zeitraum. Man kann eine kleine Aufmerksamkeitsspitze hinbekommen, aber dann kriegen das auch nur ein paar Leute mit. Vermutlich ist das Radio immer noch der beste Kanal, um die Leute zu erreichen. Wir werden sehen.

it: Dann würdest also diese fremdsprachigen Versionen an Radiosender in Deutschland und Italien schicken…

David: So könnte es passieren, ja, damit die Leute es hören und man sieht, was die denken. Aber dann muss man natürlich auch das Produkt verfügbar haben. Das ist ein Grund, aus dem Plattenfirmen – trotz all ihrer Fehler – diesen ganzen Mechanismus im Griff haben und alles koordinieren können. Als kleines Projekt ist es unwahrscheinlich schwierig, all diese Dinge zu koordinieren.

it: Kannst du dir vorstellen, ein ganzes Album in einer anderen Sprache aufzunehmen? Ein bisschen Erfahrung damit hast du ja schon; den Soundtrack für Lucky und Zorba hast du ja in verschiedenen Sprachen gemacht…

David: Das Problem liegt darin, einen Übersetzer zu finden, dem man traut. Und dann ist es auch ziemlich teuer und zeitaufwendig, alles neu einzusingen und unvermeidlicherweise auch noch neu zu mischen. Das ist also nicht so einfach, wie man sich das vorstellt, sondern ist ein recht großer Prozess. Selbst wenn man nur einen Song in zwei Sprachen aufnimmt. Richard hat ja beide für mich gemischt, was ich toll fand, auch ganz anders als die Mixe von Chad. Aber ich habe den ganzen Tag damit verbracht, auf Deutsch zu singen. Ich brauchte ja einen Ingenieur, der gut Deutsch kann, und für die italienische Fassung brauchte ich dann einen italienischen Toningenieur, dessen Studio ich benutzen konnte. Es ist ein recht großer Prozess.

it: Aber mir gefällt so etwas. Ich finde es sehr spannend, auch eine deutsche Version von einem Album zu haben… wie bei Peter Gabriel natürlich, seine beiden deutschen Alben sind klasse. Ich freue mich schon darauf, die deutsche Fassung von Waggle Dance zu hören!

David: Ich schicke dir ein mp3 davon.

it: Das wäre sehr lieb, vielen Dank!

David: Du darfst auch drüber lachen!

it: Du wirst das Album ja natürlich auch live vorstellen. Wie wird die Setlist aussehen? Das neue Album und ein paar alte Stücke?

David: Genau. Wir spielen alle neuen Sachen und übernehmen nur zwei oder drei ältere Nummern.

it: Gibt es schon Tourdaten?

David: Die hängen mit dem ganzen Thema von Veröffentlichung und Werbung zusammen; darum glaube ich nicht, dass da vor dem Frühling irgendwas passiert. Ged ist außerdem im Januar und Februar 2014 ziemlich eingebunden, und Charlie ist jetzt im Oktober und November beschäftigt. Mal einen Zeitpunkt zu finden, wo wir alle Zeit haben, ist schwierig. Aber so sieht der Plan aus. Der Promoter in Österreich möchte uns auch sehr gerne wieder da haben, und hoffentlich bietet sich auch die Gelegenheit in Deutschland zu spielen.

it: Welche Pläne hast du für 2013 und das nächste Jahr – von den Solokonzerten einmal abgesehen?

David: Ich werde in Serbien mit einem Musiker namens Slobodan Trkulja etwas machen. Nur eine Einmalaktion, aber ich werde wegen der Proben eine ganze Woche dort sein. Er hat dort eine Band, ein Projekt namens Balkanopolis. Das wird aber kein Balkanopolis-Konzert werden, aber bestimmt Spaß machen. Er bringt Rockmusik und eine Art Folkmusik vom Balkan zusammen. Dann mache ich natürlich noch bei Peter mit. Die Proben dafür fangen an, sobald ich aus Serbien wieder da bin. Dann helfe ich noch meinem Freund Neil Arthur; er macht wieder ein paar Blancmange-Sachen; das wird schön werden, immer recht verspielt. Und dann sollte ich mich dringend darauf konzentrieren, wie Rhodes veröffentlicht wird und wie wir die Logistik dafür hinbekommen.

it: Im Frühjahr 2014 soll es noch eine Tour von Peter Gabriel geben. Wird das auch eine So-Tour?

David: Ich habe keine Ahnung! Ich glaube, wir werden zwei Konzerte in Südamerika spielen, und dann gibt es wohl noch ein paar Shows. Aber ich habe noch keine offiziellen Termine bekommen.

it: Glaubst du, es werden wieder So-Shows werden?

David: Ich glaube – Hmmmm, ich weiß nicht, ob es etwas Neues geben wird. [lacht]Etwas Neues von dort ist selten. Aber ich glaube nicht, dass David Sancious dabei ist. Es wird also jedenfalls nicht die So-Band als solche werden.

it: Wird Linnea Olsson übrigens wieder in der Band sein, auch bei Peter Gabriels Konzerten im Herbst?

David: Ja.

it: Wie ist sie zu Gabriels Band gekommen? Kam das daher, dass sie 2010 deine Soloshows mit Paintbox begleitet hat?

David: Nein, das kam, weil… Letztes Jahr, als wir die Tour in Quebec angefangen haben, haben wir auch da geprobt. Und Ane Brun sollte eigentlich singen, und Jennie Abrahamsson auch. Dann wurde Ane ziemlich krank, und konnte weder als Vorgruppe auftreten noch mit Peter singen. Jennie wollte es immer noch und schlug vor, dass Linnea, die ja in Anes Band war, den Part mit ihr übernehmen könnte. Ich wusste nicht einmal, dass Linnea dabei war, bis sie auftauchte. Hast du ihr Album gehört?

it: Welches? Ihr Soloalbum mit dem Solocello? Das ist klasse!

David: Es ist großartig! Mein Lieblingsalbum für Sonntagmorgens.

it: Es ist schön, mal ein Album zu hören, das allein auf Cello basiert.

David: Und sie ist so eine liebe! Es war ein schöner Zufall, dass sie dabei sein konnte – und, ja, sie wird bei den Konzerten in Europa dabei sein.

it: Okay, ich habe keine Fragen mehr. Vielen Dank, David! Ich fürchte, jetzt ist dein Kaffee kalt geworden. [lacht]

David: [lacht] Dann mach ich mir halt einen neuen.



Die Fragen stellte Helmut Janisch.
Transkript: Martin Klinkhardt & Helmut Janisch
Übersetzung: Martin Klinkhardt
Fotos (Band): Richard Chappel
Fotos (Animals): David Stewart