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Anthony Phillips – Interview (21.01.1998)
Dieses Interview mit Anthony nutzten wir, um mit ihm über die Vielzahl seiner Alben zu sprechen, die seit unserem letzten Gespräch veröffentlicht wurden … und um herauszufinden, warum wir nie hören werden, wie Anthony eine Krähe mit südafrikanische Akzent imitiert.
London, 21. Januar 1998
it: Wir sind es ja schon fast gewohnt, daß pro Jahr ein oder zwei neue Alben von/mit dir veröffentlicht werden. Was kommt als nächstes heraus?
Ant: Es kommt eine neue Compilation-CD in Argentinien auf den Markt, namens Legend, was ein sehr peinlicher Titel ist [lacht]. Mein Freund Guillermo Cazenave hat mit seinen Platten in Argentinien und ganz Südamerika einigen Erfolg. Er kennt jemanden, der in den 60er Jahren dort sehr berühmt war und nun eine kleine Plattenfirma hat, die auch Guillermos CDs vertreibt. Guillermo ist ein sehr netter und großzügiger Kerl, aber manchmal ist er einfach zu großzügig und zu kurzentschlossen. Manchmal passiert dann etwas, das man nicht wieder rückgängig machen kann. Er hat also 1997 einige meiner Stücke zu einer CD zusammengestellt, ohne daß ich damit irgendetwas zu tun hatte. Um aber fair zu bleiben, muß ich sagen, daß ich wohl zu ihm meinte, daß wäre schon o. k. Aber aus heutiger Sicht hätte ich doch etwas mehr involviert sein sollen. Im Grunde war das eine sehr nette Geste von ihm. Es war seine ganz persönliche Auswahl von Stücken, und deshalb ist sie etwas ausgewogener, ja, leichtverdaulicher als Anthology geworden. Die bekannteste argentinische Zeitung hat sogar eine gute Kritik darüber geschrieben. Das ist schon erstaunlich, denn in England bekommen meine Alben erst gar keine Kritik, noch nicht einmal schlechte (lacht).
it: Was ist ansonsten geplant?
Ant: Ich hoffe, eine neue Private Parts And Pieces-CD mit neuen Piano-Stücken machen zu können. Die letzte bestand ja zum Großteil aus altem Material aus den frühen 70ern. Aber das ist noch nicht sicher. Das Problem ist, daß ich nicht mehr so einfach selbst entscheiden kann wie früher, ob ich ein Album oder TV-/Library-Musik machen soll. Wenn ich das Angebot bekomme, Library-Musik zu machen, an der Joji Hirota beteiligt sein wird, kann ich nicht ablehnen, denn er lebt von den Einkünften aus diesen Projekten. Er ist oft auf Tour, verdient aber nicht viel Geld damit. Deshalb ist er sehr dankbar für jedes Projekt, daß er mit mir machen kann. Ich kann ihn einfach nicht so im Regen stehen lassen.
it: Erscheint Masquerade auch noch in diesem Jahr?
Ant: Nein. Ich wollte es gerne herausbringen, aber Richard Scott nicht. Er denkt, daß das Material nicht gut genug ist, was ich verstehen kann. Die Tonqualität ist nicht allzu schlecht – frühe 80er Jahre-Qualität – und vermutlich besser als die ersten Private Parts And Pieces-Alben. Aber es geht hier um ein Musical mit seltsamen, singenden Darstellern. An einer Stelle mime ich eine Krähe mit südafrikanischem Akzent. Wenn jemand die Story nicht kennt, wird er sicher denken, daß das äußerst schrill ist. Ich fand, es sind zwar etwas bizarre, aber nette Stücke. Richard hat es wohl objektiver gesehen, und er sagte, daß wir besser nur einige Stücke veröffentlichen sollten. Das könnte in Form einer Zusammenstellung passieren, mit Songs von Masquerade, mit einigen bisher unveröffentlichten kommerziellen Songs, die wir Anfang der 80er Jahre gemacht haben, und mit ein paar Songs von Alice.
it: Welche Idee steckt hinter dem Lyric Book?
