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Anthony Phillips – Harvest Of The Heart: An Anthology – 5CD-Box Rezension und Infos
Es ist nicht leicht, das Wirken von Anthony Phillips auf fünf CDs zusammenzufassen. Gemeinsam mit seiner Plattenfirma hat er es trotzdem gewagt, den Bogen früher, noch Genesis-lastiger Demos bis hin zu seiner Library Musik zu spannen. Bernd Vormwald ist sehr tief eingetaucht und präsentiert euch seine Sicht der Ernte des Anthony.
Harvest Of The Heart – An Anthology (5CD-Box)
1. Vorwort
Die gefühlt 94.000 Alben des Anthony Phillips auf 5 CDs zusammenzudampfen ist nun wahrlich ein Herkulesaufgabe. Mein lieber Freund und GENESIS-Kult-Kollege Steffen Gerlach hat dies privat im Jahr 2013 versucht und mich seinerzeit zu Weihnachten mit einer selbstgezimmerten 5-CD-Box beglückt, wohl nicht ahnend, dass es ihm Anthony Phillips (mit leidenschaftlicher Unterstützung von Mark Powell von Esoteric Records und Jonathan Dann von Anthonys Website) ein Jahr später offiziell gleichtun würde. Diesmal war es mein lieber Freund und GENESIS-Kult-Kollege Helmut Janisch, der mich versorgte – verbunden mit dem Auftrag bis Ende Januar etwas Verwertbares für die it-Homepage abzuliefern. Und so höre ich mich zum zweiten Mal binnen weniger Monate (das erste Mal diente der Vorbereitung auf das Anthony Phillips-Event in Eichenzell-Welkers im März 2014) durch Phillips‘ üppiges Werk. Es gibt schwerere Schicksale, denn damals wie heute ist es mir eine Ehre und Freude. Mir gefällt zwar nicht alles, was der liebe Ant über die Jahrzehnte so veröffentlicht hat, aber mit 80 – 90% kann ich sehr viel anfangen. Nun denn, gehen wir’s an, was sollte man denn auch sonst so im Winterurlaub treiben! „Papa, gehen wir Schlittenfahren?“ – „Nöö, keine Zeit, ich höre Anthony Phillips!“ – „Und morgen?“ „Nöö, keine Zeit, da höre ich Anthony Phillips!“ – „Und übermorgen?“ – „Nöö, keine Zeit, da …!“
Meine Tochter hat übrigens kapituliert, sie hört mittlerweile auch Anthony Phillips …
2. Analyse
Im Rolling Stone (Ausgabe Mai 2012) äußerte sich der deutsche Liedermacher Heinz Rudolf Kunze wie folgt: „Ich kann mich überhaupt nicht in jemanden hineinversetzen, der von einem Künstler nur ein Lied haben will. Wenn mich jemand interessiert, dann will ich alles von dem haben, ich will auch seine schwachen Momente. Ich will wissen, warum ist das gelungen und das nicht. Ich will es vergleichen und vielleicht zu anderen Schlüssen kommen als die Öffentlichkeit und sagen: ‚Moment mal, hier ist ein Track auf Album XY, den überhaupt noch keiner gewürdigt hat. Der ist ganz toll!‘ Da überkommt mich ein dickes Sympathie-Gefühl und ich möchte ihn Bruder nennen, seelenverwandter Musiksüchtling.“
Und so gibt es dann halt Typen wie mich, die über 30 Anthony Phillips-Alben in den aus allen Nähten platzenden Schallplatten- und CD-Regalen stehen haben. Die einzelnen Stücke der Harvest Of The Heart-Anthology zu beschreiben, heißt zwar in den meisten Fällen GENESIS-CDs nach Welkers tragen – es soll in der Folge dennoch geschehen. Die zehn bislang unveröffentlichten Stücke (sechs Gitarren- und vier Keyboardstücke) sind hierbei rasch vorgestellt. Weitaus interessanter ist die Beurteilung, welche Werke ausgewählt, bzw. nicht ausgewählt wurden. Manche Alben sind sehr stark repräsentiert (z.B. The Geese & The Ghost, Sides, Wildlife, Seventh Heaven, andere kommen zu kurz (Private Parts & Pieces III – Antiques, Private Parts & Pieces V – Twelve, Private Parts & Pieces X – Soirée, Missing Links Volume Four – Pathways & Promenades) oder fallen sogar komplett durch das Sieb (z.B. Missing Links Volume 1: Fingerpainting, Missing Links Volume Three: Time & Tide, The Archive Collection Volume II, Ahead Of The Field). Ob man dem 1984-Reissue-Bonus-Track Poly Piece dafür über 16 Minuten Platz einräumen musste, sei einmal dahingestellt. Die Wahrheit liegt wie immer im ganz persönlichen Ohr des Zuhörers.
Bevor nun Haare in der Suppe gesucht, gefunden und gespalten werden, geht ein dickes Lob an Mark Powell und Jonathan Dann, denen mit kleinen Abstrichen eine fabelhafte und obendrein sehr schön aufgemachte Compilation geglückt ist. Jonathan Dann hat für die „Beilage“ ein halbes Buch geschrieben, dessen Lektüre die Lebensphasen und die dazu gehörende Musik Ants mit neuen, teilweise kaum bekannten Facetten bereichert. Chapeau!!
In einem Interview mit Hit Channel im September 2014 schildert Ant die Genese von Harvest Of The Heart – An Anthology: „Es war Mark Powells Idee, nicht meine. (…) Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich eine Plattenfirma eine Retrospektive wünscht. Aber ich dachte nicht, dass es fünf CDs werden würden. Das hat mich überrascht. (…) Mark Powell von Esoteric Records und Jonathan Dann, der sich um meine Website kümmert, haben liebenswürdigerweise die Auswahl getroffen, ich habe lediglich zwei Stücke ausgesucht. Ich habe einen Blick auf ihre Selektion geworfen. Es war nicht einfach, die Stücke der Rock-, Klassik- und New Age-Ära auszusuchen. Ich hätte nicht gewusst, wie ich da hätte vorgehen sollen.“
Mit der Chronologie ist das so eine Sache: Welches Kriterium legt man als Maßstab an? Die Entstehung der Komposition? Den Zeitpunkt oder Zeitraum der Aufnahme? Den Tag der Veröffentlichung? Oder verzichtet man teilweise auf die korrekte zeitliche Abfolge und trifft Entscheidungen aus musikalischen Erwägungen, um durch die CD-Mixtur einen homogenen Hörfluss zu ermöglichen? Wie auch immer – ein Konzept ist bei Harvest Of The Heart – An Antholgy nur teilweise zu erkennen. Sei’s drum!
