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Brand X – Unorthodox Behaviour – Album Rezension

1976 veröffentlichen Brand X ihr erstes Studioalbum, das viel Beachtung fand. Markus Scharpey taucht ein in die andere Welt des Musikers Phil Collins.

Wie man dem großartigen History-Special von Steffen Gerlach hier auf unserer Fanclub-Seite entnehmen kann , wurde die Band 1975 von John Goodsall (Gitarre) und Percy Jones (Bass) gegründet. Jones lernte dann bei Aufnahmesessions von Brian Enos Another Green World „unseren“ Phil kennen, der dann auch zunächst den Part des Drummers anstelle von Bill Bruford (der eigentlich für den Job gedacht war) übernahm.

Im Juni 1976 veröffentlichte die Band dann ihr Erstlingswerk Unorthodox Behaviour. Ergänzt wurde das Eingangs erwähnte Trio durch Robin Lumley (Keyboards) und Jack Lancaster (Sopran Saxophon). Die Platte enthält 7 Stücke, ist insgesamt 41:01 Min lang und ist auf dem Genesis-Label Charisma erschienen.

Los geht es mit Nuclear Burn, dem man direkt dieses 70er-Jahre-Jazz-Fusion-Flair anhört. Man spürt und hört mit den ersten Klängen direkt, dass hier ein besonderer Bassist am Werk ist. Percy Jones hat einen sehr eigenen Sound und ist ziemlich flink dabei. Gitarre und Keyboards sind zunächst begleitend im Hintergrund bis zum „Refrain“ (wenn man bei einem Instrumental überhaupt davon sprechen kann), dann übernehmen Goodsall an der Gitarre und Lumley an den Tasteninstrumenten mehr und mehr das Zepter! Collins Drumsound ist gegenüber Genesis schon stark verändert, er arbeitet sehr viel mit der Snare und dem Hi-Hat, viele weniger mit den Toms. Man hört aber direkt hier beim ersten Stück, was für ein begnadeter und gefühlvoller Schlagzeuger er einmal war. Das 6:23 Min. lange Stück endet quasi in einem scheinbaren Jam, der aber wahrscheinlich doch so geplant war. Man kann hier Pat Metheny und vor allem Weather Report-Einflüsse raushören. Es ist Jazz, aber auch Rock, eben Jazzrock oder auch Fusion-Music.

Brand X 1976Beim 5:42 Min. langen zweiten Stück Euthanasia Waltz geht es dann zunächst wesentlich ruhiger zu Werke. Eine akustische Gitarre steht hier erst im Vordergrund, bevor ein sehr rundes E-Piano-Solo da reingrätscht, mit dem das Stück wieder in einen scheinbar improvisierten Jam mündet, um dann wieder zur akustischen Gitarre zurückzukehren. Auch hier wirbelt Phil im wahrsten Sinne viel mit Trommelwirbeln auf der Snare und Akzenten auf dem Ride-Becken. Der prägnante Bass setzt erst im zweiten Drittel des Stücks ein und kommt hier zu einem Solo, bevor es dann wieder in das beschauliche Anfangsthema auf der akustischen Gitarre zurückkehrt.

Darauf folgt dann Born Ugly – das mit 8:18 Min. zweitlängste Stück. Ein sehr groovender, treibender Titel. Man kann das Stück wohl auch als Session mit Gerüst bezeichnen. Im Mittelteil wird es etwas psychedelisch, die Band erzeugt einen längeren Klangteppich mit einer ansteigenden Spannung, bevor dann Phil diese „Ruhe“ mit seinem Schlagzeugansatz „zerstört“. Darauf dann ein von indischer Musik (?) beeinflusstes Gitarrensolo, in dem die E-Gitarre zuweilen nach einer Sitar klingt. Das ganze Stück wirkt komplett improvisiert von Musikern, die sich offenbar bereits hier auf ihrem Erstling blind verstehen.

Smacks Of Euphoric Hysteria gehört mit 4:30 Min. zu den kürzeren Stücken der Platte. Nicht besonders schnell groovt es vor sich hin und Phil wird hier kurz in den Vordergrund gestellt und lässt nun auch verstärkt Läufe auf den Toms erklingen. Auffällig bei allen Stücken ist doch die Absicht, alle Musiker einigermaßen gleichmäßig ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen. Man kann nie ein Instrument entdecken, welches ein ganzes Stück dominiert. Nach dem Motto „Jeder kommt mal dran“.