Ant: Es war ganz einfach nur gewollt, daß die Fans die Texte nachlesen konnten [lacht[, um zu sehen, was für ein Quatsch da eigentlich gesungen wird. Es war toll, daß irgend jemand aus Deutschland – jetzt fällt mir doch sein Name gerade nicht ein – das Layout gemacht hat. All das zusammen mit den Texten erschien uns als eine gute Idee.
it: Warst du glücklich mit dem Endergebnis?
Ant: Ich war sehr zufrieden mit dem Design. Ein oder zwei Dinge, die die Reproduktion betrafen, waren nicht so gut, wie sie hätten sein sollen. Aber ich denke, für einen Künstler wie mich, mit einer kleinen Plattenfirma, wäre es töricht gewesen, etwas wirklich Phantastisches zu erwarten. Man kann das nicht mit Genesis oder dergleichen vergleichen, denn das Budget für dieses Projekt war minimal. Aber unter diesen Verhältnissen kann man mit dem Endergebnis zufrieden sein. Ich habe, was solche Projekte angeht, die Entscheidung getroffen, daß es besser ist, es lieber so zu machen, als gar nicht. Man könnte zwar auch kritisieren, daß es keinen Sinn gemacht hat, die alten Alben für die CD-Re-Releases zu remastern, weil das Verfahren nicht wirklich das Letzte aus den Aufnahmen herausgeholt hat. Nun, das stimmt vielleicht. Aber wenn das Geld dazu nicht ausreicht, was soll man dann tun? Den Fans nichts geben oder wenigstens etwas? Beim Lyric Book wußte ich von vornherein, daß wir nichts Spektakuläres machen konnten, aber durchaus etwas Nettes.
Ant: Lediglich aus privaten Gründen. Ich bin mit dem Text nicht glücklich. Der Text selbst ist nicht besonders gut und wird bestimmten Erinnerungen, die damit verknüpft sind, nicht besonders gerecht. Irgendwie möchte ich eigentlich nichts mehr damit zu tun haben [lacht], denn ich denke, es war unfair gegenüber jemandem.
it: Wieso wurde der Text dann aber kurze Zeit später im Pavilion abgedruckt?
Ant: Das war nicht meine Entscheidung. Ich wurde nicht gefragt. Vermutlich ware er nicht einmal korrekt, denn man kann teilweise schlecht hören, was ich singe. In der Vergangenheit kam da schon einiger Unfug heraus. Das soll jetzt keine Kritik sein, denn von damals, als wir uns Rolling Stones-Texte aneigneten, weiß ich, wie schwer das manchmal sein kann. Wir hatten manchmal keine Ahnung, was Mick Jagger da sang, und schrieben einfach irgend etwas Verrücktes stattdessen.
it: Enthält die CD The Living Room Concert, die dem Lyric Book beilag, das komplette „Konzert“?
Ant: Das meiste davon. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was ich außerdem noch gespielt habe. Es waren drei oder vier weitere Stücke, die irgendwie nicht ganz so gut waren. Ich denke aber, auf der CD sind ein paar Stücke, die nicht Teil des Radiokonzerts waren. Von dem, was aufgenommen wurde, haben sie etwa nur die Hälfte gesendet. Ich will mich hier nicht andauernd entschuldigen, aber auch hier muß ich sagen, daß das Ganze nicht als ein richtiges Konzert geplant war. Es war eine sehr zwanglose, hastig zusammengestellte Sache. Die Aufnahme hat viel Feeling, aber vom technischen Aspekt her ist es nicht dasselbe wie bei jemandem, der sich darauf vorbereitet, auf Tour zu gehen, und dafür monatelang probt.
it: Etwas später erschien die CD in einem eigenständigen Cover und ohne Buch. Wie kam es dazu?
