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Bernd Zindler über 20 Jahre ‚it‘
The People, Travel, The Band, Sabine, Changes, Website, Love, Future: Bernd Zindlers Rückblick auf 20 Jahre it.
Knapp die Hälfte meines Lebens gehört er zu meinem Leben – mal intensiver, mal gemächlicher: der Deutsche Genesis Fanclub it. Man schreibt gerne über ihn wie über eine Institution, vielleicht ist er dies mittlerweile auch. In erster Linie ist dieser Club aber das, was Clubs halt so ausmacht: eine Vereinigung Gleichgesinnter (in diesem Fall Musikfreaks), die voller Begeisterung etwas entstehen lassen und dann am Leben erhalten, was einzigartig bleibt.Vorstellbar war es für mich, als Helmut und Peter mich fragten, ob ich Lust hätte, bei der damals noch sehr jungen „Knospe“ Deutscher Genesis Fanclub Invisible Touch als Redaktionsmitglied mitzumachen. Umso unvorstellbarer ist es, dass all dies schon 20 Jahre her ist.
The People
Große Dankbarkeit verspüre ich, wenn ich daran denke, wie viele tolle Menschen ich durch meine Arbeit kennen gelernt habe. Durch die Clubtage und diverse Events lernte ich einmalige Typen und Menschen kennen, von denen mir viele ans Herz gewachsen sind. An dieser Stelle Namen zu nennen, wäre ungerecht – ungerecht denen gegenüber, die ich vielleicht vergessen würde. Alle die, die sich jetzt angesprochen fühlen: ich habe euch alle lieb. Besonders schön daran war auch die Tatsache, dass ich Fans aus der ganzen Welt traf, mit denen es zu tollen Gesprächen und auch zu lang anhaltenden Freundschaften kam. Viele Dank an euch alle.
Travel
Oh yes, I did a lot. Ich habe nie die Kilometer (oder Meilen) zusammen gerechnet, die ich für den Club auf der Autobahn, auf Hovercrafts oder Fähren, in der Luft oder zu Fuß zugebracht habe. Wenn man schon einen Blick zurück wirft, gibt es wohl drei Auslandsreisen, die mir immer in bester Erinnerung bleiben werden. Die Genesis-U.K.Theatre Tour 1992 (mit Carpet Crawlers in Southampton), die Italien-Tour von Steve Hackett und Band 2000 (inklusive Aushilfe beim Merchandise Stand und diversen Aftershow-Partys), die erste U.K.-Tour von The Musical Box 2002 mit einem tollen Abschluss-Konzert in der Royal Albert Hall. Jedes Mal dabei war Helmut Janisch, und die Idee, 1992 im Auto mit dem Hören aller Genesis-Alben in chronologischer Reihenfolge anzufangen und erst aufzuhören, wenn wir am Ziel auf der Insel angekommen sind, finde ich immer noch großartig (übrigens kommt man bis Duke – für alle, die es genau wissen wollen – zumindest, wenn man mit einem Golf fährt). By the way: Peter Schütz bei der The Musical Box-Tour dabei zu haben, war natürlich auch großartig. Und – ach ja – Karin, unsere Tour im Käfer 1991 ist natürlich auch unvergessen (ertappt beim Fotosmachen bei den Fisher Lane Studios); war aber vor meiner offiziellen Zeit im Club und läuft deshalb „außer Konkurrenz“.