Anthony Phillips ist nicht der bekannteste Musiker auf diesem Planeten. In der GENESIS-Familie rangiert er diesbezüglich möglicherweise sogar hinter Ray Wilson. Das hat erstens damit zu tun, dass er nie live auftritt, und zweitens damit, dass ihm kaum größerer kommerzieller Erfolg beschieden war. Ant hat seine Nische gefunden und er hat sein treues Publikum (zu dem auch meine Wenigkeit zählt), das sich regelmäßig seine Werke erwirbt und sich an seiner Musik erfreut, auch wenn einen ab und zu nicht alles „vom Sessel haut“.
Der Anthony Phillips-Event am 22. und 23. März 2014 in Welkers war für mich und mein ganz persönliches Musik-Leben ein Großereignis. Ich durfte mit meinem Freund Steffen Gerlach vor Ant, einem Gründungsmitglied meiner musikalischen Helden GENESIS (!!!) auftreten und einige seiner Songs spielen. Unwirklich. KULT!!! Am ersten Abend konnte ich vor Aufregung kaum die Gitarre halten, der zweite Abend war ein Genuss. Und als Ant mich am Morgen des zweiten Tages mit „Ah, The Knife is here!“ begrüßte, hätte ich eigentlich gehen müssen. Mehr als Ritterschlag geht nicht … – möglicherweise denkt Ant jetzt ab und zu an uns zwei „Hanseln“, wenn er The Knife oder Golden Bodies hört.
Durch all diese Erlebnisse bin ich Ant und seiner Musik einen riesigen Schritt näher gekommen. Ich erlebte Ant als einen sehr sympathischen, angenehm bescheidenen, völlig starallüren-freien Menschen und kann ihm und uns, seinem Publikum, nur wünschen, dass er steinalt wird und uns noch mit vielen „Private Parts & Archived Missing Links Pieces“ beglückt.
Harvest Of The Heart – An Anthology richtet sich an alle, die …
… Anthony Phillips‘ Musik schon immer gerne hörten und sich eine üppige Werkschau wünschten.
… Ants Musik teilweise kennen und sich gerne einen Querschnitt seines Schaffens zulegen möchten, ohne sich alle Alben zu kaufen.
… sich von einer bunten Compilation dazu inspirieren lassen möchten, wieder einmal einige der Original-Alben komplett anzuhören.
… gerne in unkonventionelle, vielschichtige Klangwelten eintauchen.
… gerne Herausforderungen meistern, wenn es darum geht, neuartige CD-Halterungssysteme zu entschlüsseln.
… (weitere Argumente bitte selbst hinzufügen)
Und wie geht es jetzt weiter? Im einem Interview mit The Music Collector’s Magazine Goldmine vom 13. Januar 2015 äußert sich Ant: „Es gibt verschiedene Arten von Alben, die ich gerne machen würde (…), etwas in der Art von The Geese & The Ghost oder Slow Dance vielleicht, oder eines mit Songs … wir werden sehen!“ – Und trotz des überquellenden CD-Regals: Für die fündunddreißigste Ant-CD ist allemal noch Platz, und für die sechsunddreißigste und die siebenunddreißigste und und und …!
Aber eigentlich wartet das Anthony Phillips-Fanpublikum als Nächstes sehnsüchtig auf einen Sampler mit Stücken, bei denen der enorm vielseitige Ralph Bernascone mitwirkte. Nicht nur sein fantastischer Gesang auf Nightmare, seine Darbietungen als Sarrusophonist auf Invisible Men, sein virtuoses Bratpfannenspiel auf Bubble And Squeak, seine Besenstieleinsätze auf Scottish Suite IIoder seine Beiträge auf einem Meteoriten bei Back To Pluto sind mittlerweile legendär! Sogar als Gürteltiertrainer wurde er von Ant schon engagiert (siehe The Sea And The Armadillo)! Und nicht zu vergessen seine Expedition zu den Cape Hiam Islands, während der er ein Seeungeheuer entdeckte (siehe Sunrise And Sea Monsters)! Helmut, wir wär’s mit einem Ralph Bernascone-Event im Frühjahr 2016 zur Einweihung des umgebauten GENESIS-Fan-Mekkas in Welkers? Eine Bratpfanne und einen Besenstiel hätte ich schon …
CD 1
1. F Sharp (2:42)
? Album Nr. 28: The Archive Collection Volume 1 (März 1998)
F Sharp bedeutet nicht, dass irgendjemand den Ton F auf seinem Instrument mit Chili gewürzt hat, sondern ist lediglich die englische Bezeichnung für unser Fis und bezieht sich auf eine spezielle Gitarrenstimmung. Ein würdiger (von Ant und Mike Rutherford gespielter) Opener, beweist er doch, dass es den GENESIS-Klassiker The Musical Box vom Nursery Cryme-Album ohne Anthony Phillips nicht gäbe. Bleibt offen, warum Banks, Collins, Gabriel, Hackett & Rutherford dies auf dem Album nicht erwähnen. Das wäre doch mal eine gute Interview-Frage! F Sharp ist die älteste Aufnahme, die wir auf Harvest Of The Heart – An Anthology zu hören bekommen.
Nick Deriso stellte Ant im Dezember 2012 eine Frage zu F Sharp: „Ärgert es dich, dass du für deinen Beitrag zum Stück The Musical Box auf Nursery Cryme nicht erwähnt wirst?“
Ant: „Nein, es sind nur ein oder zwei kleine Passagen. Die Jungs machten all diese anstrengenden Tourneen und ich habe davon profitiert, während ich zu Hause saß.“
In einem Interview mit The Music Collector’s Magazine Goldmine vom 13. Januar 2015 äußert sich Ant erneut zu F Sharp: „Mike Rutherford und ich machten 1969 nebenher unser akustisches ‚Ding‘, Stücke mit zwölfsaitigen Gitarren und lyrische Songs. Die meisten davon wurden mittlerweile veröffentlicht. F Sharp war eine einfache Sequenz von Mike, der ich einen weiteren Teil hinzufügte. Dann tauchten wir in diesen rhythmischen Abschnitt ein und schließlich in den Part mit der hübschen Melodie. In diesem Stadium war noch alles wenig ausgeformt, aber es machte großen Spaß.“
2. Silver Song (Single Version) (4:15)
Die Geschichte dieses legendären Songs nebst seinen unterschiedlichen Versionen ist hinlänglich bekannt und braucht dem kundigen GENESIS-Fan nicht mehr erzählt zu werden.
it-Forum-User „townman“ findet am 8. April 2012 schöne, fast schon poetische Worte für den Silver Song: „Die stets wiederholte Akkordfolge finde ich (…) wirklich schön. Gesang und Gitarren bringen eine Art heller, positiver Empfindsamkeit in den Song, der in seiner Naivität ganz freundlich und nach meinem Empfinden ansteckend und gleichzeitig wohltuend unaufdringlich daherkommt. Man kann sich dieser Freundlichkeit einfach ganz unkompliziert und freudig anschließen.”