Ant: Die Japaner wollten das wohl so haben.
it: Soweit wir wissen, sollte die CD ja auch nur in Japan in dieser Form herauskommen. Nun steht sie aber dennoch in England in den Läden …
Ant: Ja, die Idee kam zwar aus Japan, aber es ist auch hier erschienen.
it: Als nächstes Projekt kam die Anthology-CD. Wie kam es dazu?
Ant: Es war der Versuch, mich neuen Fans in Form einer sehr preiswerten CD näherzubringen, so nach dem Motto: „Ich habe schon mal diesen Namen gehört, und da die CD nicht viel kostet, nehme ich sie mit.“ Der Gedanke war, daß diese Leute dann vielleicht Stücke auf der CD finden würden, die ihnen gefallen, und dann auch andere Alben kaufen. Der Versuch ging vollkommen schief (lacht). Nein, ich habe keine Ahnung, aber ein großer Erfolg war es nicht. Nun, die Idee war einfach, den Leuten einen kleinen Eindruck von all den verschiedenen Stilrichtungen meiner Arbeit zu vermitteln und eine neue Zuhörerschaft zu bekommen, insbesondere in Amerika. Im Laufe der Jahre konnte man dort immer seltener meine Alben kaufen, und ich habe da sehr viel Boden verloren. Das Cover der CD war brillant, sehr einfallsreich. Es stammt von jemandem, ich glaube, aus Ungarn. Wie hieß der doch gleich? Viele Fans mögen die CD wohl, obwohl es eine etwas merkwürdige Zusammenstellung von sehr unterschiedlichem Material ist.
it: Hättest du dir vorstellen können, Anthology als Doppel-CD herauszubringen?
Ant: Ja, das hätte gut sein können. Aber das wäre sicher keine gute Idee aus Sicht der Plattenfirma gewesen, denn die wollte damit zumindest kein Geld verlieren, wenn schon nichts gewinnen. Wenn sie eine Doppel-CD gemacht hätten, wäre es vielleicht zu teuer geworden.
it: Das Ganze war also eher als Promotion gedacht denn als ultimatives „Best of …“-Album?
Ant: Ja, genau, es war eine Art „Probepackung“.
it: Im Anschluß an Anthology erschien der Back-Katalog bei Voiceprint auf CD. Wieso wurden nicht alle Alben wiederveröffentlicht, z. B. Wise After The Event?
Ant: Virgin hat Voiceprint bei drei Alben, The Geese And The Ghost, Wise After The Eventund 1984, nicht die Erlaubnis zur Veröffentlichung gegeben. Aber möglicherweise wird Virgin demnächst auch diese Alben freigeben. Der ganze Katalog soll nun auch in Amerika bei Virgin Caroline erscheinen.
it: Bist du vertraglich noch immer mit Virgin verbunden?
Ant: Sie haben meine CDs vom Markt genommen. Das ist eine verrückte Situation. Sie dürfen die CDs aus dem Programm streichen und trotzdem die Rechte daran behalten – und das noch für einige Jahre. Trotzdem sind sie immer noch etwas besser als andere Plattenfirmen, denn sie haben Voiceprint erlaubt, die CDs innerhalb einer kurzen Zeit herauszubringen. Aber Virgin bekommt immer noch die Tantiemen. Ich denke, man muß klarstellen, daß all das nicht die Schuld von Virgin ist, sondern von EMI. Als Virgin von EMI übernommen wurde, bestimmte EMI die neue Firmenpolitik, die meiner Meinung nach ziemlich beschränkt ist.
it: Insbesondere Tarka erhielt ja ein komplett neues Cover-Design. Warst du mit den CD-Wiederveröffentlichungen generell zufrieden?
