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Anthony Phillips – Invisible Men – Rezension

Invisible Men war seinerzeit ein Band-Album und wirde auch als The Anthony Phillips Band beworben. 2017 wurde das Album neu aufgelegt und „Band“ verschwand vom Cover und somit gilt es nun als Anthony Phillips Soloalbum. Tom Morgenstern nähert sich der Sache.

Die Serie der Cherry Red/Esoteric-Reissues von Ex-Genesis-Gitarrist Anthony Phillips ist nun bei Invisible Men angekommen und anders als bei den bereits erschienenen reguären Studioalben gibt es hier keinen Remix – nicht in Stereo und nicht in 5.1 Surround.

Nun ja, das Album war seinerzeit kein großer Knüller, deshalb erwartet man auch jetzt wohl keinen großen Zuspruch des Publikums. Immerhin gibt es hier erstmals eine zweite CD mit Bonustracks und alles kommt remastert und mit schönem Booklet.

Seinerzeit war das Album auch unter „The Anthony Phillips Band“ gelaufen, was das Artwork, auf dem Ant erstmals überhaupt, aber nicht vollständig und auch nicht allein zu sehen ist, andeutet. Mit Richard Scott hatte er einen annähernd gleichberechtigten Partner gefunden, der auch Anteil am Songwriting und am Leadgesang hatte. Eine Zweimann-Band also – das hat man hier offenbar nicht mehr für erwähnenswert gehalten.

UKHabe die CD mit dem eigentlichen Album nun zum ersten Mal am Stück durchgehört – ich hatte damals nach dem enttäuschenden 1984 (1981 erschienen) jahrelang keine regulären Anthony-Phillips-Alben mehr gekauft, daher kannte ich Invisible Men nicht gut. Muss jetzt aber feststellen, dass das Album nicht so schlecht wie befürchtet ist. Mit etwas verfeinerten Arrangements, mehr akustischen Instrumenten und mehr echten Drums hätte es durchaus die Vorgänger Wise After The Event und Sidesin die Tasche stecken können. Erstaunlicherweise ist Ants Stimme hier so gut wie nie zuvor – der Gesangsunterricht hatte sich, anders als bei Ex-Kollege Rutherford (sie hatten denselben Lehrer), offenbar ausgezahlt.

Bei der Lektüre der neuen Credits musste ich jedoch etwas stutzen, denn dort steht unter der Überschrift „THE 2017 REMASTERED & EXPANDED EDITION“ folgendes:

„All tracks mixed by Jonathan Dann, except Something Blue mixed by Anthony Phillips and Richard Scott“.

Da Jonathan Dann nicht der Original-Mixer des Albums war, drängt sich hier die Frage auf, ob es sich dann nicht doch um einen Remix des Albums handelt. – Die Antwort liefert dann ein erster Direktvergleich (des Openers): Nö. Sicher kein Remix – es war hier wohl nur von der Bonus-CD die Rede.

Beim Album selbst gibt es jedoch hörbare Unterschiede im Klang, bedingt durch das Remastering:

Die Bässe sind mit -6 dB unterhalb von 100 Hz relativ kräftig abgesenkt, während die Mitten von 1,2 bis 5 kHz herum eine Anhebung von gut 2 dB erfahren. Ab 5 kHz wird dann wieder allmählich abgesenkt, bei 10 kHz sind es schon 5 dB weniger. Durch die Anhebung der oberen Mitten klingt das neue Master etwas klarer und frischer, wegen der schwächeren Bässe aber untenrum auch weniger warm und etwas dünner. Erfreulich ist die Absenkung der Gesamtlautstärke um ca. 2 dB im Vergleich zur CD-Erstausgabe, daher kommt es hier nur noch vereinzelt zu limitierten Peaks – eine Tendenz, die sich inzwischen allgemein verbreitet, da der „Loudness-War“ (dank Spotify) Geschichte ist.

USOb man die CD mit den Bonus-Tracks unbedingt benötigt, sei dahingestellt. Mir gefällt sie fast besser als das eigentliche Album, zumindest ist sie abwechslungsreicher. Es gibt hier einige sehr gute Aufnahmen, die nicht einfach Outtakes sind. So der Opener Gimme Love, der, von der etwas langweilig programmierten Drumbox abgesehen, ein richtig guter Song mit klasse Gitarren und einem leidenschaftlichen Richard Scott als Sänger ist. Gleiches gilt für Refugee From Love, das als regulärer Track problemlos hätte standhalten können. Die zwei Jahre später aufgenommene Alternativ- bzw. Instrumentalversion von Falling For Love lässt erahnen, wie das Album mit besserem Arrangement hätte klingen können. Alienklingt etwas nach Moody Blues, zumindest ähnlich schwülstig, aber interessant genug. Tonightist ein superbes Demo, das ein guter Song hätte werden können. Von Something Blue, das als Classic Guitar Solo auf dem Sampler Private Parts & Pieces Vol. IX erstveröffentlicht wurde, bekommen wir hier erstmals die vollständige Version mit Richard Scotts Gesang und auch Finale, von dem eine Rohfassung auf Archive Collection #2 zu hören war, ist hier sogar mit echten Drums eingespielt – und hätte dem Originalalbum ebenfalls nicht schlecht zu Gesicht gestanden.

Die grafische Gestaltung ist top – es gibt ein vier-Panel-Digipak mit ausführlichem Booklet inkl. Songtexten und Poster, enthalten ist auch die US-Variante des Originalartworks sowie drei faksimilierte Handschriften mit den Texten von Traces, Sally und Guru. Kann man nicht meckern!

Autor: Tom Morgenstern (Websitedes Autors)

Invisible Menist als 2CD erhältlich bei amazonund JPC sowie digital bei iTunes

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