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Anthony Phillips & Guillero Cazenave – The Meadows Of Englewood – Rezension

Die Zusammenarbeit von Anthony Phillips mit Guillermo Cazanave mündete im gemeinsamen Album The Meadows Of Englewood.

The Meadows Of Englewood – eine „anglo-iberische“ Session

Ende Juli bekam die it-Redaktion einen dicken Umschlag von einem bis dato unbekannten Absender in Spanien. Inhalt waren eine brandneue Anthony Phillips CD und ein Buch über Anthony. Von beiden Projekten hatten wir bis dahin nicht die leiseste Ahnung, und somit konnten auch wir einmal über eine Neuerscheinung aus dem Genesis-Umfeld so richtig überrascht sein.

Die CD ist eine Gemeinschaftsproduktion von Ant zusammen mit dem Argentino-Spanier Guillermo Cazenave, basierend auf einer Session der beiden vom Sommer 1995. Das Album selbst ist quasi komplett eine spanische Produktion, denn Guillermo Cazenave stellte das Material zusammen, und erschienen ist es beim spanischen Label Astral. Wie kam es aber eigentlich zu der Session, was steckt hinter den Stücken, wer ist Guillermo Cazenave, und was hat er mit Anthony Phillips zu tun? Wir haben Anthony Phillips diese Fragen gestellt, und der folgende Bericht basiert größtenteils auf seinen Antworten.

Guillermo stammt aus Argentinien und lernte früh den Umgang mit verschiedenen Musikinstrumenten (Dudelsack mit 7 Jahren, Schlagzeug mit 9, Gitarre und Keyboard mit 1 2). Später zog er nach New York, und von 1978-82 wohnte er in London. Heute lebt er in der Nähe von Barcelona in Spanien. Er gilt als eine Art Vorreiter auf dem Gebiet der New-age Musik. Guillermo lernte Ant während seiner Zeit in London kennen, als er Gitarrenschüler bei ihm war. Er war damals musikalisch schon sehr aktiv und hatte bereits einige eigene Alben veröffentlicht. Als er dann 1983 nach Spanien zog, blieb der Kontakt bestehen. Man schrieb sich gelegentlich, aber zu einer Zusammenarbeit zwischen Ant und ihm kam es nicht.

Ende Juli 1995 trafen Ant und Guillermo dann in Ants Studio in London zu einem „just for fun“ -]am zusammen, aus dem die nun vorliegende CD entstand. Alle Stücke (außer I Wish This Would Never End) wurden live eingespielt, sind größtenteils improvisiert und wurden später lediglich bei den Gitarrenparts ein wenig von Guillermo ,,aufpoliert“.

Peggy In The Skies Without Diamonds

Die Gitarre steht hier klar im Vordergrund, getragen von fließenden Keyboard-Sounds. Der Titel ist als Joke von Guillermo an die Adresse seiner Bekannten Peggy Hamilton gerichtet, die in den 60er Jahren den Beatles-Fanclub mitbegründete und mit John Lennon persönlich bekannt war.

The Meadows Of Englewood (suite)

Das ultralange Titelstück ist eine Suite, die sich aus bekannten Sounds und Stilkomponenten von Ant zusammensetzt, aber auch aus genauso vielen Einflüssen von Guillermo.

Lucy: An Illusion

Neuaufnahme des Klassikers von 1980. Guillermo wollte ein paar Songs von Ant für das spanische Fernsehen auf Video aufnehmen. Dieses war eines der Stücke, an die sich Ant „am einfachsten erinnern konnte, ohne allzu viele Fehler zu machen“ (Zitat).

The Agent Mulder Never Resolves A Single Case

Ein etwas monumental aufgebauter Synthesizer-Song, laut Ant mit einer „sehr TV-orientierten, starken Atmosphäre“. Der Titel verrät den „X-Philes“ schon, was Guillermo bei diesem Stück beeinflusst hat. Ja, er ist ein Fan der Kult-Fernsehserie The X-Files/Akte X mit „FBI special agent“ Fox Mulder als einem der beiden Hauptakteure. Ant gesteht übrigens, das er die Serie schon ein paarmal gesehen hat und auch er, obwohl es ihm schon manchmal etwas unheimlich wird, ein Fan ist.

Sortilege

Verträumte Keyboardklänge und darüber eine schwebende Gitarre bilden diese Nummer. Das Ganze erinnert etwas an Slow Waves, Soft Stars, allerdings, so Anthony, absolut unbeabsichtigt.

She’ll Be Waiting

Hier wollte Ant nicht viel über den Hintergrund des Songs verraten, nur soviel, dass es ein trauriges Stück über jemanden sei, der einen geliebten Mitmenschen verloren hat. Das Stück wird ebenfalls, allerdings nicht in dieser ]am-Version, auf Ants nächstem Private Parts & Pieces-Album zu finden sein.

The Circle

Bei diesem Stück der Session dürfte es sich laut Ant wohl um den Teil eines größeren Werkes handeln, an dem Guillermo in Zukunft och arbeiten wird.

Picaresca

Ein Werk, komplett improvisiert und vorgetragen auf der 12-saitigen Gitarre. Es enthält Teile, die Ant im laufe der Jahre immer wieder bei solchen Improvisationen benutzt habe.

I Wish This Would Never End

Das Stück vom Sail The World-Album ist hier als Bonustrack wiederzufinden, weil ein Freund von Guillermo aus Südamerika eine radiotaugliche Nummer mit Drums und Rhythmus mit auf der CD haben wollte und die ]am-Nummern (auch nach Ants Meinung) nicht sonderlich radiotauglich seien.

Ocho pomelos con pimienta … ; prestame un mango, pibe!

(Anthony’s reflections after the Jam?: ein witziger Ausklang der CD – Ant meinte dazu: ,,Yes, it’s very silly!“

Autor: Helmut Janisch