Ant: Ich war nicht vollkommen glücklich über die Druckqualität bei einigen der CDs. Aber, wie bereits gesagt, von einer kleinen Plattenfirma kann man nicht das gleiche erwarten wie von einer der großen. In einigen Punkten ist Voiceprint sehr viel besser, als es Virgin war. Es ist also nicht alles schlechter. Was Tarka angeht, war es speziell Harry Williamsons Idee, das Cover in die Form abzuändern, wie es ursprünglich geplant war. Wir dachten alle so darüber. Es war damals nur ein Werbegag, ein seltsames Cover ohne Informationen zu verwenden. Uns kam das äußerst verrückt vor. Manchmal kann das Prinzip des Mysteriösen wirken, aber wir dachten, es hatte sein Ziel verfehlt, und deshalb waren wir froh darüber, als Harry das Cover neu gestaltete und im Booklet die Informationen über die Aufnahme abdrucken ließ, so daß die Fans nun wissen, von was die Musik handelt.
it: Weshalb wurde bei Invisible Men im Unterschied zur Virgin-CD-Erstveröffentlichung das völlig andere Cover-Artwork der amerikanischen LP benutzt und nicht wieder das der englischen?
Ant: Gute Frage, das ist mir noch gar nicht aufgefallen [lacht].
it: Wieso hatten die LPs in England und den USA überhaupt unterschiedliche Cover?
Ant: Ich denke, weil Passport in Amerika das Album anders präsentieren wollte als die englische Plattenfirma. Das ist zu lange her, ich kann mich nicht mehr daran erinnern [lacht].
it: Anfang 1996 hast du deine übliche Arbeit für Studien unterbrochen. Um was genau ging es dabei?
Ant: Zu diesem Zeitpunkt war ich entschlossen, mehr Piano zu studieren und meine Orchester-Techniken zu verbessern. Ich dachte, da meine Karriere nun – gewollt oder ungewollt – in Richtung Schreiben von Hintergrundmusik geht, müsse ich ein wenig daran arbeiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ich hatte immer den Traum, daß mich jemand fragen würde, ob ich eine Filmmusik schreiben würde, so wie man Ry Cooder fragt. Wenn man den um einen Soundtrack bittet, will man, daß er sich wie Ry Cooder anhört und nicht wie irgend jemand sonst. Aber so etwas ist sehr selten. Meistens, wenn man dich bittet, Fernseh- oder Filmmusik zu schreiben, tut man das, weil man von dir erwartet, ein Meister aller Gebiete zu sein. Du sollst alle Tricks kennen, wie jeder andere Komponist klingen können und Musik für jede Epoche schreiben können. Ich hoffte irgendwie, jemand würde mich bitten, einen Soundtrack zu machen, weil er eine 12saitige Anthony Phillips-Gitarre will. Aber das ist nur ein Traum. Ich lebe in einer Traumwelt. Ich stellte fest, daß ich mich verbessern mußte, und das habe ich dann auch versucht. Es war sehr schwierig für mich, denn je älter man wird, um so schwerer fällt es, etwas neu zu lernen. Ich nahm versuchsweise Stunden im Komponieren. Es ging dabei nicht um grundlegende Dinge, sondern darum, etwas in einer bestimmten Art zu schreiben. Das war nicht leicht, denn die Professoren waren zwar nette Typen, aber sie kamen wie aus einer völlig anderen Welt. Ich habe in den 60er Jahren mit Genesis begonnen und kam dann zur Klassik, wohingegen sie aus einem sehr viel konventionelleren Klassik-Umfeld stammen und nun zur Avantgarde-Klassik übergehen. Ich habe sehr viel Respekt vor ihnen, aber für mich war es schwierig. Ich sah ein, daß es nötig wäre, alles bisher Gelernte quasi zu vergessen und noch einmal von vorne anzufangen, um es richtig zu lernen. Das aber konnte ich nicht machen, denn ich habe einfach nicht das Geld dazu. Ich wollte nur eine kurze Pause machen, um ein paar neue Tricks zu lernen. Aber alles wurde dann zu fundamental. Ich machte zwar weiter, aber am Ende war ich nur noch halbherzig bei der Sache. Die Pianolehrerin war gut – ich nehme immer noch Klavierstunden, und das macht mir viel Freude. Ich kenne sie seit 25 Jahren. Sie ist eine der Personen, die mir halfen, nachdem ich Genesis verlassen hatte – eine wunderbare Frau. Aber alles andere war kompliziert, denn ich mag Avantgarde-Klassik nicht besonders. Viele meiner Bekannten – ja, an sich die meisten Leute – mögen sie auch nicht. Also, muß ich unbedingt auch so werden? Nein, bestimmt nicht. Es ist mir egal, wenn ich altmodisch bin und altmodische Noten benutze, die nicht völlig neu und verrückt sind. Es ist nicht wichtig. Ich würde gerne in der Lage sein, mehr zu machen, aber es ist schon hart, wenn man älter wird. Es war dennoch gut und keinesfalls verschwendete Zeit.