3. Field Of Eternity (5:16)
Ant: „Dies ist eines klassisches Gitarrenstück, ein Ausschnitt eines längeren Stücks desselben Namens, das gelöscht wurde. Es ist eine Art Kuriosum, denn es enthält einen Ausschnitt eines alten GENESIS-Songs, der nie aufgenommen wurde, sowie Themen eines nicht erschienenen Teils von Flamingo[vom ersten Private Parts & Pieces-Album].“
4. Wind – Tales (1:02)
Irgendwann mache ich mir einmal einen Mix mit allen Phillips-“Rückwärts-Stücken“, höre ihn mir an und denke dann vermutlich: „Was mache ich hier eigentlich?“
Dieses Stück (das Finale von Sleepfall: The Geese Fly West rückwärts) hätte man weglassen können (rückwärts fliegende Gänse gibt es ja auch gar nicht, nur Kolibris), aber ob seiner Länge bzw. Kürze stört es auch nicht weiter. Und als allerstes Stück auf dem allerersten Anthony Phillips-Album darf er vermutlich auf Harvest Of The Heart – An Anthologynicht fehlen.
5. Which Way The Wind Blows (5:52)
The Geese & The Ghostin den CD-Player, Which Way The Wind Blows programmieren, Repeat-Taste drücken und immer und immer wieder hören. Welch ein großartiger Song!
6. Henry – Portraits From Tudor Times (Part 1 – 7) (14:02)
Ein weiterer Klassiker aus den Anfangstagen von Ants Solokarriere. Kompaktere Worte als Tom Morgenstern bei seiner Rezension zur 2008 erschienenen Remaster-Doppel-CD von The Geese & The Ghostzu finden, ist schlicht unmöglich: „Henry: Portraits From Tudor Times, eine Gemeinschaftskomposition von Anthony Phillips und Mike Rutherford, ist [neben dem Titelstück] eines der beiden instrumentalen Zentralwerke dieses Albums, eine mehrteilige Suite mit Motiven aus dem Leben des englischen Königs Heinrich VII. Sie ist bewusst mittelalterlich in Harmonie und Arrangement gehalten. Fanfarenklänge eröffnen und beschließen das Werk, dazwischen liegen spannungsgeladene Gitarrenduelle auf nebligen französischen Schlachtfeldern, sterbende Ritter, siegreiche Kämpfe mit dramatischen E-Gitarrensoli und schließlich die triumphale Rückkehr des Königs mit krachenden Salutschüssen und dem Schlussgesang des Chores in der königlichen Kapelle. (…) ”
Auf Harvest Of The Heart – An Anthologyist die dank Jonathan Dann restaurierte und komplettierte Version der 2008er Wiederveröffentlichung zu hören.
7. God If I Saw Her Now (4:15)
The Geese & The Ghost in den CD-Player, God If I Saw Her Now programmierem, Repeat-Taste drücken und immer und immer wieder hören. Welch ein großartiger Song!
8. Old Wives Tale (4:45)
Mit nur einem einzigen Stück (neben der 0:36 kurzen Variation von Hurlingham Suite – Part II: Frozen Windowsauf CD 2) ist das wunderbare, fast rein akustisch-gitarristische Album Private Parts & Pieces III – Antiques, das Ant mit seinem Freund Enrique „Quique“ Berro Garcia einspielte, auf Harvest Of The Heart – An Anthology leider unterrepräsentiert. Old Wives Tale ist eine Instrumentalversion des Songs Little Leaf, den GENESIS zu Ants Zeiten hin und wieder live spielten.
Scottish Suite (Part I – V)
9. Salmon Leap (2:47)
10. Parting Thistle (2:27)
11. Electric Reaper (3:01)
12. Amorphous, Cadaverous And Nebulous (4:53)
13. Salmon’s Last Sleepwalk (2:03)
Ant komponierte die Musik für ein Projekt, das Shakespeare-Dialoge mit Rockmusik verbinden sollte. Die fertigen Aufnahmen harrten ihrer Veröffentlichung. Das geplante Shakespeare-Sechs-Album-Set wurde jedoch mit der Begründung, es sei zu gewagt und anspruchsvoll, schließlich nie fertiggestellt.
1980 wählte Ant für sein Album Private, Parts & Pieces II – Back To The Pavilioneinige der Macbeth-Aufnahmen aus und fasste sie zur fünfteiligen Scottish Suitezusammen. Weitere acht Stücke aus diesem Projekt wurden übrigens 2004 auf Archive Collection Volume 2unter dem Titel Scottish Suite II veröffentlicht.
Die Scottish Suite ist zweifelsohne der Höhepunkt des zweiten Private Parts & Pieces-Albums und als solcher in ihrer ganzen epischen Breite völlig zurecht auf Harvest Of The Heart – An Anthology vertreten.
14. We’re All As We Lie (4:37)
15. Now What (Are They Doing To My Little Friends)? (8:22)
16. Paperchase (5:34)
Drei Stücke des zweiten Phillips-Albums beschließen CD 1 von Harvest Of The Heart – An Anthology.Dem eingängigen We’re All As We Lie,das seinerzeit auch als Single veröffentlicht wurde, folgen die melancholische Tierschutz-Ballade Now What (Are They Doing To My Little Friends)und Paperchase. Mit dieser Auswahl aus dem Wise After The Event-Album kann man einverstanden sein. Wer den Titelsong vermisst, möge die zweite CD von Harvest Of The Heart – An Anthology in den CD-Player schieben.