The Band
Diesen Teil mag der eine oder andere geneigte Leser als „lange Nase machen“ empfinden, aber ich komme einfach nicht umhin, über das unglaubliche Privileg zu schreiben, das einem „einfachen“ Fan aus Braunschweig zuteil wurde. Den Stars, die man sonst nur vom Plattencover, aus Zeitungen oder dem Fernseher kennt, gegenüber zu sitzen und letztendlich mit (fast) allen Bandmitgliedern Interviews geführt zu haben (na ja, der Backstage-smalltalk mit Peter Gabriel 1994 in Hannover zählt wohl nicht als Interview) oder sie zumindest mal getroffen zu haben, ist schon der Wahnsinn. Irgendjemand schrieb einmal: „Ihr würdet wahrscheinlich auch die Putzfrau von Phil Collins interviewen, oder?“ Unsere Einstellung hierzu: Wenn sie etwas Interessantes zu erzählen hat, „Ja“. Getreu diesem Motto habe ich herausgefunden, dass die Interviews mit den Leuten aus dem Dunstkreis von Genesis ganz erstaunliche Geschichten und Inhalte zu bieten hatten. Sei es nun Kim Poor, Peter Cross oder Chester Thompson. Das hat mich sehr bereichert. Eines der Highlights bei allem war sicherlich das Interview mit Tony Banks in den Genesis-Studios direkt hinterm Mischpult. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so aufgeregt. Na ja, ein bisschen aufgeregter war ich vielleicht doch noch an einem anderen Tag …
Sabine
… nämlich bei meiner Hochzeit mit Sabine. Ich habe die Liebe meines Lebens dank eines Peter Gabriel-Konzertes in München kennen gelernt. Vermittelt hat das Treffen übrigens Helmut (ja, er kann nicht nur einen tollen Club gründen, sondern eignet sich auch als „Vermittler in Herzensangelegenheiten“). Danke dir, Sabine, für all die Unterstützung.
Changes
Tja, irgendwann kamen sie dann: die großen Veränderungen im Leben. Beruflich ging es immer mehr Richtung Karriere, eine Familie war gegründet, und die Zeit, sich in dem Maße wie noch zu Anfang für den Club einzubringen, fehlte irgendwann vorne und hinten. Bei mir war dies sicher sehr deutlich zu spüren, aber der Zahn der Zeit verändert halt unser aller Leben. Hätte es Christian Gerhardts nicht gegeben, der unbestritten neuen Dampf in die Clubarbeit gebracht hat, würde es vielleicht kein 20-jähriges Jubiläum zu feiern geben. Dass ich so gut wie kaum noch Artikel schreibe, ist halt vielen Umständen zuzuschreiben, hat aber nie meiner Liebe zum Club geschadet.
Website
Ist der Club überhaupt noch ein Club oder nur noch eine Website? Diese Frage habe ich mir häufig gestellt. Durch die neuen Ideen, die Christian einbrachte, wurde letztendlich ein neues Zeitalter eingeläutet. Was zunächst als „side project“ zu den Heften gedacht war, ist mittlerweile das Aushängeschild des Clubs: die Website. Viele Mitglieder von früher sind „User“ der „Community“ und immer noch dabei. Für diejenigen ist it wahrscheinlich mehr als eine Website; für andere wiederum ist der Club nicht mehr oder weniger als die Website – sie verschmelzen zu einem. Wahrscheinlich ist dies der logische Werdegang: aus Individuen wird eine Gemeinschaft, die das Ganze am Leben erhält. Der Schritt Richtung Website zu gehen war sicher richtig und gut. Aber ehrlich gesagt, vermisse ich manchmal die gute alte Zeit, als ich gemeinsam mit Peter und Helmut in Fulda gesessen habe und bis tief in die Nacht Hefte zusammenheftete und Fotos einklebte. Ich bin halt – wie Mike Rutherford auch mal selbst von sich sagte – ein Fan von Tradition …
Love
Die Liebe zum Club und all den Menschen, die mit ihm zu tun haben, ist groß. Heute, da ich diese Zeilen schreibe, wird mir dies wieder ganz besonders bewusst. Alles hinzuschmeißen wäre einfach gewesen, und ich war oft kurz davor. Die „Angst“, diesen Lebensabschnitt damit aber vermutlich für immer abzuschließen und nie mehr zurückkehren zu können, hat mich bisher davor bewahrt.
Future
Es klingt ein wenig abgedroschen, dem Club alles Gute für die nächsten zwanzig Jahre zu wünschen, aber insgeheim wünsche ich mir das schon. Wäre doch schade, wenn die Arbeit von so vielen fleißigen Händen (und es waren über all die Jahre sehr viele, da kann man sicher sein), die diese Gemeinschaft erschaffen hat, in den Bits und Bytes des Internets verloren ginge …