it: Wo fanden die Studien statt?
Ant: Einer der Professoren kam zu mir, ein anderer war im Norden Londons. Meine Klavierlehrerin kommt an ein paar Tagen nach London, und wir treffen uns in Chelsea, und ich habe dort meine Stunden.
it: Danach kam The Meadows Of Englewood heraus. Was bedeutet dir die Zusammenarbeit mit Guillermo Cazenave, und wie gefällt dir seine Musik?
Ant: Ich mag seine Musik, wenn auch nicht alles. Es ist eher New Age, etwas Meditatives. Einige Stücke gefallen mir sehr gut, andere weniger. Was unsere Zusammenarbeit angeht, muß man sagen, daß das wie bei vielen improvisierten Sachen ist. Es gibt etliche gute Stellen, aber auch schlechte. Ich bin da sehr kritisch.
it: Habt ihr viel gemeinsam?
Ant: Er war mein Schüler und außerdem ein großer Genesis-Fan. Es gibt da schon einige Einflüsse. Mit ihm zusammen zu sein, macht Spaß, seine Frau ist nett, und es ist toll, in Barcelona zu sein. Er ist ein freundlicher, sehr hilfsbereiter Mensch. Manchmal bringt es mich in Verlegenheit, daß er so hilfsbereit ist. Es wäre interessant, mit ihm ein richtiges Studio-Album zu machen, nicht unbedingt wieder ein improvisiertes. Aber das Problem dabei ist, daß so etwas sehr viel Zeit braucht, und das ist im Augenblick nicht drin bei mir. Wir werden ja sehen. Ich bin sicher, wir werden noch mehr zusammen machen. Ich würde das zumindest gerne. Er hat ein tolles Haus am Meer. Wir beide haben viel Sinn für Humor.
it: Kommen wir nun zu Private Parts And Pieces IX. Was steckt hinter dem Titel, Dragonfly Dreams?
Ant: Ich hatte diesen Titel über sommerliche Teiche und Libellen. Als ich noch in Send gewohnt habe, hatten wir diesen Golfplatz, und eines der Löcher lag nah an einem Teich. Dort gab es riesige Libellen. Ich mag diese Tiere sehr, und das ist mir immer gut in Erinnerung geblieben. Im Prinzip war es Alan Hewitt, der auf den Titel kam, aber er hat keinen tieferen Sinn.
it: Würdest du gerne mehr auf deinen Alben singen?
Ant: Ich habe mich mit vielen Leuten darüber unterhalten. Ich bin mir nicht ganz sicher darüber. Viele Leute wollen, daß ich mehr singe, andere wollen, daß ich weniger singe. Einige sagen, daß ich eine gute Stimme für die Art Musik habe, andere, daß mancher Song viel besser von jemand anderem gesungen werden könnte. Roger Patterson fand, daß She’ll Be Waiting absolut nicht zu meiner Stimme passen würde. Er sagte: „Das schaffst du nie. Kannst du vergessen.“ Das war gut, denn dann dachte ich „Nun gut, dir werde ich’s schon zeigen.“ Letztendlich klang es dann o. k. Einige Leute sagen, ich sollte überhaupt nicht singen. Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Manchmal denke ich, mein Gesang ist nicht schlecht, manchmal aber auch, ich sollte keine Zeit mit etwas verschwenden, daß ich nicht besonders gut beherrsche.
it: Könntest du dir vorstellen, daß jemand anderes statt deiner singt?