CD 2
1. Wise After The Event (10:30)
Ant: „Der Wise After The Event-Riff war etwas völlig Neues: Ich setzte den voluminösen Rickenbacker-Sound ein und benutzte ein Boss-Corus Pedal.“ Dieser spezielle Sound gab diesem Song auch seinen Arbeitstitel Rick Piece.
Wise After The Event ist als Höhepunkt des zweiten Phillips-Albums ein gut platzierter Opener für die zweite CD von Harvest Of The Heart – An Anthology.
2. Um & Aargh (4:52)
3. Sisters Of Remindum (4:32)
4. Bleak House (6:18)
5. Nightmare (7:28)
6. Lucy Will (Original Mix) (4:10)
Aus dem vierten Phillips-Album Sideswurden fünf Stücke ausgewählt, die wohl die meisten herausgepickt hätten.
Hinter dem witzigen anmutenden Titel der Single-Auskopplung Um & Aarghverbirgt sich Ants Wut auf die Schallplattenindustrie.
Bei Sisters Of Remindumkämpfen Schlagzeuger Mike Giles und Bassist John G. Perry mit dem vertrackten „19/13tel-Takt“ (Scherz). Auch nach dem tausendsten Anhören bin ich mir immer noch nicht so ganz sicher, wer diesen Kampf gewinnt: Takt oder Musiker? Song Of The Five Producers, so der Arbeitstitel von Sister Of Remindumwurde bereits für die Wise After The Event-Aufnahmesessions geprobt.
GENESIS-Roadie Dale Newman singt die wunderschöne Ballade Bleak House auf überzeugende Art und Weise: „Ich danke Ant, dass ich Bleak House singen durfte – ein großartiger Song.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Ant schrieb ihn, nachdem er ein Theaterstück zu Charles Dickens‘ gleichnamiger Novelle gesehen hatte, das vom Ensemble Shared Experience aufgeführt wurde.
Wenn schon Alptraum, dann bitte mit Ants Nightmare. Ein ProgRock-Stück erster Güte, gekrönt durch Ralph Bernascones Gesang.
Bei Lucy Will hat man sich für die von Ant favorisierte Version ohne die (auf Forderung von Passport Records-Boss Marty Scott) nachträglich von Morris Pert eingespielten Kongas entschieden.
7. Compression (6:13)
„Was hat ein Mike Rutherford-Song auf einer Anthony Phillips-Compilation verloren?“ werden einige maulen. Bislang war dieser Song eine Rarität, da er auf CD lediglich auf dem in limitierter Auflage erschienenen Compilation-Album It’s Only Knock And Knowall des Deutschen GENESIS-Fanclubs iterhältlich war. Compressionwurde für Mike Rutherfords Soloalbum Smallcreep’s Day aufgenommen. Ant spielte bei diesen Aufnahmen nicht nur die Keyboards, sondern half Mike auch bei den Arrangements für die Tasteninstrumente. Er war also weit mehr als ein reiner Gastmusiker, der ins Studio kommt, seinen Part spielt und wieder abmarschiert. Das Interessanteste an Compressionist der zweite Teil, der anno 1973 Chancen hatte, ein GENESIS-Song zu werden. Wäre die Geschichte anders verlaufen, würde dieses rhythmisch raffinierte Stück heute in einem Atemzug mit Los Endos, Duke’s Travel’soder …In That Quiet Earthgenannt werden. Wetten dass ..?
8. Poly Piece (16:42)
Poly Piece entstand 1978 und war ein potentielles Sides-Stück. Produzent Rupert Hine mochte es, doch die Plattenfirma Passport Records legte ihr Veto ein, da sie mehr Songs wollte. Ant überlegte, ob Poly Piece auf seinem Album 1984unterkommen könnte. Doch auch dies geschah nicht – bis zur Wiederveröffentlichung von 1984, wo Poly Piece als letztes Stück der zweiten CD endlich seinen Platz fand.
Ich persönlich hätte es nicht für Harvest Of The Heart – An Anthologyausgewählt, da es mit fast 17 Minuten unverhältnismäßig viel Platz einnimmt. Dafür hätte man anderen Alben mehr Raum geben können, die kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden.
9. Arboretum Suite: IV. Lights On The Hill (5:26)
Lights On The Hillist das vierte und letzte Stück der ArboretumSuite, die man auf Harvest Of The Heart – An Anthologygerne komplett hätte unterbringen können. Lights On The Hill war ursprünglich gar kein Intrumentalstück, sondern ein Song aus dem Musical Alicemit dem Titel Walls & Bridges.
10. Hurlingham Suite – Part II: Frozen Windows (Variation I) (0:36)
Frozen Windows (Variation 1)ist eine hübsche, aber leider viel zu kurze Variante des zweiten Teils der HurlinghamSuite vom Album Private Parts & Pieces III – Antiques.
11. Prelude ’84 (4:21)
12. Anthem 1984 (2:29)
Prelude ’84und Anthem 1984waren die ersten Stücke, die Ant für sein neues Album fertiggestellt hatte. Er hatte sich von Phil Collins die Roland CR-78-Drumbox ausgeliehen und tobte sich dazu auf seinen neuen Synthesizern aus. Man hätte von 1984 Part One/Part Two, ähnlich wie bei Slow Dance(siehe unten) gerne einen Harvest Of The Heart – An Anthology-Edit dieser beiden nicht berücksichtigten langen Stücke des 1984-Albums erstellen können.
Mein alter, mittlerweile nach Australien emigrierter, GENESIS-Kult-Freund Thomas Römmelt war seinerzeit bei Erscheinen des Albums nachvollziehbarerweise restlos begeistert von 1984: „Als ich die LP das erste Mal auflegte und komplett am Stück über Kopfhörer genossen hatte, war mein spontanes Urteil: Eine der besten Platten die ich je gehört habe!“
13. The Women Were Watching (4:45)
1983 mischte sich Ants Plattenfirma erneut in dessen musikalisches Schaffen ein: Er sollte mal wieder kommerzieller werden. Was dabei heraus kam, waren letztlich rund ein Dutzend Songs, die auf dem Album Invisible Men veröffentlicht wurden. Ant ist mit dieser Veröffentlichung bis zum heutigen Tage nicht wirklich glücklich, obwohl er sich als Sänger deutlich hörbar stark verbessert hatte und Invisible Meneinige sehr gute Songs enthält. Für Harvest Of The Heart – An Anthologywurden vier Stücke ausgewählt. Eines von ihnen, The Women Were Watching, das inhaltlich an den später entstandenen Sting-Klassiker They Dance Aloneerinnert, setzt den Schlusspunkt unter die zweite CD.