Das Titelstück des Albums ist auch konsequenterweise mit 8:29 Min das längste der Scheibe und beginnt leise, fast zaghaft. Damit wird eine Spannung aufgebaut, die Phils Schlagzeugeinsatz dann jäh aufbricht. Es entspinnt sich zunächst ein Dialog zwischen Gitarre und Keyboards, aus dem immer mal wieder Bass und Schlagzeug „hervorschauen“. Collins und Jones ergänzen sich hier phänomenal. Auch dieses Stück wirkt wieder wie ein improvisierter Jam, der vor Spielfreude nur so glitzert. Dem ein- oder anderen Hörer mag das Stück zu lang vorkommen und mit zu häufigen Wiederholungen. Hier lebt die Truppe ihre Improvisations- und Spielkunst voll aus!

CoverRunning On Three ist mit 4:38 Min. wieder kürzer geraten. Ein ziemlich schnelles Stück in dem wieder Bass und Schlagzeug faszinieren. Keyboard und Gitarre teilen sich die überlagernde Melodiearbeit. Im Mittelteil webt ein Giarrensolo rockige Klänge hinein. Es bleibt aber generell wieder sehr jazzig und jammig.

Das letzte Stück des Debuts heißt Touch Wood und beginnt mit scheinbar chaotischer Akustikgitarre neben ätherischen Pianoklängen bevor sich zur Mitte des Stücks eine angedeutete Struktur ergibt. Ein Sopransaxofon stößt hinzu. Der Bass wird gegen Ende sehr perkussiv eingesetzt, das Schlagzeug sucht man hier vergeblich, nur ein leiser Shaker der im Stereofeld links und rechts wechselt ist kurz zu vernehmen. Nach kurzen 3:04 Min. fadet das Stück aus und entlässt den Hörer in die Stille.

Tracklisting:

Nuclear Burn
(Collins, Goodsall, Jones, Lumley) (6:23)

Euthanasia Waltz
(Lumley, Collins, Goodsall, Jones) (5:42)

Born Ugly
(Jones, Collins, Goodsall, Lumley) (8:14)

Smacks Of Euphoric Hysteria
(Goodsall, Collins, Jones, Lumley) (4:30)

Unorthodox Behaviour
(Collins, Goodsall, Jones, Lumley) (8:29)

Running On Three
(Jones, Collins, Goodsall, Lumley) (4:38)

Touch Wood
(Collins, Goodsall, Jones, Lumley) (3:04)

Recording date: September/October 1975
Recording location:Trident Studios, London
Produced by:Brand X & Dennis Mackay
Performed by: John Goodsall, Percy Jones, Robin Lumley, Phil Collins feat. Jack Lancaster
First official release: 18th June 1976 – Brand X Unorthodox Behaviour (UK LP/Charisma CAS 1117)

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Dass alle Stücke gemeinsam von Phil Collins, John Goodsall, Robin Lumley und Percy Jones geschrieben wurden, spricht wiederum für den Jamcharakter des Albums.

Fazit:

Ein gelungenes, ausschließlich instrumentales Debutalbum, bei dem man spürt, dass sich die Musiker sehr gut verstehen und absolut auf Augenhöhe agieren. Die Stücke scheinen ausnahmslos aus Jamsessions entstanden zu sein, um später dann (etwas) in Form gebracht zu werden. Phil Collins befindet sich auf dem Zenit seines Schlagzeugkönnens, spielt sich aber trotz seiner mit Genesis bereits erreichten Berühmtheit nicht in den Vordergrund. Man merkt ihm vielmehr an, wieviel Spaß er hat, diese von Genesis vollkommen verschiedene Musik zu machen.

Autor: Markus Scharpey

Linktipps:
https://www.genesis-fanclub.de/c-Brand-X-An-Unorthodox-History-c283.html
https://www.genesis-fanclub.de/c-Brand-X-But-Wait-Theres-More-Live-2017-Album-Rezension-s771.html
https://www.genesis-fanclub.de/c-Phil-Collins-Brand-X-Nuclear-Burn-4CDSet-s674.html