Ant: Ich glaube nicht, daß ich solche Alben im Augenblick machen könnte, bei denen andere Künstler involviert sind. Aber eines Tages vielleicht. Ich beabsichtige, so etwas irgendwann wieder einmal zu machen – wenn ich erst einmal in einer gefestigteren Position bin, aus der heraus ich TV- und Library-Angebote auch schon mal ablehnen kann. Im Augenblick hätte ich zuviel Angst, an Boden zu verlieren, und das wäre gefährlich. Ich würde gerne ein Album machen, bei dem ich alle Songs schreibe und dann ausprobiere, welche Stücke ich selbst singen kann. Die, die zu schwer für mich wären, würde ich dann von anderen singen lassen. Diese Idee habe ich schon seit zehn Jahren [lacht].
it: Mehrere deiner Stücke sind sowohl auf Missing Links III wie auch auf der Virgin-Survival-CD zu finden, wenn auch in unterschiedlichen Versionen. Wie kam es dazu?
Ant: Nun, diese beiden CDs haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Die eine ist eine Zusammenstellung von Titeln, die Anglia Television über Virgin herausgebracht hat. Unabhängig davon wollten Joji und ich ohnehin unsere eigene CD mit dem Besten unserer gemeinsamen Library- und TV-Musik machen. Natürlich waren wir bemüht, nicht zu viele Titel auf unsere CD zu nehmen, die auch auf der anderen waren. Und falls doch – wenn das Stück wirklich gut ist – wollten wir wenigstens eine andere Version verwenden. Einige Leute haben vielleicht gesagt: „Warum habt ihr diese CD herausgebracht, obwohl sie sich z. T. mit der Survival-CD überlappt?“ Es wäre sicher ziemlich eigenartig gewesen, Missing Links III nur deshalb nicht zu veröffentlichen, weil zwei oder fünf Prozent der Fans Survival schon vorher gekauft hatten. Im übrigen mag sicher nicht jeder CDs wie Missing Links. Ich bin mir darüber im klaren. Bevor ich so ein Projekt anfange, höre ich die Leute schon sagen „Oh nein, noch mehr TV-Musik.“ Aber das ist alles, was wir im Augenblick machen können. Sollen wir es also sein lassen, weil einige Leute so denken? Oder sollen wir es trotzdem machen, für die Leute, die es ganz nett oder sehr gut finden? Ich neige eher zu dem letzteren. Wenn ich ein reiner Purist wäre, könnte ich sagen, daß ich nichts herausbringe, bevor ich Zeit habe, wieder so etwas wie Slow Dance zu machen. Das würde aber eine albumlose Zeit von zehn Jahren bedeuten [lacht], in der sich die Fans fragen, warum keine Platte erscheint.
it: Zum Schluß noch eine Frage von einem unserer Mitglieder. Hast du während deiner The Geese And The Ghost-US-Promotiontour 1977 auch live gespielt?
Ant: Nicht in Form von Konzerten, aber ich hatte eine 12saitige Gitarre bei den Radio-Interviews dabei. Das gefiel den Leuten ganz gut, denn die meisten Interviewpartner kamen einfach nur, um Fragen zu beantworten. Ich hatte die Gitarre mit und spielte Sachen wie Flamingo oder Reaper. Es gefiel mir selbst gut, und ich war nicht zu nervös, denn es gab ja kein Publikum. Später habe ich so etwas noch einmal in ähnlicher Form bei Sides gemacht und dann bei den Virgin-CD-Veröffentlichungen im Winter 1990 in England. Hier war das sogar richtiggehend organisiert, und ich spielte vier oder fünf Stücke.
Many thanks to Anthony for answering all of our questions, for the tea, etc. …