CD 3
1. Falling For Love (3:36)
2. The Ballad Of Penlee (3:36)
3. Exocet (3:21)
Weiter gehts mit Invisible Men: Richard Scott singt Falling For Love, einen der eher schwächeren Songs dieses Albums – I Want Your Heart, Traces oder das witzige Golden Bodies (Hallo Ant: „Archie!!!“) hätten sich an dieser Stelle möglicherweise besser gemacht.
Ballad Of Penlee, ein getragener, unendlich trauriger Song über das tragische Rettungsbootunglück an der Küste Cornwalls am 19. Dezember 1981, bei dem 16 Menschen ihr Leben verloren, wird ebenfalls von Richard Scott gesungen.
Exocetdrückt Ants Zorn über den Falkland-Krieg aus, was dazu führte dass er in Großbritannien zunächst nicht veröffentlicht wurde. Feiglinge!
4. Sistine (3:57)
Das Abschiedslied Sistinegehört eigentlich auch noch zur Abteilung Invisible Men, fand aber erst auf Private Parts & Pieces IV – A Catch At The Tablesseinen Platz.
5. April (4:51)
War schon das Akustik-Gitarrenalbum Private Parts & Pieces III – Antiques im Grunde mit nur einem Stück auf Harvest Of The Heart – An Anthologyvertreten, so ergeht es Private Parts & Pieces V – Twelvekein bisschen besser, obwohl Ant diesmal ja sogar zwölfmal zwölf Saiten benutzte. Schade eigentlich …
6. She’ll Be Waiting (4:39)
Ant singt das tieftraurige, bewegende She’ll Be Waiting, das er nach dem unerwarteten Tod der Frau eines Freundes geschrieben hatte. Als dieses Stück am 22. März 2014 beim Anthony Phillips-Event in Welkers auf der Bühne gespielt wurde, hatte Ant Tränen in den Augen. Am zweiten Abend wurde es ersetzt durch Am I Very Wrong.
7. Let Us Now Make Love (6:32)
Statt den 12 Saiten einer Gitarre wandte sich Ant für Private Parts & Pieces VI – Ivory Moon den 88 Tasten seines Klaviers zu. Die CD-Wiederveröffentlichung des Jahres 1991 enthält eine Klavierversion des GENESIS-Klassikers Let Us Now Make Love, die Ant neue einspielte: „Dieses Stück war in der Tat einer der polpuärsten GENESIS-Songs der Liveauftritte in der Anfangszeit. Irgendwann fiel es dann schließlich aus dem Set. Peter sang auf seine ganz eigene Art, Mike und ich spielten zwölfsaitige Gitarren und Tony Banks tauschte die Orgel gegen meine Stratocaster und spielte die Instrumentalpassagen über einen Leslie-Lautsprecher. Auf dieser Version kehre ich zu den Ursprüngen zurück, so wie es im Jahr 1968 erklang – zum Klavier.“
8. Promenade (4:02)
Auch das vierte Missing Links-Album wird auf Harvest Of The Heart – An Anthologyäußerst stiefmütterlich behandelt. Lediglich das Gitarrenstück Promenadeschaffte es auf die 5-CD-Compilation. Dabei hätten mit Sceptred Isle, Sky Dawn, Water Gardens, Night Train oder Light Rain(um nur einige zu nennen) potentielle „Kandidaten“ zur Verfügung gestanden.
9. Suite: Sea Dogs Motoring: III. Sea Dog’s Air (2:35)
Dem Klavier-Album Private Parts & Pieces VI – Ivory Moon ist das gleiche Schicksal beschieden wie Missing Links Volume Four – Pathways And Promenades: Aus dem Originalalbum wurde mit Suite: Sea Dogs Motoring: III. Sea Dog’s Airnur ein Stück ausgewählt. Mindestens das eingängige Tara’s Theme, das Ant für das Musical Masquerade komponiert hatte, hätte in die engere Wahl kommen müssen.
10. Tears On A Rainy Day (4:57)
11. Exile (4:58)
? Album Nr. 18: Missing Links Volume Two – The Sky Road (Juni 1994)
Im Gegensatz zum ersten Missing Links-Album Finger Painting, das auf Harvest Of The Heart – An Anthologykomplett übergangen wird, wurden von Missing Links Volume Two – The Sky Roadinsgesamt vier Stücke ausgesucht. Den Anfang macht das verträumte Tears On A Rainy Day. Ant: „Zwischen 1987 und 1991 schrieben Martin Robertson und ich einige Stücke für Saxophon und Gitarre, von denen die meisten nicht veröffentlicht wurden. Einige tauchten 1992 auf Private Parts & Pieces VIII – New Englandauf. Dieses hier, das wir nur so zum Spaß aufnahmen, war nie für eine Veröffentlichung geplant – bis die Missing Links-Serie ins Leben gerufen wurde!“
Auch das orchestral angehauchte Exile, dass deutlich hörbar in der Slow Dance-Phase entstand, wäre beinahe auf Private Parts & Pieces VIII – New Englanduntergekommen. Ant findet metaphorische Worte: „Das achte Private Parts & Pieces-Album entwickelte eine akustische Ausrichtung und so war Exileaus dem Rennen, ein schwerfälliger Riese unter zarten kleinen Fischen.“
Weitere Stücke von Missing Links Volume Two – The Sky Road (Serenita, Lifeboat Suite) erklingen auf der vierten CD dieser Compilation (siehe dort).
12. Carnival (1:35)
13. Elevenses (3:14)
Ants zwölftes Album Private Parts & Pieces VII – Slow Waves, Soft Starsist bekannt für seine atmosphärischen Keyboard-Klanglandschaften. Prägnanter sind jedoch die dazwischengestreuten Gitarrenstücke, von denen mit dem fröhlichen Carnivalund dem melancholisch-verspielten Elevenses zwei ausgewählt wurden. Die Wahl hätte auch auf Sospirandooder Bubble And Squeakfallen können.
14. Tarka – Movement I: The First Year (Part 1 – 6) (11:28)
15. Tarka – Postlude: The Anthem (6:07)
Die Musik für Tarkahatte Ant mit Harry Williamson bereits Mitte der 70er Jahre komponiert. Dieses Meisterwerk war lange Zeit eine Super-Rarität, da sie auf dem kleinen Independent Label PRT Records veröffentlicht wurde. Durch spätere Wiederveröffentlichungen wurde Tarkaverdientermaßen wieder leichter erhältlich.
