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David Rhodes – Bittersweet-Tour – Konzertbericht 03.05.2010 (Aschaffenburg)
Im Rahmen seiner Bittersweet-Tour spielte David Rhodes im Frühjahr 2010 einige Solokonzerte. Helmut Janisch war in Aschaffenburg dabei.
David Rhodes spielte am 3. Mai in Aschaffenburg die dritte Show seiner aktuellen Tour – die erste, bei der er selbst als Headliner und ohne Band auftritt. Nach über dreißig Jahren
Konzerterfahrung mit Random Hold, diversen anderen Künstlern und vor allem mit Peter Gabriel, dürfte das selbst für ihn ein etwas anderes Gefühl sein. Und dies vor allem auch, weil gerade mal so viele Zuschauer bei David vor der Bühne stehen, wie bei Peter Gabriel hinter der Bühne oder im Backstage. In Aschaffenburg waren es knapp dreißig – eigentlich ein Desaster, aber die Stimmung auf und vor der Bühne sollte darunter wenig leiden.
Im Vorprogramm spielte das schwedische Band Paintbox, die David während der gesamten Tour supporten. Auch für sie sind diese Shows Neuland, da sie bislang noch nicht in Deutschland auftraten. Das Trio – Gitarrist, Drummer und Sängerin/Bassistin/Cellistin, lieferten eine für meinen Geschmack ansprechende Show ab. Klingt die Band auf ihrer aktuellen CD noch sehr poppig und glatt poliert, so ist die Livedarbeitung ihrer Songs um einiges interessanter, weil kantiger, rauher und ausdrucksstärker. Nach etwa einer Stunde räumten sie im Colos-Saal die Bühne für David Rhodes.
David stöpselte sein Macbook an, ging noch mal eben in den Backstage und kam kurz darauf ganz salopp in Jeans, T-Shirt und Birkenstock-Latschen und mit seiner E-Gitarre auf die Bühne, um die Show zu beginnen. Wer Davids Album Bittersweet zuvor schon hören konnte, wußte, dass es ein Band-Album ist und eine Interpretation der Songs alleine mit Gitarre und Gesang anders klingen muss. Aber, um es vorweg zu nehmen, David gelang die Umsetzung sehr gut. Mit Hilfe der Technik begleitete er sich selbst via Gitarren-Loops, die er während des Songs aufnahm und dann entsprechend bei Bedarf abspielte, während er einen anderen Part oder ein Solo spielte. Wie erwartet bestand der Set aus Songs von Bittersweet, das man bereits während der Tour kaufen konnte (die offizielle Veröffentlichung erfolgt erst einen Monat später), aber er überraschte auch mit drei unbekannten Werken, die nicht auf der CD enthalten sind. Der Set sah wie folgt aus:
All I Know ... startet mit einem längeren Intro und wirkte insgesamt monotoner als auf dem Album.
Two People ... sehr gute Interpretation mit einem heftigen Ende (drei oder vier Gitarren-Loops übereinander).
Crazy Jane … einfacher als auf CD, aber sehr emotional vorgetragen ohne Loops.
Reality Slips ... ein Mix aus der vom Album bekannten Version mit etlichen Loops und ruhigeren Momenten.
Down By The River ... wie bei Crazy Jane eine reduzierte Version mit sehr gefühlvollen Gesangsparts.
If It Could Only Be That Easy ... setzte zunächst das Tempo das Vorgängersongs fort, wurde dann aber in der zweiten Hälfte sehr „heftig“ mit ruppigen Gitarrensounds von einem David.
Monster Monster ... folgte nicht wie auf dem Album in direktem Anschluss ohne Unterbrechung und es fehlte auch das „Saitenknarren“ am Anfang. Nach einem langen Intro und einem ruhigen Teil holte David in einem äußerst ruppigen, lauten Refrain dann das „Monster“ hervor, um es dann sogar noch flehender als auf CD am Schluss des Songs zu bitten, zu verschwinden.
Be Mine ... ist, wie die zwei folgenden Stücke, nicht auf Bittersweet enthalten (was mich sehr überraschte – das Repertoire von David lässt also auf ein Nachfolgealbum hoffen), aber alles andere als Ausschussware.
Ruhigere Töne bestimmen die erste Hälfte des Songs, und ab der Mitte zeigte David wieder, dass er auch abrocken kann.
Waggle Dance ... kündigte David mit der Information an, dass er sich seit einiger Zeit für Bienen und für die Imkerei interessiert und das Stück daraus entstand. Wer nun aber Summ, summ, summ, Bienchen summ herum erwartete, wurde enttäuscht: Heftige E-Gitarre bestimmte den Song, dazu im Kontrast sehr gefühlvoller Gesang und zahlreiche Loops.
Ship Of Fools … kam etwas ruhiger daher, mit einige Loops und einem eher soften David am Mikro. Zwei instrumentale Passagen mit E-Gitarren lockerten das Werk auf.
One Touch ... kannte man nun wieder von Bittersweet, aber bei dieser Version mußte man zunächste genau hinhören, um es heraus zu hören, denn mit etlichen geloopten Spuren und teils heftigen Soli gab David dem Stück ein anderes, nicht weniger interessantes Gewand. David bedankte sich beim Publikum und und verließ die Bühne um kurz darauf wieder zu erscheinen …
Bittersweet … war die einzige Zugabe des Abends. Wie Crazy Jane oder Down By The River, spielte und sang David das Stück sehr einfach, ruhig und gefühlvoll – ja vielleicht sogar mit noch etwas mehr Emotion als auf CD. David bedankte sich erneut unter großem Jubel und beendete seine Show.
David hat mit diesem Liveprogramm eindrucksvoll gezeigt, dass er völlig zurecht einen festen Platz als Gitarrist in Peter Gabriels Band hat und natürlich, dass er darüber hinaus ein exzellenter Songwriter und Sänger ist. Abgesehen von der unter Erwartung gebliebenen Besucherzahl, sehe ich keinen negativen Aspekt der Show. Natürlich gibt es immer auch eine „Ja, aber …“-Fraktion, die sich David mit kompletter Band gewünscht hätte und der diese Solo-Show vielleicht etwas zu langweilig war. Nun, keine Frage, das wäre sicher auch interessant gewesen. Aber für den Veranstalter wäre das finanzielle Risiko noch höher und das Lineup auch keine Garantie für mehr Ticketverkäufe gewesen. Es war ein Kompromiss, aber ein sehr guter, wie ich finde. Wem es bei der Show langweilig wurde, der ist halt kein Rhodes-Fan. David hat fast das gesamte Album Bittersweet gespielt (nur There’s A Fine Line fehlte) und drei neue Songs präsentiert. Mehr konnte man nicht erwarten und mir persönlich hat dieses Konzert sehr sehr gut gefallen.
Autor + Fotos: Helmut Janisch
Links:
David Rhodes – Tourdaten 2010
David Rhodes – Bittersweet: Album-Rezension