Neben dem kompletten ersten Satz wurde die damalige Single-Auskopplung The Anthem ausgewählt, bei dem Ant ein Oboenthema aus dem ersten Satz herauspickte und bearbeitete.
16. Lucy: An Illusion (3:52)
Zum zweiten Mal geht die Lucyab. Auf Sideslieferte Ant mit Lucy Will einen inhaltlichen Vorboten zum GENESIS-Song Duchessund war sich sicher: Lucywird sich erinnern. 12 Jahre später folgt die Aufnahme eines traurigen Liebeslieds aus dem Jahr 1969, in dem es noch heißt Lucy: An Illusion. Wie es mit Lucy wohl weiter geht? Oder war’s das? Fragen über Fragen …
CD 4
1. Stranger (6:12)
1990 förderte Ant mit Strangereinen grandiosen Song aus GENESIS-Urzeiten zu Tage, den er zwar richtig gut interpretiert – aber Nina Morgensterns Gesang beim Anthony Phillips-Event in Welkers im März 2014 setzte dem Song die Krone auf! Hallo Ant, vielleicht auf der nächsten Wiederveröffentlichung?
2. Slow Dance (Harvest Of The Heart Edited Version) (10:54)
? Komponiert und aufgenommen Juni 1988 bis März 1989
? Album Nr. 15: Slow Dance (September 1990)
Slow Dance ist nicht nur eines von Ants Lieblingsalben, sondern auch eines seiner Fans. Über letztmalig zwei LP-Seiten zeigte Ant nahezu alle Facetten seines Könnens, veredelt durch den Einsatz einiger Gastmusiker und eines Orchesters. Für Harvest Of The Heart – An Anthology erstellten Jonathan Dann und Simon Heyworth eine knapp elfminütige, gelungene Bearbeitung. Ant gefiel’s und so kommen wir in den Genuss dieser Edited Version, die sich aus folgenden Teilen des Originals zusammensetzt:
Slow Dance Part One 2:18 – 5:06
Slow Dance Part Two 9:23 – 12:13
21:11 – 26:27 (= Ende)
3. Unheard Cry (4:00)
4. Aubade (1:08)
Anthony Phillips schreibt bisweilen unglaublich traurige Lieder, so auch Unheard Cryüber ein verlassenes Baby. Das atmosphärische Aubadeeröffnete die Original-CD. Zwei weitere Stücke dieses Albums folgen später.
5. Sarah Blakeley’s Evening (1:13)
Neben She’ll Be Waiting ist Sarah Blakeley’s Evening das einzige Stück von Private Parts & Pieces IX – Dragonfly Dreams. Eine hübsche Skizze, nicht mehr und nicht weniger, aus der Ant viel mehr machen könnte. Auch das neunte Private Parts & Pieces-Album hätte mehr Berücksichtigung auf Harvest Of The Heart – An Anthologyverdient. Das an die ruhigen Pat Metheny-Stücke erinnernde, wunderschöne Old Faithful,fehlt genauso wie Melancholy Flowermit seinen Satie-Reminiszenzen (beide komponiert mit Quique Berro Garcia) oder das mit Richard Scott komponierte etwas traurige Something Blue.
6. Creation (4:14)
Nur ein Stück des zehnten Private Parts & Pieces-Albums wurde für diese Compilation ausgewählt, und zwar das einzige, das nicht speziell hierfür komponiert wurde. Fivers, The Oregon Trail, Venetian Mystery, Hope Of Agesund und und. Private Parts & Pieces X – Soirée hat so viel mehr zu bieten, aber 5 CDs sind bei 34 Alben zugegebenermaßen verdammt wenig und die Kunst des Weglassens ist eine große…
7. La Dolorosa (4:01)
8. Cathedral Woods (4:18)
Mit dem zerbrechlichen Gitarrenstück La Dolorosa und dem an George Winston erinnernden Klavierwerk Cathedral Woodsfolgen zwei weitere Stücke aus dem achten Private Parts & Pieces-Album, die man aus unerfindlichen Gründen von den beiden anderen getrennt hat. Insgesamt ist dieses Album sehr ergiebig und warten mit einer großen Zahl weiterer Stücke auf, die die Entscheidung mit Sicherheit schwierig machten. Es lohnt sich, die komplette Private Parts & Pieces VIII – New England-CD mal wieder anzuhören. Das Klavierstück Last Goodbyes wurde in Form der Aufnahme vom The Living Room Concert untergebracht.
9. Serenita (2:13)
10. Lifeboat Suite (Part 1 – 8) (10:30
Dem wehmütigen Gitarrenstück Serenitafolgt die komplette, achtteilige Suite, die Ant 1993 für die sechsteilige Dokumentation Lifeboatkomponierte, einer ausführlichen Reportage-Reihe über das Leben einer Rettungsschiff-Crew in der Küstenstadt Salcombe im Südwesten Englands. Diese Suite enthält auch die Musik, die letztlich im Fernsehen nicht zu hören war.
11. Last Goodbyes (2:08)
12. Collections (2:47)
13. Sleepfall: The Geese Fly West (3:43)
Die Hoffnungen, dass Ant bei seinem Event in Welkers im März 2014 spontan zur Gitarre greift oder sich an das Klavier setzt und vor seinem Fan-Publikum ein, zwei Stücke zum Besten gibt, erfüllten sich leider nicht. So sind wir, was dies anbetrifft, weiterhin auf die Handvoll Live-Aufnahmen angewiesen, die Ant in irgendwelchen Wohnzimmern oder Radiostudios ohne Publikum einspielte. Last Goodbyes stammt im Original von Private Parts & Pieces VIII – New England.Collectionsund Sleepfallbilden den Abschluss des Erstlingswerks The Geese & The Ghost.
Bis auf den Schlussakkord unterscheidet sich die Live-Version von Last Goodbyes nicht vom Original. Auch bei Collectionssind die Unterschiede nicht sehr groß, wenn man einmal von der Instrumentierung absieht. Die Klavier-Live-Version von Sleepfall: The Geese Fly West unterscheidet sich am stärksten vom Original.
Gypsy Suite
14. Movement I: First Light (8:01)
15. Movement III: Evening Circle (5:46)
Ant: „Ich traf Harry Williamson zum ersten Mal im Winter des Jahres 1968. Wir jammten manchmal zusammen auf zwei Klavieren. (…) Aber es dauerte bis zum Sommer 1971, bis wir so viel Zeit miteinander verbrachten, dass wir etwas Substantielles miteinander anstreben konnten. (…) Wir experimentierten mit offenen Gitarren-Stimmungen und vergaßen die Welt um uns herum. (…) So entstand Gypsy Suite – Movement I – III. (…) Das lebhafte und abwechslungsreiche Movement IV entstand im Oktober 1975. Wir nahmen alle vier Sätze als Demos auf. (…) Eigenwillig, entschlossen und wahrscheinlich ziemlich verrückt lehnten wir ein Angebot von Virgin Records ab, da wir Ausschau nach jemandem hielten, der uns eine orchestrale Bearbeitung finanzieren würde. (…)“
Im März 1978 nahmen Ant und Harry neue Demos der Gypsy Suiteauf. 17 Jahre später wurde dieses Juwel aus seiner Schublade geholt, von Simon Heyworth entstaubt und endlich veröffentlicht. Auf Harvest Of The Heart – An Anthology sind der erste und dritte Satz der Gypsy Suite zu hören.
16. Creatures Of The Magic Water – Opening Theme (1:00) [1994]
17. Dungeons And Dragons: Island Of Stone (2:35) [2000]
it-Rezensent Andreas Lauer schrieb im Jahr 2012: „Im Jahr 2008 erschien mit Wildlife eine Zusammenstellung von Musik, die für Tierdokumentationen entstanden war. Es handelt sich um ein Album von Anthony Phillips und Joji Hirota, wie seinerzeit schon Teil III der Serie Missing Links – Time And Tide. Es verwundert, dass Ant Musik dieses Genres diesmal nicht als Teil dieser Serie veröffentlicht, zugleich fällt auf, dass es inhaltliche Überschneidungen mit Time And Tide gibt. So beginnt Wildlifemit dem Stück Creatures Of The Magic Water – Opening Theme, einer Alternativversion von Amazonas, das Time And Tideeröffnet. Andere Tracks auf Wildlifesind aber auch erstmals kommerziell erhältlich. (…) Zu den elf Dokumentationen, aus denen die (…) Stücke stammen, gibt es im Booklet genauere Angaben und einen ausführlichen Begleittext von Ant. (…) Das Album ist eine gute Wahl, wenn man Ants (und Jojis) Musik für Tierdokumentationen kennenlernen möchte – eine Abenteuerreise durch Tier-, Klang- und Stimmungswelten mit sensibel programmierten elektronischen Klängen und echten Instrumenten.“
Sage, schreibe und höre acht Stücke des Wildlife-Albums wurden für die Compilation ausgewählt. Das mystische Creatures Of The Magic Water – Opening Themeund das bedrohliche Dungeons And Dragons: Island Of Stonebeenden die vorletzte CD von Harvest Of The Heart – An Anthology.
Durch Creatures Of The Magic Water – Opening Theme („=“ Amazonas) ist das Album Missing Links Volume III – Time And Tide über die Hintertür doch noch auf diese Compilation gerutscht. Über das Original schreibt Ant: „Amazonasist das erste Stück der Atmosphere-Library CD Travelogues And Drama (…). Der Originaltitel war The Condor Flies und dieses Stück wurde später für das Survival-Special Creatures Of The Magic Water bearbeitet: Das Melodieinstrument wurde ausgetauscht, wegen des ‚offiziellen Gesetzes‘, dass Panflöten in der TV-Musik ausgedient haben.“
An dieser Stelle soll noch einmal erwähnt sein, dass die Missachtung des dritten Missing Links-Albums nicht nach vollziehbar ist: Auf Songokuund Schuan Journey hätte ich niemals verzichtet, auch Indio Wedding, Underwater Forestoder Fiesta Del Charangos hätten nicht unter den Tisch fallen müssen. Was bleibt? Eine eigene 5-CD-Kollektion zusammenstellen!
CD 5
1. Midway: Island Of Life – Opening Theme (2:10) [1999]
2. Jaguar: Eater Of Souls: Onza – Eater Of Souls (1:45) [1999]
3. Jurassic Shark – Opening Theme (1:42) [2000]
4. Midway – Island Of Life: Fight To Death (2:13) [1999]
5. Midway – Island Of Life: From The Jaws Of Death – Touching The Face Of God (3:10) [1999]
6. Jurassic Shark – Ray’s Song (1:28) [2000]
Die fünfte CD beginnt, wie die vierte aufhörte: Mit Stücken aus dem Wildlife-Sampler. Das schwebende Midway: Island Of Life – Opening Themeentführt in meditative Traumwelten. Beim mystischen Jaguar: Eater Of Souls:Onza – Eater Of Soulsverzaubern uns Martin Robertsons Saxophonmelodien. Weiter geht es mit Haialarmund dem Stück Jurassic Shark – Opening Theme (2000). Der Todeskampf in Midway – Island Of Life: Fight To Deathhätte musikalisch etwas heftiger ausfallen können. Eine bedrohliche Klangwelt ertönt zunächst bei Midway – Island Of Life: From The Jaws Of Death – Touching The Face Of God, bevor dieses Stück in einen sanft-melodiösen zweiten Teil übergeht. Das seichte Jurassic Shark – Ray’s Songhätte ich persönlich nicht ausgewählt; naja, auch Robbenbabys wollen wohl in den Schlaf gesäuselt werden.
WildlifeCreatures Of The Magic Waters – Flooded Forest, Secrets Of The Amazon – Final Journey, Secrets Of A Norfolk Wood – Storm Breaks, Secrets Of A Norfolk Wood – Morning Call. Alternativvorschläge aus dem Wildlife-Album: Creatures Of The Magic Waters – Flooded Forest, Secrets Of The Amazon – Final Journey, Secrets Of A Norfolk Wood – Storm Breaks, Secrets Of A Norfolk Wood – Morning Call.
7. I Wish This Would Never End (5:15)
8. Majestic Whales (2:47)
9. Wildlife Flotilla (3:45)
Ant schrieb die Musik für die TV-Berichterstattung über das „Whitbread Around The World Yacht Race“, einer Segelregatta, bei der seit 1973 alle drei bis vier Jahre die Welt auf Segelschiffen umrundet wird. Die Serie lief unter dem Titel Sail The World, und so heißt auch Ants siebzehntes Soloalbum. Zu I Wish This Would Never Endkann man vor dem inneren Auge Schiffe vorbeisegeln lassen. Bei dem erhabenen Majestic Whalesist der Titel Programm. Wildlife Flotilla(in einer um 22 Sekunden längeren Version als auf Sail The World – ohne Ausblendung) verbreitet eine gewisse Hold On My Heart-Atmosphäre. Auch Lonely Whales hätte verdient gehabt, ausgewählt zu werden.
10. White Spider (6:40)
11. Kissing Gate (1:53)
12. Nocturne (3:48)
61 (!!!) Stücke veröffentlichte Ant 2005 auf seiner Doppel-CD Field Day, deren Anfänge bis ins Jahr 2001 zurückreichen. Ant kehrte seit längerer Zeit wieder einmal in die Welt der Saiteninstrumente zurück. Und wenn schon, dann richtig: 6-String L’arrivée, Fylde English Bazouki, Bell Cittern Paul Hathaway, Mirecourt Classical Guitar usw. usw. – Ant nutzte für dieses Doppelalbum viele Gitarren seiner reichhaltigen Sammlung: White Spiderwurde mit einer 12-String John Marlow eingespielt. Für Kissing Gate benutzt Ant eine 6-String Brook. Nocturne(gespielt auf einer Ramirez Classical Guitar), das bereits auf Private Parts & Pieces II – Back To The Pavilionin einer früheren Einspielung zu hören war, sollte 2012 auf Seventh Heaven in einer Orchester-Version ein drittes Mal veröffentlicht werden. Bei einer solch großen Anzahl an Stücken liegt es auf der Hand, dass man mindestens zwanzig davon für „Compilation-tauglich“ erachten würde.
13. King Of The Mountains (2:57)
Das vierunddreißigste (!!!) und bis dato letzte Phillips-Album Private Parts & Pieces XI – City Of Dreamsmit atmosphärisch-meditativer Keyboardmusik ist nur mit einem Stück vertreten, dem imposanten King Of The Mountains. Dieses meist sehr stille Album liefert einen wunderbaren Soundtrack für Phantasie- und Traumreisen und hätte mehr Beachtung verdient.
14. Circle Of Light (4:10)
15. The Golden Leaves Of Fall (3:51)
16. Courtesan (2:53)
17. Speak Of Remarkable Things (1:18)
18. River Of Life (3:07)
Gemeinsam mit dem Komponisten und Arrangeur Andrew Skeet zieht Ant auf Seventh Heavenalle Register und knüpft nahtlos an das Meisterwerk Tarkaan. Bei diesem vortrefflichen Klassik-Doppelalbum kann man nahezu blind zugreifen und wird immer ein Stück erwischen, das seinen Platz auf Harvest Of The Heart – An Anthology verdient hat. Die Wahl fiel letztlich auf fünf Repräsentanten: Circle Of Lightwird von Anthony Phillips auf klassischen Gitarren vorgetragen. The Golden Leaves Of Fallbeginnt verhalten und steigert sich zu einem imposanten musikalischen Höhepunkt à la Star Trek: Raumschiff Voyager von Jerry Goldsmith, um schließlich wieder sanft auszuklingen. Das traurig-tänzerische Courtesanwird gefolgt von dem kurzen Klavierwerk Speak Of Remarkable Things, das ich persönlich nicht ausgesucht hätte. Das getragene, melodiöse River Of Liferundet die Abteilung Seventh Heavenab. Wenn man mich gefragt hätte, wären Credo In Cantusund Sojournmein erste Wahl gewesen. Auch das an Philip Glass‘ Koyaanisqatsi erinnernde Shipwreck Of St Paul oder das 15/8-taktige Grand Central hätten auf meiner Liste gestanden. Aber man hat mich nicht gefragt …
19. Circle Of Light (4:10) [2006]
20. Nightjar (1:13) [2006]
21. Slow Roller (2:47) [2013]
22. Imperium (2:19) [2009]
23. A Simple Truth (3:15) [1996]
24. Vespertine (2:29) [2013]
25. Forget-Me-Not (2:52) [2013]
26. The Storm Of The Windhover (1:47) [2011]
27. Pas De Deux (1:21) [2008]
28. Ringer (2:13) [2013]
Last but not least greift Anthony Phillips noch zehnmal tief in die Private Missing Archive Library Music-Kiste und erfreut uns mit vier Keyboard- und sechs Gitarrenstücken, die bislang unveröffentlicht waren. Den Anfang macht das minimalistische Circle Of Light, gefolgt von Nightjarmit Anklängen an Thomas Newman (Finding Nemo u.A.), einem von Ants Lieblingskomponisten. Es folgen zwei Gitarrenstücke: Das friedliche Slow Roller und das traurige Imperium. Die einfache Wahrheit erfahren wir mit dem meditativen A Simple Truth. Es folgen zwei wunderschöne, stille Gitarrenstücke: Vespertineund Forget-Me-Not (Würden wir doch niemals tun, lieber Ant!). The Storm Of The Windhover liefert den Soundtrack für einen vom Winde verwehten Falkenflug, Pas De Deux die Begleitung für einen wehmütigen Tanz zu zweit. Beim abschließenden Ringerlässt Ant noch einmal seine zwölfsaitigen Gitarren erklingen.
3. Nachwort von Anthony Phillips
Quelle: Interview mit Hit Channel (September 2014)
„Ich denke, auf diesem Planeten gibt es keinen einzigen Menschen, der nicht irgendetwas bedauert, was er in seinem Leben getan hat. In einem anderem Leben wäre ich nicht bei GENESIS ausgestiegen. Ich wäre ein Teil der großartigen Musik, die sie anschließend schrieben. Auf der anderen Seite: Wäre ich geblieben, hätte ich meine Fähigkeiten im Bereich der klassischen Musik nicht erweitern können. Ich hätte nichts über Orchestrierung gelernt und könnte auch nicht richtig Klavier spielen. Man kann immer denken, das dies oder jenes besser gewesen wäre. Aber ich denke auch, dass das Tourneeleben und der damit einhergehende Druck nicht jedermanns Sache ist. Und für mich wäre das absolut nichts. (…) Es wäre schön für mich, etwas bekannter zu sein. Aber gleichzeitig bin ich sehr dankbar dafür, wie es ist, denn es gibt viele Menschen, die sich fürchterlich abrackern müssen. Ich stehe in der Mitte. Ich fühle, dass ich vieles richtig und ziemlich gut gemacht habe.“
Autor: Bernd Vormwald